Berichte von 04/2014

Montag, 28.04.2014

#15 Mal wieder spazierengehen und was sonst so passiert

Hallo!

Gestern bei einem erneuten Spaziergang hier in der Gegend kam ich nahe unseres Hauses an eine Treppe, die durch einen art Urwald einen beinahe senkrecht abfallenden Hang hinunterführte, und tatsächlich 201 Stufen hatte.

Es war auch ein bisschen anstrengend, die ganze Treppe hinterher wieder hinauf zu laufen, vor allem, da es ziemlich warm war, schon fast zu warm. Die meiste Zeit verbrachte ich mit geöffneten Fenstern in meinem Zimmer, was angenehm war, und am Abend wurde es dann sogar wieder recht kühl. Aber als ich am späten Nachmittag den Spaziergang machte, war es ganz schön heiß. Auch am Samstag war es beim Aikido deshalb ganz schön anstrengend (ansonsten aber sehr, sehr schön). Auch Otoosan und Okaasan meinten die ganze Zeit, es sei so heiß, aber als ich sagte, dass es beim Aikido deshalb anstrengend gewesen sei, meinte Otoosan so in etwa, dann solle ich mal sehen, wie es im Sommer wird.

Die Zeit steht nicht still...

Naja, eigentlich ist es nicht wirklich erstaunlich, dass es wärmer wird, wenn man bedenkt, dass es schon beinahe Mai ist. Aber für mich ist irgendwie keine Zeit vergangen, seit ich geflogen bin, und damals hatte für mich gerade erst der Winter aufgehört. Wenn ich jetzt daran denke, dass mein ganzer Frühling in Japan schon fast vorbei ist, kann ich es kaum glauben. Dann kommt es mir viel zu kurz vor. Überhaupt, es ist immerhin schon fast 6 Wochen her, seit ich los geflogen bin. Okay, genau betrachtet habe ich seitdem unheimlich viel gemacht, aber wenn ich daran denke, dass von meinen gut 10 Monaten eineinhalb schon herum sind, scheint mir die Zeit viel zu schnell vergangen zu sein. Ich habe einfach immer noch das Gefühl, dass gerade erst alles anfängt.

Leicht verstörendes Gespräch

In meinen heutigen drei Bibliotheksstunden war ich alleine. Ich lernte also und schrieb auf Japanisch. Dadurch, dass ich letzte Woche so extrem viel Grammatik gelernt habe, habe ich totale Lust dazu bekommen. Auf einmal kann ich so viele Arten, Sätze zu verknüpfen und damit keine Ahnung was auszudrücken, und das will ich auch anwenden. Leider habe ich meistens keine Ideen, was ich schreiben könnte.

Als ich dann schließlich wieder in mein Klassenzimmer zurückkehren wollte, traf ich eine Klasse aus dem 2. Jahr Mittelschule (8. Klasse). Die meisten waren gewohnt schüchtern und flüsterten nur mehr oder weniger auffällig ihr "kawaii". Aber drei Mädchen sprachen mich an, in extrem gutem Englisch, erst recht gut, da sie es ja S-Sensei zufolge erst seit einem Jahr lernen. Aber vielleicht haben sie seit sie drei sind Privatunterricht, so wie die Kinder, die Okaasan unterrichtet. Erst waren sie zwar auch ein bisschen verlegen, aber dann machte es ihnen sichtbar Spaß, mir Fragen zu stellen und es war sehr lustig. Dass ich Arashi kenne freute sie natürlich besonders. Sie waren aber auch die ersten, die mich fragten, ob ich Hitler möge. Wobei ich erstmal nicht einmal erkannte, was sie meinten, das sie es Chitora aussprechen. Erst als sie eine Lehrerin um Hilfe baten und diese den Vornamen sagte, verstand ich es. Ich hatte mit allem möglichen aber nicht damit gerechnet, was wohl auch der Grund dafür war, dass ich nicht so reagieren konnte, wie es im Nachhinein gerne getan hätte. Ich hoffe, bei ihnen ist trotzdem angekommen, dass ich Hitler wirklich nicht mag.

Mathe: Lieblings-/Hassfach

Ich finde, meine liebe Lehrerin könnte irgendwie ein bisschen mehr Rücksicht auf mich nehmen. Immerhin kann ich ja noch nicht mal die Fragen richtig lesen. Und es ist hart, in Mathe ständig 0 Punkte zu bekommen. Sogar in einem Test, indem ich zwei von drei Aufgaben eigentlich einigermaßen richtig habe, habe ich 0 Punkte. Und zwar weil ich in der einen Kommas zwischen Zahlen vergessen habe und in der anderen 7 statt 6 Vielfache einer Zahl geschrieben habe. In Deutschland würde man da doch wohl Teilpunkte bekommen, oder? Ich verstehe gar nicht, warum es dann überhaupt maximal 10 Punkte gibt, wenn man die nur für perfekte Antworten bekommt. Und dazu schreibt sie mir noch "good try". Egal, dafür habe ich heute im Englischgrammatiktest 20/20 Punkten und im Vokabeltest 18/20 Punkten bekommen ;P

Also, was soll ich zum Sportunterricht sagen? Ich bin ziemlich sportlich, also kann ich nicht wirklich beurteilen, wie der Unterricht für andere ist. Am Anfang läuft man drei Runden, danach dehnt man sich ein bisschen und macht Push-ups und Liegestütze, aber statt 10 machen alle nur so drei, wenn überhaupt. Außerdem ist alles, wie immer, sehr geordnet. In der ersten Stunde mussten wir uns nach größe sortieren und in dieser Reihenfolge sind wir immer. Das Dehnen und so findet also in ordentlichen Viererreihen statt. Unsere Themen sind gerade Basketball und 50-Meterlauf, denke ich, aber ich weiß weder, ob dass in allen Schulen so ist, noch in welchem Jahr ihr landet. Jungen machen im Sportunterricht oft Judo, habe ich gehört, aber ich glaube, auch eher in der Mittelschule.

Mittagsmusik

Noch was Schönes in der Schule: Dort gibt es Mittagsmusik (einigen wird das ja was sagen). Wenn der Homeroom am Tagesende um ist, wird über die Laufsprecher klassische Musik gespielt. Leider überzieht S-Sensei meistens so, dass die Musik, bis wir mit dem Homeroom fertig sind, schon wieder um ist.

 

Viele Grüße

Pauline

Freitag, 25.04.2014

#14

Hallo!!

Gerade bin ich irgendwie fröhlich, ich weiß gar nicht genau, warum. 

50m-Lauf

Der Sportunterricht war heute aber schön. Aus irgendeinem Grund haben wir donnerstags und freitags verschiedene Sportlehrer. Donnerstags machen wir Basketball, worin ich ziemlich schlecht bin. Heute dann 50m-Lauf. Draußen auf dem Sportplatz bei strahlendem Sonnenschein. Als wir unsere drei Runden zum Aufwärmen liefen -die gehören in jeder Sportstunde dazu, genauso wie das Dehnen im Anschluss, ein paar Liegestütze und Push-ups- also, als wir da so liefen, erinnerte mich das daran, wie wir letzten Sommer in der Schule Leichtathletik machten. Und auf einmal kam es mir sehr seltsam vor, an's andere Ende der Welt zu fahren, um dann mit 50 Mädchen auf einem staubigen Sportplatz Runden zu laufen. 

Okay, danach kam also 50m-Lauf, und ich bin jetzt die Schnellste meines Jahrgangs! Die anderen wollen deshalb, dass ich beim Sportfest für unsere Klasse antrete. Das ist aber erst im Herbst. Ich bin aber nicht die Größte, es gibt in meiner Klasse noch ein paar Größere. Allerdings bin ich aber wahrscheinlich die mit den längsten Beinen.

Und dabei hatte ich außerdem schrecklichen Muskelkater. Vor zwei Tagen kam Yutaro nämlich aus irgendeinem Grund auf die Idee, dass er im Wohnzimmer Krafttraining machen müsse. Ich machte also auch mit, Otoosan auch, und es war sehr lustig. Aber naja, jetzt habe ich Muskelkater. Yutaro fand das sehr lustig, er hat keinen. Und morgen will ich zum Aikido, hoffentlich wird es bis dahin beser!

Meine LP

Heute hatte ich außerdem ein Gespräch mit meiner LP (Liaison Person) H-San. Ich glaube, ich habe sie noch gar nicht erwähnt. Jeder Austauschschüler hat eine LP, an die er und auch die Gastfamilie bei Fragen und Problemen wenden kann. Und einmal im Monat gibt es wohl ein Gespräch mit ihr. An sich finde ich das sehr gut, es zeigt ja, dass sie versuchen, sich um uns zu kümmern, und wenn man wirklich ein Problem hat, ist es toll, dass jemand da ist, an den man sich wenden kann. Nur, ich habe wirklich kein Problem! Ich weiß echt nicht genau, was ich so mit ihr besprechen soll. Ich musste einen Fragebogen ausfüllen, darüber, wie ich mit meiner Gastfamilie und allem so zurecht komme. Eigentlich hätte ich alles mit "gut" ausfüllen können, aber wie ich so bin nahm ich alles sehr genau, dachte über jede Frage genau nach und fragte mich gleich, ob sie wohl denken, dass ich zu viel Kontakt mit meiner Familie und Freunden habe, wenn ich ankreuze, dass ich schon mehr als 5 Mails geschrieben habe (das höchste, was es gab). Dafür habe ich allerdings noch nie geskyped. Am Ende wurde ich nicht mal fertig.

In welchen Club soll ich gehen...

Und zuletzt war ich dann heute noch im Kochclub, wo wir echt leckere Süßigkeiten mit Anko (Bohnenpaste) machten. Ich weiß immer noch nicht, in welchen Club ich nun eintreten soll! Gestern war ich auch beim Musikclub, dort wird vor allem getanzt. Es war beeindruckend, weil sie total gut waren, aber Tanzen ist nicht so meins. Ich schwanke immer noch zwischen Wandern, Orchester und Teezeremonie. Über Wanderen denke ich das gleiche wie Norakah es in seinem Kommentar geschrieben hat. Ich hätte irgendwie echt Lust drauf. Aber andereseits, jedesmal wenn ich den Orchesterclub höre, überkommt mich der Wunsch, da mitzuspielen. Und Teezeremonie... Da der Orchesterclub montags und freitags ist, könnte ich wahrscheinlich fragen, ob ich dann donnerstags zu Teezeremonie gehen könnte, obwohl die eigentlich auch montags und freitags ist. Aber Wandern ist an allen drei Tagen, also könnte ich da nichts parallel machen. Ach ich weiß nicht, es ist echt schwer das zu entscheiden (was ja eh nicht so meine Stärke ist ;D ). Heute in Sport versuchten die Mitglieder der besagten drei Clubs schon, mich durch Schreien für ihren Club überzeugen.

Spaziergang statt lernen

Der Unterricht mit den Volonteer Teachers ist weiterhin ganz schön. Gestern machten wir einen Spaziergang anstatt zu lernen. Wir  gingen zu einem Park, von dem man einen schönen Blick auf den Hafen hat. Ich kann von meinem Haus wirklich zum Meer laufen, es dauert nur ein bisschen. Und das Meer ist halt nicht so, wie man sich vielleicht so das Meer vorstellt, sondern zum größten Teil Hafen oder auch Industriegebiet. Nur ab und zu gibt es mal einen Park. Wir waren auch auf dem Friedhof für Ausländer. Normale Menschen dürfen da nicht hin, aber die Lehrerin durfte es, vielleicht ist sie Gemeindemitglied oder so. Es war schön dort. Der ganze Spaziergang war also sehr interessant, aber da wir die ganze Zeit Englisch sprachen, lernte ich kein Japanisch.

Japanisch

Normalerweise strenge ich mich aber immer mit dem Lernen an. H-San machte sich heute schon Sorgen, dass ich zu viel lerne, und meinte, ich solle es ein bisschen langsam angehen. Dabei habe ich gar nicht das Gefühl, die ganze Zeit zu lernen, es ist eher so, dass ich sehr viel schon konnte. In der Schule habe ich manche Freunde, mit denen ich irgendwie allermeistens Englisch spreche, weil sie es gut können und es einfach bequemer ist. Mit anderen spreche ich aber vor allem Japanisch, weil manche echt richtig schlecht Englisch können oder der Ansicht sind, ich solle Japanisch lernen. Zuhause spreche ich wahrscheinlich zu viel Englisch. Es ist einfach viel einfacher. Langsam fange ich aber an, auch hier einfache Sachen auf Japanisch zu sagen. Und Dinge wie "kawaii", "atsui" (heiß) oder "oishii" (lecker) sage ich schon ganz intuitiv auf Japanisch. Heute passierte es mir außerdem, dass ich meine Lehrerin auf Deutsch ansprach. Es lag wohl daran, dass ich mit "sensei..." began, aber gleichzeitig darüber nachdachte, dass ich es komisch finde, nach "Sensei", was für mich so höflich ist, mit "could you" weiter zu machen, weil "you" für mich "du" heißt. Also führte ich den Satz stattdessen mit "könnten Sie" fort. Dann wollte ich sagen "Mist, jetzt spreche ich Deutsch!", konnte das dann aber noch in "Now I am speaking German!" umändern.

Es freut mich übrigens, dass euch allen mein Blog so gut gefällt. Ich schreibe gar nicht nur, was mir einfällt, sondern beantworte auch einfach ganz viele Fragen, auch die, die mir per Email gestellt werden. Ich habe mir schon Sorgen gemacht, dass es deshalb vielleicht ein bisschen chaotisch wirkt, aber das scheint ja nicht der Fall zu sein. 

  • Ach so, und Mathe ist auch eins meiner Lieblingsfächer - in Deutschland. Hier macht es mich etwas fertig.
  • Das Problem mit den Senpai hat man nicht, da alle Gleichalten in einem Jahr sind. Man kann nämlich nicht sitzen bleiben. Ich verstehe zwar nicht so ganz, weshalb die Tests dann so wichtig sind, aber gut.
  • Der Bioclub hat zwei Wasserschildkröten, drei uparupa (den deutschen Namen weiß ich leider nicht) und noch so kleine, im Wasser lebende Würmer, die offenbar nicht sterben können, so habe ich es jedenfalls verstanden. Nur schmutziges Wasser bringt sie um, aber nicht, wenn man sie zerreißt. 
  • Was mache ich mit Shiori..? Essen, fernsehen. Wir sind ja ziemlich viel in der Schule und abends schläft sie oft erst und lernt dann. Heute saßen wir aber zusammen im Wohnzimmer, jeder mit einem Laptop und Kopfhörern. Als Otoosan heimkam, fand er es sehr lustig.

 

Gut, das war's von mir. 

Pauline

 

 

Mittwoch, 23.04.2014

#13 Antworten und was mir sonst so einfällt

Hallo,

ich dachte irgenwie, dass ich mal wieder einen Blogeintrag schreiben sollte, obwohl ich gerade ehrlich gesagt keine Ahnung habe, worüber. Aber ich fange mal damit an, die Fragen zu beantworten:

Die ersten Prüfungen...

...tja, kein gutes Thema. Eigentlich werden ständig Prüfungen geschrieben. In beiden Mathekursen jede Woche einen (mir kommt es aber noch öfter vor), in zwei von zwei Englischkursen jede Woche einen oder zwei und in den anderen Fächern auch ab und zu. Bei mir sieht das dann so aus: Englisch 96 von 100 Punkten (im anderen Test waren es ehrlich gesagt nicht ganz so viel ;-P) und Mathe 0 Punkte. Wirklich!!! Mich macht das fertig. Dass ich in Geschichte auch 0 Punkte habe, stört mich nicht, etwas anderes hätte mich gewundert. Aber Mathe... Okay, aber das sind nur kleine Zehn-Minuten-Tests. Irgendwann wird es dann wohl Testwochen geben, und so wie ich meine Lehrerin bis jetzt einschätze, muss ich dann schon mitschreiben, zumindest in den Fächern in denen ich im Unterricht bin. Alle Japanischkurse, PoWi, Weltgeschichte und Bio lasse ich nämlich und bin in der Zeit in der Bibliothek. Um Bio tut es mir leid, denn ich liebe Bio wirklich, aber ich habe echt überhaupt nichts verstanden und bin fast eingeschlafen, also ist es wohl besser so. Ach so, schlafen, gestern habe ich es zum ersten Mal meinen Klassenkameraden gleichgetan und im Unterricht geschlafen. Oder jedenfalls fast. Es war in einer Religionsersatz-Stunde (obwohl sie eine katholische Schule ist, darf meine Schule keinen Religionsunterricht in der Oberstufe machen, da Religion in Japan kein Schulfach ist) und es ging um eine Hunger Map. Ansich hätte ich es wirklich interessant gefunden, aber naja, wenn man absolut nichts versteht ist es nicht mehr ganz so interessant.

Christliche Regeln..?

Es gibt nicht nur keinen Religionsunterricht, auch sonst merkt man nicht so wirklich, dass es eine christliche Schule ist. Morgens und Nachmittag müssen sich halt alle bekreuzigen und es wird ein "Ave Maria" gebetet. Außerdem wird manchmal (mittwochs?) auch ein christliches Lied gesungen und es gibt eine Kapelle in der Schule und einen Kirchenchor. Aber ich bin möglicherweise sogar die einzige Christin in meiner Klasse. Also, es gibt wohl nicht wirklich so "christliche Regeln", es ist einfach nur vieles recht streng, aber das ist auf anderen Privatschulen vielleicht genauso. Unsere Regenschirme müssen zum Beispiel marineblau, braun oder schwarz sein, wir werden auf unserem Weg von der U-Bahn zur Schule überwacht, und Schmuck oder auffällige Haarspangen sind sowieso tabu. Viele Mädchen stecken sich stattdessen aber ihre Haarspangen an da Revers des Blazers, was aus irgendeinem Grund keinen Lehrer stört, was ich nicht so ganz verstehe, aber gut. Ich habe es heute auch gemacht.

Die Schwierigkeiten, die japanischer Matheunterricht zu bieten hat (ein paar davon)

Und nein, Japaner schreiben normale Zahlen (obwohl sie parallel natürlich auch die Kanjizahlen benutzen, aber nicht für Mathe). Allerdings ist eine 1 nur ein Strich, was ich erst nicht erkannt habe, genausowenig wie ich alpha und a auseinanderhalten konnte oder geteilt durch und Doppeltpunkt. Auch ist ein x für mich eine Variabel, aber hier ist es das Mal-Zeichen. X als Variable gibt es zwar auch, das sieht aber ein bisschen anders aus. Und bei trigonometrischen Funktionen benutzen sie, wo ich ein alpha benutze, einen komischen grichischen Buchstaben, den ich nicht kannte, so dass ich die ganze Zeit dachte, es sei eine Null. Und sie schreiben bei Brüchen zuerst den Nenner, was mich auch erst verwirrte. Dazu kommt noch, dass S-Sensei selbst bei den anderen Schülern den Ruf hat, extrem schnell zu sprechen, ich ihre Kanji von der Tafel nicht mal richtig abschreiben kann, weil sie so krakelig schreibt, und man in japanischen Schulen keine Taschenrechner benutzen darf, ich aber ganz schön aus der Übung im Kopfrechnen bin und die meisten Formeln nicht kenne, weil man die nicht wirklich braucht, wenn man mit Taschenrechner rechnet.

Heikle Themen und eine etwas seltsame Musikwahl

Ich weiß nicht, was die Japaner über Walfang und Atomkraft denken und bezweifel außerdem dass man in diesem Fall von "den Japanern" sprechen kann. Im Fernehen kam mal etwas über Walfang, aber ich habe es natürlich nicht verstanden. Und obwohl es mich auch interessiert, was man so darüber denkt, werde ich nicht versuchen, das in der nächsten Zeit herauszufinden. Ich bin vielleicht ein bisschen kritisch, aber erstmal geht es mir darum, hier ein gutes Verhältnis zu den Leuten zu haben, selbst wenn diese möglicherweise Atomkraft oder Walfang gutheißen könnten.

Japanische Zeitung kann ich nicht lesen und ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob ich es jemals lernen werde. 2000 Zeichen sind schon ziemlich viel. Und ob im Radio Symphonische Musik kommt, weiß ich nicht. Warscheinlich irgendwo schon, aber ich habe es noch nicht mitbekommen, ich höre aber auch so gut wie nie Radio. Im Fernsehen kommt zwar keine symphonische Musik, aber dafür andere lustige Sachen. Die Musik bei einer Werbung ist irgendein Weihnachtslied, wobei mir ehrlich nicht einfällt welches. Und bei einer anderen Werbung kommt tatsächlich das "Dies Irae" aus dem Mozart Requiem. Ich weiß immer noch nicht, für was die Werbung war, denn sie kam nicht oft, aber ich habe mich immer gefreut, sie zu hören.

Fuji-san/Clubs

Der Fuji-san, ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie weit er entfernt ist, aber an klaren Tagen kann ich ihn von meinem Schulweg aus sehen. Meine Gastfamilie hat gemeint, wir könnten versuchen, ihne zu besteigen, aber sie haben außerdem gesagt, dass sie es schon mal versucht und nicht gaschafft haben. Wenn mir also was daran liegt, ihn zu besteigen, sollte ich dem Wanderclub meiner Schule beitreten. Aber ich habe mich immer noch nicht entschieden, in welchen Club ich will.

Ich war schon bei Orchester, Wandern und Teezeremonie. Außerdem habe ich mit einem Bioclubmitglied zusammen die Tiere des Biologieclubs gefüttert und war bei der Schülerzeitung vorbeigeschaut (als ob ich auf japanisch für eine Zeitung schreiben könnte). Im Orchesterclub habe ich Cello gespielt, allerdings noch nicht mit dem Orchester zusammen. Jedes mal wenn ich sie morgens oder in der Mittagspause üben höre, will ich da mitmachen. Der Wanderclub war auch schön, außerdem hätte ich irgendwie Lust darauf. Der Teezeremonieclub war total interessant, ich durfte sogar selbst Tee machen. Außerdem habe ich mich dort total wohl gefühlt, alle waren echt nett. Aber irgendwie habe ich keine Lust, da dreimal die Woche hinzugehen. Der Bioclub wirkte auch echt lustig, obwohl ich mir nicht sicher bin, ob man das als artgerecht Tierhaltung bezeichnen kann. Beim Zeitungsclub war es auch sehr lustig, aber wie gesagt, das ist aussichtslos.

Coole Clubräume und die Beziehung zu den Senpai

Was ich dort aber toll finde, ist der Clubraum. Er erinnert mich wirklich an den "Mohnblumenberg" auch wenn er natürlich nicht so chaotisch ist (ich weiß, dass niemand diesen Film kennt, aber egal). Der Raum ist jedenfalls im alten Gebäude, weshalb er einen alten Holzfußboden hat und eine alte Holztür und an den Wänden stapeln sich alte Zeitungsausgaben. 

Bei den Clubs bin ich außerdem zum ersten mal mit Senpai in berührung gekommen. Senpai, das sind ältere Schüler, und sie haben einen enorm hohen Stellenwert in der japanischen Kultur. Die Senpai müssen sich auch um alles kümmern. Manche Clubs werden von Lehrern geleitet, aber andere, wie der Orchesterclub oder der Wanderclub offenbar nicht (jedenfalls war kein Lehrer da). Da sind dann die Senpai für alles verantwortlich. Sie unterrichten auch die jüngeren, so brachte ein Senpai im Orchesterclub mir und einem anderen Mädchen ein Stück auf dem Cello bei und im Teezeremonieclub halfen sie den Jüngeren. Auch der Dirigent des Orchesterclubs ist ein Senpai. Dafür müssen im Wanderclub die jüngsten Mitglieder in der Pause Wasser ausschenken und hinterher die Sachen zurück in den Clubraum tragen, und nach dem Club oder wenn man die Senpai auf dem Flur trifft, grüßt man sie sehr viel höflicher, als die Schüler des eigenen Jahres. Vielleicht ist das einer der Gründe, warum es mir bei dem Teezeremonieclub so gut gefiel: Dort behandelten mich die Senpai wie einen von ihnen, weil sie wussten, dass ich eigentlich genauso alt war wie sie, und ich konnte sie also auch ganz normal behandeln, was sehr viel angenehmer ist.

Was sonst noch war

  • Ich habe jetzt Volonteer Teacher, dass sind irgendwelche Mütter, die in meinen Freistunden mit mir Japanisch lernen. Ich war ehrlich gesagt nicht so begeistert darüber, denn ich mochte meine Freiheit in diesen Stunden, genauso wie das alleine lernen. Aber bis jetzt sind sie wirklich nett, es ist lustig mit ihnen und ich habe wahrscheinlich in den drei Tagen, die sie schon da sind, mehr Japanisch gelernt als in der ganzen letzten Woche.
  • Am Samstag war ich in "Detektiv Conan". Ich habe nicht alles verstanden, hatte aber eine Menge Spaß mit den anderen. Außderdem war es interessant zu sehen, wie wichtig dieser Film für manche ist. Schließlich kommt jedes jahr am 18. oder 19. April ein neuer raus und für meine Freune ist es klar, dass sie da auch jedes Jahr ins Kino gehen. Außerdem gibt es eine Menge Fanartikel.
  • In Naruto passiert irgendetwas sehr wichtiges, leider habe ich nicht ganz verstanden was. 

 

Okay, das war jetzt mal wieder sehr viel, ich mache das auch nur, weil ich dann einen Vorwand habe, weshalb ich den Computer brauche, und dabei Musik hören kann ;D Nein, dass stimmt nicht, aber ich höre wirklich immer Musik beim Schreiben. Also, es ist Abend und ich bin recht müde, aber ich werde jetzt wohl mal baden, falls Shiori damit fertig ist, und dann muss ich noch ein bisschen lernen und Hausaufgaben machen, fürchte ich, sonst wird es morgen unerträglich viel.

Schöne restliche Ferien für die, die noch Ferien haben (nächste Woche ist Golden Week, dann habe ich frei!)

Pauline

 

 

Donnerstag, 17.04.2014

#12 Als Ausländer in Japan und ein Spaziergang durch Yokohama

Ausländer

Yokohama ist ja, zumindest in den Augen der Japaner, eine multikulturelle Stadt. Ich denke, man kann das durchaus so sehen, die Frage ist halt, womit man es vergleicht. Gestern, als ich aus der Schule kam, sprach mich ein Amerikaner/Europäer an, um mich zu fragen, ob das die internationale Schule sei. Ehrlich gesagt hatte ich mich schon gefragt, wann mich mal jemand wegen so was anspricht. Aber wenn man an Deutschland denkt, wer würde da schon auf die Idee kommen, dass irgendwo die internationale Schule sei, nur weil dort ein Türke oder so herumläuft? Wer würde schon grinsend und leicht ungläubig fragen "du kannst also Deutsch?", wenn er hört, dass es nur eine ganz gewöhnliche deutsche Schule ist, auf die dieser Türke geht? So ging das Gespräch zwischen mir und dem Mann nämlich weiter. Man sieht also, wie hoch (oder eher gering) der Anteil an ausländischen Schülern hier an den Schulen ist. Und dass die wenigen Ausländer das auch so erwarten. Ich selbst habe mich ehrlich gesagt auch schon mal gefragt, warum mich Angestellte in einen Laden eigentlich ansprechen, wo ich sie doch eh nicht verstehe. Nur, um mir gleich darauf klar zu machen, dass man mir das ja erstens nicht ansieht und dass es ja zweitens zeigt, dass diese zumindest nicht davon ausgehen, dass kein Ausländer in der Lage sei, die unglaublich komplizierte japanische Sprache zu erlernen.

So weit ich wusste, sind Japaner ziemlich nationalbewusst. Die Gesetze, um eine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen, wurden vor wenigen Jahren mal wieder verschärft, Ausländer bekommen nie die japanische Staatsbürgerschaft und außerdem sind sie der Ansicht, dass alles Japanische etwas besonderes ist und Japanisch die schwerste Sprache der Welt. So dachte ich zumindest. Bis jetzt hat sich das eigentlich für mich noch nicht so richtig bestätigt. Das Japanisch nicht die schwerste Sprache ist, dieser Ansicht waren, glaube ich, alle, die ich bisher getroffen habe. Außerdem ist Europa für viele das Traumreiseziel. In den U-Bahnen und Bahnhöfen ist wirklich immer alles in Umschrift geschrieben, oft sogar auch noch in Englisch, und die Ansage vor jeder Haltestelle wird auch noch mal auf Englisch gesagt, was selbst in Frankfurt nicht so ist. Außerdem sind wirklich alle immer total freundlich. Bleibt also nur, dass es kaum Ausländer gibt. 

Ob die Japaner das so wollen, ist mir nicht so ganz klar. Auffällig ist jedoch, wie oft man ausländische Touristen oder auch Menschen, die nach Japan gezogen sind, im Fernsehen zu sehen sind. Und zwar nicht als normale Menschen, sondern eben in der Rolle der "Ausländer". Es gibt wirklich ganze Sendungen die zeigen, wie südamerikanische Touristen Osaka anschauen oder wie der der Anteil an Ausländern beim Hanami in Tokyo angestiegen ist. Es gab auch einen Film, bei dem mit versteckter Kamera die Reaktion von japanischen Passanten gefilmt wurde, die ein Amerikaner in sehr schlechtem Japanisch nach dem Weg zum Bahnhof gefragt hatte. Fairerweise muss man sagen, dass wirklich alle unglaublich freundlich und hilfsbereit reagierten. Andererseits wirkte das Ganze auf mich aber so, als sei genau dieser Eindruck von Japanern das Ziel der Sendung. Genauso wie auch bei einer Sendung, die gleich im Anschluss kam und den Titel "Japan vs. Heimatland" trug. Dort wurden Ausländer interviewt, die Fragen waren zum Beispiel: "Wo ist das Essen besser?" oder "Wo sind die Leute freundlicher?". Am Ende gewann Japan ziemlich hoch, allerdings wurden auch nicht alle Fragen gleich oft gestellt. Während manche nur einmal gestellt wurden, machte die Frage, wo die Frauen hübscher seien, und die ausnahmslos mit "Japan" beantwortet wurde, dagegen so ein drittel der gesamten Fragen aus.

Ich weiß also immer noch nicht genau, was ich im Algemeinen von Japans Einstellung Ausländern gegenüber halten soll. Die Menschen, denen ich bisher persönlich begegnet bin, waren aber alle sehr freundlich, aufgeschlossen und an anderen Ländern interessiert. Nur dass ich halt auf der Straße angestarrt werde.

Ein Spaziergang

Schon mehrmals schlug Otoosan mir vor, einen Spaziergang zu machen, als ich nichts zu tun hatte (und fügte mit einem Grinsen immer noch "mit Riki" hinzu). Wie auch immer, aus irgendeinem Grund hatte ich es bisher noch nie gemacht. Heute ich hatte ich dann Schulfrei (alle anderen hatten Gesundheitstests, aber ich musste zu Glück nicht getestet werden), und nachdem ich am Vormittag mit Okaasan einkaufen war, mich dann stundenlang mit ihr unterhalten und Musik gehörte hatte, ging ich dann am Nachmittag tatsächlich endlich mal ein bisschen in in unserem Viertel herum. Und ich war verzaubert! Bestimmt ist es eigentlich ziemlich nervig, wenn der Heimweg aus gefühlten hundert meter hohen Treppen besteht oder das Gartentor so schmal ist, dass man mit einem Kinderwagen nicht durchkommt, aber zum herumlaufen und alles anschauen, ist es total toll, und vor allem extrem anders als alle deutschen Städte, die ich kenne. Die meisten Häuser sind von außen mit so grauen Plastikplatten verkleidet und deshalb ziemlich häßlich. Aber dazwischen gibt es großartige Orte! Immer wieder dachte ich, "das ist mein neuer Lieblingsort", nur um kurz darauf wieder eine besonders steile Treppe, einen besonders schönen Garten oder einen besonders großen Baum zu sehen, und das gleiche zu denken:

Sieht aus wie im Wald, ist aber Yokohama Einer der hunderttausend Fußwege Und ein Baumhaus

Wenn man das sieht, würde man doch nicht denken, dass man sich mitten in Yokohama befindet, dessen Einwohnerdichte dreimal so hoch ist wie Frankfurt, und dass man in 15 Minuten ins Zentrum Yokohamas laufen kann, wo es Kaufhäuser gibt, die so groß sind, dass ich alleine nicht mehr herausfinden würde und einen der größten Bahnhöfe des Landes:

Das Zentrum Yokohamas

Bambus gibt es auch, zig Meter hoch und so dick wie mein Arm. Außerdem Palmen, überall, und noch eine ganze Menge anderer Pflanzen, die mich an die Kanaren oder so erinnern. Ja, jetzt wo es wärmer wird, merkt man wirklich, wie südlich das hier ist. Es hat auch schon so 24 Grad, irgendwo in Japan sogar 27. Morgen soll es allerdings wieder auf 12 Grad abkühlen.  

Palmen, hier nichts besonderes Genausowenig wie riesiger Bambus

 

Und jetzt noch mal ein paar Bilder um euch zu zeigen, was ich mit "engen Straßen" meine:

Der Anfang meiner Straße

Zwischen dem weißen Zaun und der Mauer befindet sich: nein, falsch, keine Einfahrt. Es ist der Begin der Straße, in der ich wohne.

Naja, Garten kann man es vielleicht noch nicht ganz nennen...

Der Asphalt im Vordergrund ist tatsächlich eine ganz gewöhnliche Straße, einen Bürgersteig gibt es allerdings nicht, genausowenig wie einen richtigen Vorgarten. Aber die Menschen versuchen, jeden verfügbaren Zentimeter zu nutzen:

Bettdecken lüften

Auch indem sie ihre Decken über dem Geländer lüften, dass den Fußweg zu einem der vielen beinahe senkrechten Abhänge (Yokohama ist ziemlich hügelig) hin abgrenzt. Ich habe auch ein Aquarium mit Goldfischen gesehen, dass unmittelbar an der Straße auf einer morschen Bank stand, nur durch eine kleine Metallplatte vor Aurofahrern geschützt.

Ich liebe Yokohama jetzt jedenfalls! Ich wollte gar nicht mehr umkehren, ständig sah ich einen neuen Weg, den ich gehen wollte, immerwieder Dinge, die mich begeisterten. Schließlich drehte ich vor allem um, weil ich Angst davor hatte, den Rückweg nicht mehr zu finden. "Der Mohnblumenberg", falls diesen Film jemand von euch kennt, spielt übrigens auch hier (wenn ihr ihn nicht kennt, könnt ihr ihn euch ja mal ansehen, falls es ihn in Deutschland schon auf DVD gibt, er ist vom Studio Ghibli und sehr schön, finde ich).

 

Okay, jetzt höre ich mal wieder auf, bei mir ist es jetzt halb elf abends und morgen ist wieder ein normaler Schultag. Auf die Antworten auf eure zahlreichen Fragen, müsst ihr leider auch noch ein bisschen warten, tut mir leid. Und wenn ich viele Rechtschreibfehler gemacht habe, liegt das daran, dass ich gleichzeitig die zweite Folge einer Serie im Fernsehen gesehen habe, die ich nicht wirklich verstanden habe, da ich leider die erste Hälfte der ersten Folge verpasst habe. Vielleicht ist das -oder meine Müdigkeit- auch der Grund dafür, dass mir gerade kein besserer Titel einfällt.

Ich hoffe, es geht euch allen gut, wer auch immer das hier alles liest!

Pauline



 

 

 

 

Dienstag, 15.04.2014

#11 Ein bisschen Alltag

Zwei Deutschsprachige unter 1200 Japanern

Heute ist etwas wirklich verrücktes passiert: Es gab nämlich einen Gottesdienst, bei dem die Siebtklässler (1 Jahr der Mittelschule) gesegnet wurden. Die ganze Schule war da, also 1100-1200 Schülerinnen, die alle ordentlich nach Jahr und Klasse geordnet dasaßen. Das ist wirklich immer sehr genau durchorganisiert, welche Klasse wann und von wo reinkommt und wo sitzt. Und innerhalb der Klassen sind wir dann auch noch nach unseren Nummern sortiert. Ich bin 47. Also jedenfalls saß ich in der letzten Reihe des erste Jahrs, hinter mir saßen die des zweite Jahrs. Und ein Mädchen, dass direkt hinter mir saß, sprach mich auf einmal auf Deutsch an: "Bist du Deutsche?" Wir unterhielten uns ein bisschen auf Deutsch und wie sich herausstellte, lebte sie drei Jahre lang in Deutschland, genauer gesagt in Frankfurt. Noch genauer gesagt an der U-Bahn-Station, an der ich auch wohne. Echt, was für ein Zufall! Ich nehme mal an, dass wir die einzigen beiden Schüler von über 1100 sind, die Deutsch sprechen, und wir saßen wirklich ganz genau hintereinander. 

Putzen

Danach fühlte ich mich etwas verwirrt, aber auch total glücklich. Außerdem durften wir danach, um kurz nach 12, nach Hause gehen, was ich nicht gewusst hatte, mich aber natürlich freute. Erstmal musste ich allerdings noch putzen, zum ersten Mal. Wenn die Schule um ist, macht jeder seinen Stuhl auf seinen Tisch und schiebt den Tisch nach vorne. Die, die mit Putzen dran sind, fegen dann erst hinten, schieben dann alle Tisch nach hinten, fegen vorne und stellen schließlich alle Tische wieder in gerade (zumindest einigermaßen) Reihen. Außerdem werden die Fenster geschlossen und die Tafel, sowie die Tafelwischer geputzt. Dazu habe sogar alle Mädchen Schürzen in der Schule. Asuka, ein Mädchen, die sich seit dem ersten Tag etwas um mich kümmert und mit der ich oft nach Hause fahre, wartete auf mich. Auf dem Weg zur U-Bahn unterhielten wir uns tatsächlich ein bisschen über Japan und Deutschland und Orte, an die wir mal fahren wollen. Ich weiß, dass ich viele Fehler machte und viel in halben Sätzen sprach, außerdem gab es doch immer wieder Worte und Sätze, die ich auf Englisch sagte. Aber mir kam es trotzdem unglaublich vor, dass ich so viel sagen konnte und vor allem so viel verstand. 

Englischunterricht

Zuhause aß ich dann endlich mein Bento und dann unterhielt ich mich ewig mit meiner Gastmutter. Auch wenn ich dabei kein Japanisch lerne, ist es doch immer wieder schön, das zu machen. Genauso wie es mir unglaublich vor kommt, wie viel Japanisch ich schon kann, kommt mir übrigens auch mein Englisch unglaublich vor. Im Herbst habe ich noch kaum einen Satz auf Englisch mit Austauschschülern in Deutschland wechseln können und jetzt erkläre ich meiner Gastmutter das deutsche Schulsystem (oder eine leicht vereinfachte Version davon). Der Englischunterricht ist dafür echt langweilig. Während alle versuchen, irgendwelche englischen Grammatikregeln zu lernen, versuche ich, mit der japanischen Übersetzung irgendwas anzufangen. Und während alle versuchen, sich vor dem einen englischen Satz zu drücken, ist es für mich ja praktisch "meine" Sprache, wenn ich nach dem Unterricht auf Englisch mit meiner Lehrerin rede. Der Unterricht ist generell total anders als der Deutsche. Die Englischlehrer sprechen kaum Englisch. Wir mussten als Hausaufgabe einen Text lesen und im Unterricht wird der dann "besprochen". Das heißt, der Lehrer erklärt irgendwelche grammatikalischen Dinge oder auch Wörter. Er fragt allerdings kein einziges Mal, was wir nicht verstanden haben oder so, sondern erklärt die Sachen, von denen er offenbar annimmt, dass die Schüler sie nicht verstehen. Die Schüler machen also nichts als mitschreiben, vielleicht mal eine Frage beantworten, falls der Lehrer denn eine stellt, und am Ende im Chor einen Textabschnitt laut zu lesen. Natürlich ist das in allen Fächern ungefähr das Gleiche, aber in Englisch finde ich es besonders komisch. Ich vermute, dass das auch der Grund dafür ist, dass die Japaner so schlecht im Englischsprechen sind. Einerseits ist es für sie wahrscheinlich wirklich schwerer Englisch zu lernen als für Deutsche, sowohl was die Aussprache als auch was die Grammatik betrifft. Aber außerdem verbringen sie auch einfach viel zu viel Zeit damit, komplizierte Grammatikregeln zu lernen, als dass sie das, was sie schon könnnen, einfach mal in irgendeiner Form anwenden.

Mit meinen "Freunden" oder: Harry Potter und Arashi

Naja, aber obwohl die Schule langweilig und echt anstrengend ist, geht es mir ganz gut. Mit vielen in meiner Klasse verstehe ich mich echt gut. Ich bin sogar mit einem Mädchen und zwei ihrer Freundinnen für Sonntag fürs Kino verabredet (Detektiv Conan) und mit einem anderen gehe ich in ein paar Wochen zum Karaoke. Und manchmal "unterhalten" wir uns. Wichtigste Themen: Was ist mein Hobby, mein liebstes japanisches Essen (ich sage meistens Curry), was gibt es in Deutschland für Essen (außer Würstchen natürlich, die kennen alle, manchen fallen bei Frankfurt sogar Frankfurter Würstchen ein), wo will ich in Japan gerne hin, was ist mein Lieblingsfilm, Lieblingsbuch, und, sehr, sehr wichtig, was ist meine Lieblingsgruppe/Lieblingssänger. Oder anders gesagt: mag ich One Direction und Arashi? Ich glaube, hier sind alle Fans von denen. Ich finde das total schwer zu beantworten, aber wenn ich sage "Fluch der Karibik", "Harry Potter" und dass ich 1D und Arashi ein bisschen mag, sind alle zufrieden. Außerdem finden sie immer noch alles toll, was ich mache, ob ich nun Cello spiele, Deutsch spreche, ein Wörterbuch oder ein Ordner mit Snoopy drauf dabei habe. Und vielleicht sollte ich es zurücknehmen, dass ich nicht mehr so viel Aufmerksamkeit auf mich ziehe. Dass ist in meiner Klasse so. Aber immer noch grüßen mich Leute, die ich nicht kenne, um dann "kawaiiiii" zu rufen, wenn ich zurück grüße, immer noch winken Leute mir zu, während sie sich dreißig Zentimeter vor mich stellen und mich mit aufgerissenen Augen anstarren, immer noch stupsen sich die Mädchen gegeseitig an, wenn ich über den Schulhof gehe. Und ja, an Harry Potter musste ich auch denken, als ich den letzten Blogeintrag schrieb, wobei es so schlimm dann auch wieder nicht ist.

Clubs

Besonders stark war es aber gestern, als ich in den Wanderclub ging. Am Freitag war ich schon im Orchesterclub und dort hatte ich eher das Gefühl, alle in große Verlegenheit zu stürzen. Gestern im Wanderclub schienen sie dagegen eher außer sich darüber, dass ich ausgerechnet ihren Club besuchen kam, erst recht, als ich sagte, dass ich ihm vielleicht beitreten würde. Es war ein bisschen nervig, aber an sich machte der Club echt großen Spaß. Der Orchesterclub machte auch großen Spaß und ich weiß immer noch nicht, wo ich jetzt eigentlich hinwill. An anderen Sportclubs gibt es noch Volleyball, Basketball, Tennis und Baseball, außerdem gibt es wirklich viele Kulturclubs. Am Freitag gehe ich also vielleicht zu Teezeremonie. Ich versuche einfach mal, möglichst viel auszuprobieren.

Und außerdem war ich am Wochenende beim Aikido, aber außerhalb der Schule. In Deutschland habe ich auch schon Aikido gemacht, und ich wollte es gerne weitermachen, an meiner Schule gibt es es aber nicht (katholische Mädchenschule). Da S-Sensei aber Aikido macht, hat sie mich mitgenommen, und es hat riesigen Spaß gemacht, auch wenn es ganz schön schwer war. Alle haben mich gelobt, vor allem meine Okemi, allerdings habe ich ihnen am Anfang auch nicht gesagt, dass ich seit einem Jahr Aikido mache und den 4. Kyu habe. Am Ende musste ich mich dann mal wieder vor allen auf Japanisch vorstellen, aber inzwischen ist das nicht mehr so besonders schwer. Ich habe mich jadenfalls total gut mit allen verstanden und ich will unbedingt wieder hingehen, auch wenn es recht weit weg ist.

Teezeremonie, mein Gastbruder und Antworten

Die Teezeremonie war übrigens nicht öffentlich sondern von AFS für uns und unsere Gastfamilien. Sie war auch nicht so ganz traditionell, denke ich, da uns die ganze Zeit etwas erklärt wurde und so. Dieses Wochenende hätte ich mit S-Sensei und dem Teezeremonieclub meiner Schule zu einer richtig traditionellen gehen können, aber dazu hätte ich am Samstag früh aufstehen müssen und ich brauchte echt mal einen Tag Pause.

Und Yutaro hat mir vorgestern tatsächlich mit meinen Mathehausaufgaben geholfen, die ich nicht kapierte, obwohl ich es schaffte, die meisten Wörter im Internet nachzuschlagen und außerdem auf Wikipedia und anderen Seiten über das Thema las. Nach reichlichem Nachdenken und nachdem er in seinem eigenen Mathebuch nachgelesen hatte, kam er auch tatsächlich auf eine Lösung, die er mir aber leider weder sagte, noch erklären konnte. Und er schreibt so krakelig, dass ich seine Rechnungen nicht lesen konnte. Schließlich half mir also Otoosan, der auch wirklich auf das gleiche Ergebnis kam wie Yuraro, und es mir außerdem so erklären konnte, dass ich es einigermaßen nachvollziehen konnte. 

Im Home Room redet man, würde ich sagen. Man bekommt außerdem Zettel mit Informationen und so. Das meiste verstehe ich nicht. Selbst wenn S-Sensei über mich redet, kapiere ich oft nicht, was sie da gerade über mich erzählt. Ich habe mich echt schon gefragt, über was sie die ganze Zeit geredet haben, bevor ich kam, denn ich habe das Gefühl, dass es eigentlich ständig nur um mich geht. Und zwar nicht nur im Home Room. Auch in anderen Stunden wird mein Name öfter gesagt, als alle anderen Namen, glaube ich. Andererseits gibt es aber auch Lehrer, die ich schon mehrmals hatte, die aber noch nie irgendwie zu erkennen gegeben haben, dass ich neu bin oder so.

Ach so, und PoWi ist Politik und Wirtschaft, das gibt es als Schulfach in Hessen.

@Norakah: 1) Ich musste doch eine Rede halten, halt nur nicht vor der gesamten Schule. 2) Ihr habt gerade Osterferien, keine Herbstferien und 3) Könntest du mir nicht mal über das Kontaktformular verraten, wer du bist? Ich will es so gerne wissen, aus reiner Neugierde!

 

Okay, das war's mal wieder, ich werde jetzt wohl mal ein bisschen Lernen oder Abendessen essen oder beides (wörtlich übersetzt heißt Abendessen auf Japanisch Abendreis, was aber auch nicht so verwunderlich ist, wenn man bedenkt, dass wir Abendbrot sagen)

Pauline

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Donnerstag, 10.04.2014

#10 Und noch mal Schule

Hallo,

Heute geht es wieder vor allem um die Schule, aber mir wurden ja auch viele Fragen dazu gestellt.

Mein Stundenplan

Ich habe Montag bis Freitag von viertel nach acht bis 15:35 Schule, danach kann es aber sein, dass ich noch putzen muss, außerdem gibt es noch Clubs, wobei ich mich noch nicht entschieden habe, in welchen ich gehen will. Am Anfang und am Ende des Tages gibt es 10 Minuten Home Room, außerdem einmal in der Woche eine ganze Stunde langen Home Room. Am Tag habe ich sieben Stunden, von denen jede 45 Minuten dauert, und mit Ausnahme von Kunst/Musik/Kalligraphie gibt es keine Doppelstunden. Zwischen den Stunden gibt es immer zehn Minuten Pause und von 12 Uhr bis viertel vor eins ist Mittagspause. Meine Fächer sind: Mathe, Englisch, Japanisch, Bio, Chemie, Physik, Geschichte, Sport, Gesundheitserziehung, PoWi. Allerdings sind die dann noch mal unterteilt. Es gibt also Mathe A und Mathe 1, außerdem altes Japanisch, zeitgenössisches Japanisch und Japanisch, in dem man alte chinesische Texte liest, es gibt japanische Geschichte und Weltgeschichte und es gibt drei verschiedene Arten von Englisch. Diese ganzen Teile werden auch von verschiedenen Lehrern unterrichtet.

Naja, das ist jedenfalls der reguläre Plan, die Frage ist natürlich noch, wie weit ich mich an diesen halten werde. Bei Englisch, Sport und Kalligraphie will ich auf jedenfall mitmachen. Englisch ist so einfach, es ist unglaublich. Mich wird auch ständig gesagt, dass mein Englisch so gut sei, meine Gastmutter, die ja Englischlehrerin ist, hat mich sogar schon über den deutschen Englischunterricht ausgefragt. Tja, und Mathe werde ich wohl auch machen, außerdem will ich auch die Naturwissenschaften probieren. Heute in Chemie habe ich tatsächlich etwas verstanden! Japanisch habe ich schon abgehakt, genauso wie PoWi. In der Zeit werde ich dann wohl in der Bibliothek sein. Was ich mit Geschichte mache, weiß ich noch nicht. Heute in Geschichte lachte sich die ganze Klasse kaputt und löcherte den Lehrer mit Fragen, aber ich hatte keine Ahnung, um was es ging.

Und ja, ich denke, wenn ich alles verstehen würde, fände ich es leichter als in Deutschland, allerdings bin ich da auch in der elften und hier in der zehnten Klasse. Und es ist einfach vollkommen anders. Es gibt viel mehr Tests (in Englisch jede Woche hundert Wörter Vokabeltest, in Mathe auch jede Woche einen kurzen Tests, viele Lehrer haben auch das Schuljahr mit einem Test begonnen), dafür macht man im Unterricht selbst eigentlich gar nichts. Der Lehrer redet und redet und man bekommt irgendwelche Arbeitsblätter, auf den man etwas eintragen muss. Das eigentliche Lernen und Üben muss man nach der Schule machen. Es meldet sich auch nie jemand. Wenn der Lehrer will, dass jemand was sagt, nimmt er jemanden dran. Oder er fragt und die Leute rufen einfache rein. Außerden schlafen wirklich immer wieder Leute im Unterricht, aber das ist echt kein Wunder.

In der Schule laufen wir in Hausschuhen herum, die je nach Jahrgang eine andere Farbe haben, ich bin rot. Wir haben also Schuhe für den Hinweg, Hausschuhe, Gymnastikschuhe und Sportschuhe für draußen. Und nein, Shiori geht nicht auf meine Schule. So weit ich es verstanden habe, geht sie zwar auch auf eine christliche Mädchenschule (obwohl meine Gastfamilie nicht christlich ist), aber auf eine in Tokyo.

Integration und Schule in den Ferien(?)

Tja, Integration... Wie gesagt, alle sind sehr nett und versuchen, mir zu helfen. Ich glaube, wenn ich alles mache, was mir vorgeschlagen wurde, bin ich die ganze Golden Week (eine Reihe von Feiertagen irgendwann im April) beschäftigt, denn mehrere wollen mit mir zum Karaoke gehen, sie wollen mit mir ans Meer fahren und mir einen Snoopy-Shop zeigen, mit mir "Harry Potter" schauen und was weiß ich noch alles. Außerdem wollen alle mich dazu bringen, ihren Clubs bezutreten. Gerade bin ich also ziemlich beliebt. Aber wie viel von dieser Aufmerksamkeit vor allem daher kommt, dass ich etwas besonderes bin, und sich mit der Zeit wieder legt, weiß ich natürlich nicht. Immerhin kann ich inzwischen schon durch die Schule laufen, ohne dass alle vollkommen verrückt werden. Wobei gestern eine kleine Siebtklässlerin oder so auf der Treppe hinfiel, und ich bin mir ziemlich sicher, dass der Grund war, dass sie mich die ganze Zeit anstarrte. Heute auf dem Heimweg traf ich übrigens zwei kleine Kinder (Erstklässler), die wirklich mit dem Finger auf mich deuteten. Das war aber das erste Mal, dass mir das passiert ist. Ansonsten hält sich das eigentlich in Grenzen, finde ich. Bei kleinen Kindern stört es mich auch nicht so.

Ach so, ich wurde noch gefragt, wie das ist, ob die Schüler hier wirklich in den Ferien in die Schule gehen. Soweit ich das beurteilen kann, kommt es sehr auf die Schule an. Shiori musste in den Ferien einmal für einen Englischtest in die Schule und Yutaro und ich um Fotos machen zu lassen. Jetzt wo dei Schule wieder angefangen hat, sieht man auf jedenfall sehr viel mehr Schüler in Uniform, was aber nicht bedeutet, dass man in den Ferien keine gesehen hat. Bei uns vor der Tür liefen auch in den Ferien täglich Schüler vorbei. Wobei die aber auch auf eine Schule mit einem besonders schweren Aufnahmetest gehen, und deshalb besonders schlau sind, meinte Okaasan. Naja, und die Clubs trainieren zumindest teilweise auch in den Ferien. Und es ist auch von Schule zu Schule unterschiedlich, ob Samstags Unterricht ist oder nicht. Bei mir und bei Shiori nicht, bei Yutaro aber schon. 

Mein Gastbruder

Und nun zu Yutaro. Nein, wirklich miteinander reden tuen wir immer noch nicht. Das mit den chinesischen Texten erklärte er mir auf Japanisch, aber "erklären" ist vielleich auch schon übertrieben. Eigentlich sagte er genau so viel, dass ich erraten konnte, um was es ging. Er hat auch schon mal was auf Englisch gesagt, aber nur sehr wenig. Die meiste Zeit ist er wirklich in seinem Zimmer, er isst noch nicht mal mit uns zu Abend. Manchmal spielt er Gitarre, was ich in meinem Zimmer höre, aber die meiste Zeit spielt er wohl Computer. Was er spielt, weiß ich allerdings nicht.

Was sonst noch war

Am Sonntag war ich bei einer Teezeremonie, das war cool. Der Tee war etwas bitter und allen schliefen die Beine ein, aber es war noch auszuhalten, fand ich, sie war nicht so lang. Otoosan hatte danach aber totale Schmerzen. Ich glaube, es war auch das erste Mal, dass er und Okaasan bei einer Teezeremonie waren.

Die Schule macht mich total fertig, danach bin ich totmüde, obwohl es ja gar nicht so lange ist. Und heute war es sogar ganz schön. Englisch war unglaublich einfach und Sport machte Spaß. Da ich schlauerweise Pauline auf mein Sportshirt schrieb, anstatt meinen Nachnamen, nennt mich mein Sportlehrer jetzt auch Pau-chan wie alle aus meiner Klasse, anstatt beim Nachnamen-san, wie die anderen Lehrer. Die anderen fanden das sehr kawaii.

Meine Gastmutter ist wirklich toll. Ich unterhalte mich gerne mit ihr auf Englisch, obwohl ich wahrscheinlich besser versuchen sollte, auf Japanisch zu sprechen. Sie war selbst als Schülerin in Amerika. Sie hat mir schon zwei Landkarten, eine von ganz Japan und eine von der Kanagawa-Präfektur geschenkt, damit ich alle Orte markieren kann, an denen ich war, außerdem auch ein Buch in das ich Eintrittskarten und Prospekte und so kleben kann. Das hat sie nämlich ihre Gastmutter auch gemacht, als sie in Amerika war.

Okay, das war's jetzt mal. Ich freu mich übrigens immer unglaublich über die Kommentare! 

Eure Pau-chan

 

 

Mittwoch, 09.04.2014

#9 In der Schule

Hallo,

jetzt ist also tatsächlich auch schon mein dritter Schultag vorbei. Vorgstern nachmittag war ich, obwohl ich nur bis zwölf Schule hatte, so fertig, dass ich es nicht hinbekommen habe, irgendwas zu schreiben und gestern wurde ich nicht fertig. Ich versuche also mal, ein bisschen nachzuholen. Um genau zu sein, wäre ich schon fast fertig, aber leider gab es gerade irgendein Problem, auf jedenfall ist alles weg, was ich heute schon geschrieben hatte, was eine ganze Menge war. Und wundert euch nicht, wenn es teilweise ein bisschen chaotisch ist, weil ich halt vieles gestern schrieb, was heute aber teilweise schon nicht mehr stimmte, so dass ich es dann verbesserte und so.

Schuluniform

Also, erst mal trug ich natürlich meine Schuluniform, wobei ich das letzten Donnerstag ja auch schon machte. Und genau wie schon am Donnerstag hatte ich das Gefühl, von allen angestarrt zu werden, und ich hasste es. Ich wartete an der U-bahn-station auf meine Klassenlehrerin, ich werde sie S.-Sensei nennen, um mit ihr zusammen zur Schule zu gehen, und da ich sehr früh da war musste ich zehn Minuten warten, während die ganzen Schülerinnen meiner Schule an mir vorbei gingen und dank der Uniform narürlich gleich erkannten, dass ich auf ihre Schule gehe, und mich anstarrten. Meine Schule ist übrigens offenbar echt berühmt. Als ich am Sonntag Freiwilligen von AFS sagte, dass ich auf diese Schule gehe, blieben denen fast die Spucke weg.

Meine Schuluniform

Hier also das lang ersehnte Bild meiner Uniform, allerdings ohne Blazer und Schuhe, dafür aber mit ordentlich geknöpften oberstem Hemdknopf (normalerweise dürfen wir ihn öffnen), vorbildlich frisierten Haaren, und ziemlich langem Rock. Da es ja ein Kleid ist, können wir ihn auch nicht hochrollen, wie es die Mädchen in allen anderen Schulen machen. Naja, die Uniform ist ziemlich traditionell, sie wurde seit ewigen Zeiten nicht mehr geändert. Und die Schule wurde halt bis vor nicht allzu langer Zeit von Nonnen geführt.

Der erste Tag

Zum Glück musste ich keine Rede vor der ganzen Schule halten, sondern erstmal nur vor den Lehrern, dafür kam ich dazu fast zu spät, weil weder ich noch die Schüler, die meine Klassenlehrerin mit der Suche beauftragt hatte, meinen Locker fanden. Ich stellte meine Schuhe deshalb in eine Ecke, bis ich ihne nach Schulschluss doch noch fand. Dann stellte ich mich also den Lehrern vor, ich hatte am Sonntag extra noch dafür geübt. Und dann nahmen mich ein paar Schülerinnen mit zu unserer Klasse. Es war eigentlich schon lustig, wie alle die Augen aufrissen, wenn ich kam. Obwohl meine Schule in einem Viertel liegt, in dem besonders viele Ausländer leben, und direkt nebenan die Internationale Schule ist, so dass sich wahrscheinlich so ziemlich alle ausländischen Kinder Yokohamas dort sammeln, bin ich halt trotzdem etwas besonderes, weil ich praktisch die "falsche" Uniform trage. Und von überall kam ein ständiges "kawaii!!!". Ich war ganz schön verlegen, aber alle sind wirklich nett.

Als nächstes war dann die Willkommenszeremonie für die Siebtklässler (meine Schule ist auch eine Mittelschule), die eigentlich nur aus einer ewig langen Rede des Direktors bestand, von der ich natürlich überhaupt nichts verstanden hätte, wenn S.-Sensei mir nicht eine Englische Übersetzung mitgeschrieben hätte. Die Zeremonie ging noch irgendwie weiter, aber wir durften dann gehen, hatten erst ein bisschen Pause und dann eine Veranstaltung für den meinen Jahrgang, in der sich die Lehrer des Jahrgangs vorstellten und etwas über die Oberstufe erklärt wurde, was ich aber auch nur weiß, weil meine liebe Lehrerin wieder für mich übersetzte. Und ich musste mich, so ganz nebenbei erwähnt, wieder vorstellen. Das klappte auch ganz gut, aber danach wurde ich leider noch interviewt, natürlich auf Japanisch. Die erste Frage, weshalb ich nach Japan wollte, konnte ich dank meines Trainings am Sonntag noch beantworten, aber die folgenden Fragen, was ich dachte, als ich am Flughafen ankam und keine Ahnung was, überstieg dann doch etwas mein Können. Ich verstand die Fragen zwar, aber beantworten konnte ich sie nicht. Eigentlich wäre es ziemlich peinlich gewesen, aber ich blendete ziemlich gut aus, dass ich gerade auf einer Bühne vor 200 Leuten stand. 

Danach gab es dann noch Home Room, Klassenlehrerstunde, der echt langweilig war, weil ich nichts verstand und mich viele Dinge auch überhaupt nicht betrafen. Und dann fuhr ich mit ein paar Mädchen aus meiner Klasse zusammen heim und wir redeten tatsächlich ein bisschen auf Japanisch. Die allermeisten sind echt schlecht in Englisch. Aber Japanisch ist schon ganz schön schwer. Vor allem, ist es oft einfach so, dass ich es akkustisch nicht verstehe, aber das kann  ich dann nicht erklären. Oder ich denke einfache über die Frage (zum Beispiel was meine Lieblingsmusik ist) nach, aber die anderen denken, ich habe die Frage nicht verstanden.

Ein anderes Problem ist echt, dass ich mir die Namen nicht merken kann. Aber nachdem ich einen Tag lang was mit ihnen gemacht habe, traue ich mich nicht mehr, zu fragen. Und andererseits weiß ich auch eine ganze Menge Namen, kann aber nicht mehr zu ordnen, zu wem sie gehören. Heute morgen auf dem Weg von der U-bahn zur Schule war es mir auch total unangenehm, weil ich dachte, vielleicht ist irgendjemand aus meiner Klasse da, und ich erkenne sie nicht. Aber immerhin sind wir auch 47 in einer Klasse!

Alle Klassen sind so groß. Das Klassenzimmer ist ganz schön voll mit all den Tischen, die, wie man es aus Manga kennt, ordentlich in geraden Reihen stehen. Zwischen den Tischen kommt man kaum durch, und dabei sind sie extrem klein, vielleicht halb so groß wie mein Schultisch in Deutschland.

Der zweite Tag

Gestern gab es erstmal wieder Home Room, bei dem zuerst die Klassensprecherin gewählt wurde (meine Nachbarn sagten mir, welche Namen ich schreiben sollte, und ich weiß immer noch nicht, für wen ich da eigentlich stimmte), dann Dinge besprochen wurden, die ich nicht verstand und/oder die mich nicht betrafen, und ich dann in eine Liste eingetragen wurde, von der ich keine Ahnung habe, um was es eigenlich ging. Aber alle versuchten, mir zu helfen. Ab der dritten Stunde hatten wir dann normal Unterricht. Als erstes Bio: Wie die Lehrerin das Wort Biologie erklärte, verstand ich noch, aber dann schrieben wir einen Test, und den verstand ich leider nicht mehr. Warum schrieb sie auch erst nach dem Test an die Tafel, dass Seibutsu Lebewesen bedeuted? Dann gab es zwei verschiedene Englischstunden. Die erste war wirklich sehr einfach, es ging um Reden und die Lehrerin war auch wirklich Amerikanerin, und ziemlich nett, bahandelte uns aber wie Grundschulkinder. In der zweiten hatten wir einen japanischen Lehrer und ich verstand so gut wie gar nichts, denn er sprach die ganze Stunde lang Japanisch. Aber ich bekam mit, dass wir jede Woche einen Vokabeltest schreiben werden, jede Woche hundert Worte. Ich kann so gut wie alle, sie sind wirklich einfach. Das Problem ist nur, dass ich in den Vokabeltests ja die Worte aus dem japanischen übersetzen muss, was bedeutet, dass ich jede Woche hundert Wörter in Kanji gelesen lernen muss, was mir ziemlich aussichtslos vorkommt. Zwischen den beiden Englischstunden hatten wir Mittagspause, in denen wir unsere Bento aßen und dann auf dem Hof Volleyball spielten. Das machte Spaß. Der ganze Hof war voll mit Mädchen, die Volleyball spielten. Dann hatte ich noch Mathe, wo ich ehrlich gasagt auch nicht wirklich was verstand, obwohl mir S-Sensei (die auch meine Mathelehrerin ist) extra ein englisches Mathebuch auslieh. Und schließlich gab es noch eine Orientation, aber ich weiß nicht für was die war. Ein paar Lehrer hielten Reden, eine Japanischlehrerin las ein Gedicht vor, wir mussten irgendeinen Artikel lesen und ein Lehrer zeigte Fotos aus Afrika von irgendwelchen armen Kindern und so. Viele schliefen, weshalb ständig Lehrer herum gingen und sie anstubsten, damit sie wieder aufwachten. Dann gab es wieder Home Room, zehn Minuten, in dem ich wieder nichts verstand. Am Ende verbeugten wir uns, wie wir es vor und nach jeder Stunde machen, und dann beteten wir ein Ave Maria oder so, wobei ich nicht wirklich betete, da ich es natürlich noch nicht kann. Das muss ich also auch noch lernen.

Nach der Schule wird dann noch geputzt, und obwohl ich nicht dran war, wartete ich, um wieder mit einem Mädchen aus meiner Klasse heimzufahren, was schön war, auch wenn wir uns ja nicht so gut verständigen konnten. Dann ging ich noch zum hundert-yen-shop. Ich war schon alleine bei der Post und beim hundert yen shop. Und während ich vorgestern nur endlich heim kommen wollte, um all den starrenden Leuten zu entkommen, fühlte ich mich gestern ganz wohl.

Der dritte Tag

Und der dritte ist also auch schon vorbei. Ich hatte eigentlich nicht vor, alles darüber aufzuschreiben, habe es dann eben doch gemacht, und habe jetzt echt keine Lust, es schon wieder zu machen, nachdem es gelöscht wurde. Aber auf jedenfall verstand ich mal wieder so gut wie gar nichts. In Chemie ging es um Nachkommerstellen, und in Mathe um Natürliche Zahlen, was ich weiß, da S-Sensei mir die wichtigsten Wörter auf englisch aufschrieb. Japanisch kann ich total vergessen. In der ersten Stunde, zeitgenössischem Japanisch, mussten wir Überschriften für die Abschnitte eines Textes aufschreiben, in dem ich immerhin die Wörter Kinder und Grundschule erkannte (na ja, vielleicht auch noch ein bisschen mehr). Ich verbrachte die Zeit damit, die Aussprache neben die Kanji zu schreiben, die ich kannte. Die zweite Stunde Japanisch war irgendetwas, wo man alte chinesische Texte lesen muss. Wir verbrachten die ganze Zeit damit, Zahlen in Kästchen zu schreiben, was ich auch brav machte, allerdings ohne einen Schimmer, was es sollte. Zuhause erklärte Yutaro mir dann, das es die Reihenfolge ist, in der man chinesische Texte lesen muss. Am schönsten war Kalligraphie. Dort war eine entspannte Atmosphäre und es machte Spaß, außerdem lobten alle das, was ich schrieb. Ich konnte zwischen Kunst, Musik und Kalligraphie wählen, und ich habe mich jetzt also für Kalligraphie entschieden.

Außerdem kann ich mir schon eine ganze Menge Namen merken, zum Glück. Im langen Home Room, der heute auch war, gab es nämlich noch mal eine Vorstellungsrunde, außerdem fragte ich ein paar Mal noch mal nach und schrieb es mir dann auf und ich schaute mir den Sitzplan an, der normalerweise auf dem Lehrerpult liegt. Dort stehen die Namen nämlich netterweise auch in Hiragana, da selbst die Lehrer Probleme damit haben, die Kanji richtig auszusprechen.

Ach so, und ich finde, dass Doppelstunden echt gut sind. Hier gibt es die nicht, und ich finde, dass 45 Minuten schon ziemlich kurz sind.

Antworten

  • Die wichtigsten Religionen in Japan sind Buddhismus (Zen-Buddhismus) und Shintoismus. 1 Prozent oder so sind Christen. Über andere Religionen weiß ich leider nichts. Aber obwohl früher in Japan das Christentum (und wahrscheinlich auch andere Religionen) verboten waren, nehmen die Japaner es heute nicht mehr so genau damit. Sie vermischen nicht nur Buddhismus und Shintoismus sondern heiraten auch gerne westlich, anstatt shintoistisch, weil sie das weiße Brautkleid so schön finden.
  • Meine Blogeinträge schreibe ich nach japanischer Zeit meistens nachmittags oder am frühen Abend, jetzt ist es allerdings schon halb zehn. Tja, und in Japan ist es acht Stunden früher als in Deutschland. Ich habe übrigens aufgehört, ständig auszurechnen, wie viel Uhr es in Deutschland ist, nur manchmal denke ich noch daran. Gestern Abend habe ich sogar vergessen, in mein Tagebuch zu schreiben "jetzt ist es genau drei Wochen her, dass ich losgeflogen bin", wie ich es an den letzten Dienstagen immer gemacht habe (weil ich meistens Abends um halb zehn oder so Tagebuch schreibe, und es dann in Deutschland wirklich halb zwei Mittags ist.
  • Noch mal wegen Deutsch verlernen: Es gibt wirklich manche Wörter, die ich auf Deutsch schon total komisch finde, weil ich sie nur noch auf Englisch benutzte, zum Beispiel Gastfamilie. Und jedes Mal, wenn ich Gastvater schreiben will, schreibe ich es erstmal mit "f". Ach, und ich habe am Sonntag jemand von AFS getroffen, die Deutsch konnte, so dass ich also mal wieder ein bisschen Deutsch redete, aber es war total seltsam.

Naja, jetzt habe ich wahrscheinlich die Hälfte der Fragen vergessen, aber ich bin so müde, dass ich mich bei jedem zweiten Wort vertippe, und will das jetzt nicht noch einen Tag aufschieben, diesen Eintrag zu veröffentlichen. Falls ich was vergessen habe, folgt das also bald!

Pau-chan (auch bei meiner Klasse heiße ich jetzt so)

 

 

 

 

Mittwoch, 02.04.2014

#8 Bei Verwandten oder: Warum man Wasser auf Gräber schüttet

In einem traditionellen Haus!

Gestern besuchten wir Verwandte von Obaasan und Okaasan, die nördlich von Tokyo auf dem Land leben. Sie wohnen in einem traditionellen Haus. Von außen sah man es nicht, da es wie die meisten Häuser hier mit so hässlichen Plastikplatten verkleidet war. Aber wenn man durch die Schiebetür nach innen ging, kam man in einen typischen Eingangsbereich, in dem wir unsere Schuhe auszogen, bevor wir den sehr erhöht gelegenen und mit Parket belegten Flur betraten, der um zwei Tatamizimmer führte. Diese hatten papierbespannte, aufschiebbare Wände, die Lampen waren ebenfalls mit Papier bespannt und Okaasan zeigte mir später die traditionell gearbeiteten Holzverzierungen an den Fenstern. An den Wänden hingen Bilder irgendwelcher Vorfahren und gerahmte Urkunden oder so, die ich natürlich nicht lesen konnte, außerdem gab es eine Zierniesche, in der eine Schriftrolle und andere Sachen waren. Und während sich in dem einem Raum ein shintoistischer Schrein befand, gab es im anderen einen buddhistischen, vor dem wir für irgendwelche Verwandte beteten. Okaasan zeigte Shiori und mir, was wir machen sollten. Nacheinander zündeten wir Räucherstäbchen an, löschten sie durch wedeln wieder, legten sie in die dafür vorgesehene Schale, schlugen eine Klangschale an und verneigten uns kniend mit zusammengelegten Händen. 

Auf dem Friedhof

Später gingen wir zu einem Friedhof, der auf der anderen Seite des Dorfes lag. Ich glaube, es war das Grab von Obaasans Großeltern oder so. Am Eingang des Friedhofes gab es Eimer und Kellen und in einen Eimer füllten wir aus einem Hahn Wasser. Dann suchten wir ein bisschen das Grab. Der ganze Friebhof bestand nämlich aus Marmorgräbern, die alle sehr ähnlich und außerdem sehr neu aussahen. Obaasan erklärte uns, dass die ganzen Gräber beim Erdbeben 2011 kaputtgegangen seien und danach neu wieder aufgebaut wurden. Als wir das richtige Grab dann gefunden hatten, schüttete Okaasan erstmal mitder Kelle Wasser über Grabstein und Schrifttafeln, bis die ganz nass waren. Das macht man, weil die Geister ja vielleicht durstig sind. Danach stellte Obaasan die Blumen, die sie mitgebracht hatte, in die dafür vorgesehenden Halter und gab jedem ein paar schon räuchernde Räucherstäbchen. Einer nach dem anderen schütteten wir eine Kelle Wasser auf den Grabstein, legten die Räucherstäbchen in die dafür vorgesehene Schale und verneigten uns mit zusammengelegten Händen, Obaasan und Okaasan im hocken, Shiori und ich im stehen.

Sushi im Kotatsu

Wieder im Haus der Verwandten aßen wir Sushi. Wirklich, ich mag Sushi, aber gestern war ich irgendwie froh, als Okaasan mir sagte, dass es heute Spaghetti geben würde. Wir aßen am Kotatsu, einem niedrigen Tisch, unter dessen Tischplatte eine Decke ist und der beheizt wird. Erstmal kam es mir ziemlich unlogisch vor, sich an einen beheizten Tisch zu setzen, wo wir doch gerade von draußen kamen und alle stöhnten, weil es so warm war. Aber nach einer Weile war ich doch froh über die Heizung. Allerdings war es etwas unbequem, so auf dem Boden zu sitzen und ich wusste nicht genau, was ich mit meinen Beinen machen sollte. Als Shiori, Okaasan und ich uns nach den Sushi, Tee und  Süßigkeiten hinlegten, und ich zuhörte, wie Obaasan mit den Verwandten sprach, wurde mir auf einmal bewusst, wie vertraut Japanisch mir schon ist. Sie sprachen extrem schnell und ich verstand eigentlich gar nichts, aber der Klang war mir total vertraut.

Riesiges Tokyo

Auf dem Rückweg sah ich aus dem Fenster. In den ländlichen Gebieten gab es eine Menge großer traditioneller Häuser mit vorspringenden Dächern und prächtigen Einfahrtstoren, die toll aussahen. Da fand ich es wieder ein bisschen schade, nicht aufs Land gekommen zu sein. Wobei ich es jetzt eigentlich auch ganz cool finde, so nah an Tokyo zu wohnen, dass ich theoretisch ständig hin fahren könnte, was ich allerdings praktisch noch nie gemacht habe. Relativ schnell kamen wir auch schon wieder in die Stadt. Es ist unglaublich wie riesig Tokyo ist! Als wir in einem bebauten Gebiet waren, dass für mich schon Tokyo war (wahrscheinlich war es aber eigentlich noch einer der tausend Vororte), lagen noch 56km vor uns und Yokohama liegt direkt neben Tokyo. Die Straße lag sehr hoch, mindestens genauso hoch wie die allermeisten Gebäude in der Umgebung, so dass man also sehr weit sehen konnte. Und alles, was ich sah, waren Häuser, bis zum Horizont! Nur Häuser, ab und zu eine Straße und natürlich die rosa Kirschbäume. Und das alles im orangenen Licht der untergehenden Sonne, es sah sehr beeindruckend aus.

Und jetzt werde ich mal wieder ein paar Fragen beantworten:

  • Ich habe noch diese Woche Ferien, am nächsten Montag ist mein erster Schultag. Ich freue mich auf die Schule, bin aber auch etwas aufgeregt. Am Montag ist die Einschulungszeremonie für die erstklässler der Mittelschule (ich bin in der ersten Klasse der Oberschule) und dort muss ich glaube ich eine Rede oder so halten. Morgen gehe ich aber auch schon mal in die Schule, da ein Foto für meinen Schülerausweis gemacht werden muss.
  • Ich denke, ich kann schon einfach mal spazieren gehen, habe es bisher aber noch nicht gemacht.
  • Nein, ein Kirschpflückfest gibt es nicht, so weit ich weiß, ich glaube, es sind Zierkirschen.
  • @Tim: Ob es im April noch Kirschblüten gibt, kommt ziemlich auf die Region an, würde ich mal sagen. Hier in Yokohama werden sie schon bald verblüht sein und weiter südlich sind sie es schon. 100km weiter nördlich sind sie jetzt aber noch nicht mal auf dem Höhepunkt er Blüte und auf Hokkaido liegt noch Schnee, glaub ich, da werden sie also wahrscheinlich noch gar nicht angefangen haben zu blühen. Ich hoffe aber für dich, dass du irgendwo hinkommst, wo du sie dann noch sehen kannst!
  • Bisher bin ich nocht nicht dabei, Deutsch zu verlernen. 
  • Bisher sitzten wir hier auch noch nicht aufeinander. Ganz im Gegenteil, heute hatten wir mal nichts vor, Otoosan und Okaasan waren beide arbeiten, Shiori schlief bis halb eins und Yutaro war in seinem Zimmer und mir war eigentlich ziemlich langweilig.
  • Das -chan hinter dem Namen ist ein Namenssuffix (oder so). Davon gibt es im Japanischen eine ganze Menge: Normal ist -san, was höflich ist und das Herr/Frau im Deutschen ersetzt, allerdings kann man es auch an den Vornamen hängen. -sama ist extrem höflich und man benutzt es eigentlich nur in Briefen oder gegenüber des Kaisers oder so. Nicht so höflich und nur zwischen Bekannten verwendet sind -kun für Jungen oder junge Männer und -chan für kleine Kinder und Mädchen. In der Familie oder bei guten Freunden benutzt man aber gar nichts.