Berichte von 05/2014

Samstag, 31.05.2014

#21 Samstag: Lernen und El Nino

Hallo!

Ich lebe noch und ich habe euch nicht vergessen! Tatsächlich habe ich letzten Montag sogar schon mal eine knappe Stunde mit Schreiben verbracht, aber am Ende gab es einen Fehler, und alles war weg. Danach fehlte es mir an Motivation, dass ganze noch mal zu schreiben. Jetzt habe ich nur das Problem, dass ich in diesen zwei Wochen so viel angesammelt habe, was ich schreiben wollte, dass es wahrscheinlich Tage dauern würde, und dass ich außerdem nicht mehr weiß, was ich eigentlich schon veröffentlicht habe, und welche Dinge ich zwar schrieb, die dann aber gelöscht wurden.

Die erste Testwoche nähert sich

Heute machte ich so gut wie gar nichts. Ich versuchte zu lernen. Es war großartiges Wetter, strahlender Sonnenschein und total heiß. Aber ich saß in meinem Zimmer und versuchte, meine alten Mathehausaufgaben zu lösen, was ich leider größtenteils nicht schaffte, bei den meisten kapierte ich selbst die Lösung, die ich von der Tafel abgeschrieben hatte, immer noch nicht. Der Grund für das Ganze war, dass ab nächstem Donnerstag Examen sind, zwölf Prüfungen in vier Tagen. Erst sollte ich sie gar nicht mitschreiben. Stattdessen sollte ich die ganze Zeit in der Bibliothek oder im Klassenzimmer sitzen und alleine Japanisch lernen, womit ich nicht so ganz glücklich war. Ich werde es jetzt nicht weiter ausführen, aber ich sprach mehrmals mit meiner Lehrerin und schließlich sogar mit meiner LP und überlegte sehr sehr viel. Als ich dann schließlich am Freitag meiner Lehrerin sagte, dass ich eigentlich lieber etwas machen würde, dass mit den Fächern zusammenhängt, als immer nur Japanisch zu lernen, meinte sie, die Lehrer seien zu beschäftigt, um für mich irgendwelche Spezialdinger zu machen, und die einzige Alternative sei, die richtigen Examen mitzuschreiben. So kommt es also, dass ich zwei Englisch-, zwei Mathe- und ein Chemieexamen haben werde. 80 Minuten Mathetest! Wenn ich daran denke, wie schrecklich schon die 10 Minutentests sind, kommen mir Zweifel, ob es so eine sehr schlaue Entscheidung war. Meine Freunde tuen mir aber echt leid. Sie müssen so viel lernen! Ich finde, in Deutschland kann man Klausuren schon öfters mal ganz gut bestehen, wenn man einfach im Unterricht immer aufpasst und seine Hausaufgaben macht. Aber hier muss man so unglaublich viel wissen. In jedem Fach muss man Unmengen von Wörtern lernen. Die meisten Test sind glaube ich Lückentexte oder ähnliche Dinge, wo es einfach nur darum geht, dass man Namen und Daten kennt. Ich kenne mehrere Mädchen, die in der letzten Zeit mal um drei oder so aufstanden um zu lernen (eines schlief tatsächlich von 12 bis drei, stand dann auf und lernte). Ein Mädchen sagte, es habe gar nicht geschlafen. Und dabei ist es ja sogar noch über eine Woche. Aber meine Schule hat auch einen extrem hohen Anspruch, weiß ich inzwischen. Meine VT(Volonteer Teacher) sagte, dass das Curiculum meiner Schule eines der schwersten Japans sei. Und übrigens bin ich auch noch im Z-Mathekurs, der der schwerste ist. Ich weiß nicht warum.

El Nino

Dieses Jahr gibt es El Nino (das n müsste so ein spanisches nj sein, aber ich weiß nicht, wie man das macht). Das ist ein Wetterphänomen, das alle paar Jahre auftritt und von dem ich noch nie gehört hatte, dass aber auf große Teile der Welt eine erhebliche Auswirkung hat. Unter anderem auf Japan (aber nicht auf Europa). Bei diesem Phänomen wird der Aufstrom kalten Wasses vor der Küste Perus, durch den normalerweise das wärmere Oberflächenwasser und das kühlere und nährstoffreichere Wasser aus der Tiefe gemischt wird, und der Teil des Humboldt-Stroms ist, schwächer. Dadurch erwärmt sich das Oberflächenwasser so sehr, dass die beiden Wasserschichten sich gar nicht mehr mischen, weshalb das Plankton in der höheren Schicht aufgrund von Nährstoffmangel stirbt, und die Fische so nichts mehr zu fressen finden. Aufgrund einer Verschiebung des Windes oder so dreht sich der Strom schließlich sogar ganz um. Normalerweise fließt warmes Wasser aus dem Pazifik vor Nordamerika nach Indonesien, aber bei El Nino fließt das warme Wasser vor Indonesien nach Peru. Das hat weltweite Folgen wie Überschwemmungen, Dürre und Waldbrände. In Japan ist die Folge ein nicht so heißer Sommer. Leider weiß ich noch nicht, was "nicht so heiß" bedeutet, "angenehmer" oder "kalt". Bis jetzt ist es jedenfalls sehr heiß.

Okay, ich gebe zu, dass ich erfahren habe, was El Nino ist, ist wirklich nicht das wichtigste, was in den letzten Wochen geschehen ist, aber ich fand es ganz interessant. Ich hatte eigentlich auch eine Zeichnung, um das ganze zu verdeutlichen, aber ich habe sie irgendwie in meinem Zimmer verloren.

Ach so, ja, es ist schwer für mich, Texte auf Japanisch zu lesen, die ich geschrieben habe. Wie ich ja schon vor Wochen schrieb, ist es nämlich schwer, zu erkennen, wo ein Wort aufhört und das nächste anfängt. Und dann schreibe ich viele Wörter in Hiragana (Silbenschrift) anstatt in Kanji (chinesischen Zeichen), weil ich die Kanji nicht schreiben kann, obwohl ich es selbst leichter finde, es zu lesen, wenn es in Kanji geschrieben ist (vorrausgesetzt natürlich, dass ich die Kanji kenne). Und dann mache ich beim Schreiben ja auch noch Fehler, die das Lesen nicht erleichtern.

Und ja, meine Klasse ist ohne mich weggefahren. Aber es war nicht so eine Klassenfahrt, wie man sich das vorstellt, sondern ihnen wurde fast die ganze Zeit Vorträge gehalten und so. Selbst sie fanden es langweilig und für mich währe es erst recht langweilig gewesen. 

Pauline

Montag, 19.05.2014

#20 Seit zwei Monaten in Japan!!!

Hallo an alle!

Ich habe eigentlich nicht besonders viel Zeit, muss dringend lernen, aber heute ist es tatsächlich genau 2 Monate her, seit ich in Japan ankam, und deshalb wollte ich schnell mal was schreiben.

Zwei Monate... Das ist irgendwie unglaublich. So lange. Aber andererseits ist auch schon so viel passiert!

  • Gestern las ich in einem anderen Blog von einem Mädchen, dessen Jahr schon fast herum ist, dass sie sich noch so gut an das Gefühl erinnere, als ein Monat vorbei war. Ich ehrlich gesagt überhaupt nicht. Damals hatte die Schule gerade angefangen und es passierte so viel und ich war immer so müde, dass ich den Tag fast vergaß. Aber ich erinnere mich an das Gefühl in der ersten Woche. Alles war unglaublich neu, aufregend, spannend, schön. Am dritten oder vierten Tag schrieb ich in mein Tagebuch "Es ist unglaublich, dass ich schon seit ein paar Tagen in Japan bin. Leider habe ich keine Ahnung, wie viele Tage es eigentlich sind."
  • Seit eineinhalb Wochen oder so schreibe ich Tagebuch auf Japanisch, nur wenn es halt viel zu schwer ist, wechsel ich auf Deutsch. Es wird aber immer einfacher und es sieht so hübsch aus (ich kann es selbst allerdings kaum lesen).
  • Am Sonntag war Local Orientation 2. Sie war im Allgemeinen ziemlich langweilig, aber die anderen Austauschschüler wieder zu treffen war schön. Auf dem Weg unterhielt ich mich mit dem Jungen aus China (wir sind 5; Thailand, China, Paraguay, Mexiko und Deutschland). Obwohl wir beide gut Englisch können, sprachen wir auf Japanisch.
  • Es gefällt mir in meinem Aikido-Dojo. Aber als ich am Sonntag erfuhr, dass das Mädchen aus Thailand in ihrer Schule in den Aikido-club eingetreten ist, war ich trotzdem neidisch. Außerdem macht sie mit ihrer Klasse eine Klassenfahrt nach Kyoto, Nara und Hiroshima. Ich durfte zwischen Kyoto und Nara oder Hiroshima und Nagasaki wählen. Ich will auch nach Hiroshima. Neid!
  • Neid gehört auf jedenfall dazu. Das las ich auch in einem anderen Blog und es stimmt, jedenfalls für mich, auf jedenfall. Es ist so schwer, sich und seine Schule und seine Schuluniform und seine Stadt und überhaupt alles nicht mit den anderen zu vergleichen. Und die Sachen, die bei sich schlecht sind, fallen einem natürlich immer mehr auf, als die guten. 
  • Aber das gleiche Mädchen hat garade auch seine Gastfamilie gewechselt, also sollte ich wohl nicht neidisch sein. Meine Gastfamilie ist so toll. Vielleicht kommt das nicht so rüber, weil ich fast nie was über Shiori und nur komische Sachen über Yutaro schreibe, aber ich habe sie wirklich alle extrem gerne und bin ihnen total dankbar und glücklich darüber, bei ihnen zu wohnen. Und langsam spreche ich auch mit ihnen mehr Japanisch, was vielleicht der Grund dafür ist, dass ich auch mehr mit Yutaro spreche, genauso wie mit Shiori.
  • Auch in meiner Schule fühle ich mich wohl, mit manchen verstehe ich mich echt gut. Es ist natürlich immer noch nicht ganz klar, welche Freundschaften wieder aufhören werden, wenn ich nicht mehr neu und etwas besonderes bin, aber bei manchen habe ich auf jedenfall das Gefühl, dass es richtige Freundschaften sind, die auch andauern werden.
  • Letzte Woche gab es wieder ein Erdbeben. Ich werde aufhören, die alle aufzuzählen. Aber es war ganz interessant, weil es in der Schule war und die Schüler den Lehrern teilweise sagen mussten, was diese machen müssen (die Tür aufmachen, damit sie nicht verklemmen kann).
  • Mathe ist und bleibt schwer. Ich wollte eigentlich nicht mehr darüber schreiben, und nachdem ich gestern ungefähr drei Stunden mit Otoosan über meinen Hausaufgaben gebrütet habe, mit nur unzufriedenstellendem Ergebnis, und ich dann heute morgen aus Langsamkeit mal wieder einen 0-Punkte-Test geschrieben habe, war ich ziemlich schlecht drauf, was Mathe betrifft. Aber ich glaube, heute abend habe ich es tatsächlich geschafft, ohne Hilfe meine Hausaufgaben zu lösen! Ich glaube nicht so ganz, dass es richtig ist, es war zu einfach.
  • Mich starren immer noch die Leute auf der Straße an, das wird wahrscheinlich auch nicht aufhören. Neulich sprachen mich wildfremde Jungen an und als ich einmal in den Zug stieg, stießen sich ein paar Mittelschüler an und flüsterten "Ausländerin".
  • Ich habe kein Heimweh, nach nichts. Das einzige, was ich vermisse ist der Ort, wo ich immer Urlaub mache, aber den würde ich genauso vermissen, wenn ich zuhause wäre.
  • Es ist verrückt, wie schnell man sich manche Sachen angerwöhnt. In Japan sagt man nicht "Ähm", sondern "Eetoo", wenn man überlegt. Am Anfang fand ich das komisch, aber jetzt mache ich es ganz intuitiv, was meine Englischklasse heute sehr lustig fand.

Also, dass war alles, was mir im Moment so einfällt. Ich kann es nicht glauben, dass es tatsächlich zwei Monate sind!

Bis bald,

Pauline

 

 

Samstag, 17.05.2014

#19 Aikido

Ich habe mich verhältnismäßig nicht gemeldet, glaube ich. Das lag daran, dass ich am Samstag noch nichts neues zu berichten hatte, am Sonntag keine Zeit, am Montag keine Lust und am Dienstag keinen Computer. Am Mittwochabend schlief ich die ganze Zeit auf dem Sofa und am Donnerstag und Freitag war ich zu faul.

Gut, nun zum eigentlichen Thema:

Aikido

Letzten Samstag war ich beim ganz normalen Aikidotraining. Das ist allermeistens von 11:00-13:00 Uhr. Ich gehe entweder samstags oder sonntags. Das Training ist ziemlich anstrengend, vor allem jetzt, wo es heißer wird. Am Sonntag kam dann ein spezielles Training. Ich mussste schon um halb acht los gehen, denn es war in Kamakura, in einem Dojo beim Hachimangu-Schrein, der einer der berühmtesten Tempel Kamakuras ist. In der Golden Week war ich auch schon da. Das besondere an dem Training war, dass es Ueshiba-Sensei machte. Sein Großvater war der Erfinder des Aikido und zur Zeit ist er der größte Aikido-Großmeister. Ich hätte nie erwartet, ihm hier zu begegnen. Weil es so etwas besonderes war, kamen auch viele Leute, auch Ausländer, unter anderem größere Gruppen aus Russland und Argentinien, aber auch ein Deutscher. Es war das erste Mal, dass ich einem Deutschen begegnete, seit ich bei meiner Gastfamilie bin. Es war echt seltsam, Deutsch zu sprechen. Und während wir Deutsch sprachen, sagte ich "yes", "no" oder "or" immer noch in Englisch. Ja, Englisch, nicht Japanisch, leider. Aber es war auch echt verwirrend, weil wir zwei Deutsche (er konnte aber perfekt Japanisch), ein Australier und eine Japanerin waren. So kam es dann, dass ich auf Deutsch gestellte Fragen auf Deutsch beantwortete, nur damit mir der Australier sie mir dann noch mal auf Englisch stellte. Oder dass S-Sensei (die Japanerin) den Deutschen auf Englisch etwas fragte, er aber auf Japanisch anwortete.

Vor dem Training war es sehr interessant. Normalerweise verbeugt man sich zweimal und das war's. Aber diesmal gab es eine riesige Trommel, auf der getrommelt wurde, was so laut war, dass ich spürte, wie es in meiner Brust vibrierte. Außerdem machte irgendein Priester irgendwas, bei dem er sich gefühlte 50 Mal verbeugte, und auch wir mussten uns mehrmals verbeugen und zweimal in die Hände klatschen, wie in einem Tempel. Danach gab es noch ein paar Reden, von den ich natürlich nichts verstand. Währenddessen mussten wir aber die ganze Zeit ordentlich in Reihen knien, und meine Füße schliefen total ein. Als wir aufstanden, schüttelten alle im Raum erstmal die Beine und traten vorsichtig von einem Fuß auf den anderen, denn ich war nicht die Einzige, der es so ging. Beim Aufwärmen danach kam mir der Gedanke, ob wir vielleicht nur deshalb die Füße immer solange kreisen und abklopften, weil wir sonst noch nicht wieder laufen könnte.

Weil es so voll war, war es beim Training echt lebensgefährlich. Es war so voll, dass alle alles ganz langsam machten, da man bei normalen Okemi (Rollen) ohne Zweifel gegen fünf andere Menschen gestoßen wäre. Und ich hielt mir immer meinen Arm über den Kopf, weil ich so Angst, hatte, dass jemand auf meinen Kopf tritt oder fällt. Irgendwann sagte mir dann ein Mann, dass ich meinen Arm nicht so komisch hallten solle. Toll! Ansich war das Training aber einfacher als unser normales Training, weil Ueshiba-Sensei bei solchen öffentlichen Lehrgängen nur Grundlagen macht. Und es war sehr heiß!

Im Anschluss an das zweistündige Training kam eine Vorführung. Ich hatte davor nicht so wirklich darüber nachgedacht, wie lange die wohl ist, aber sie war ziemlich lange, denn so gut wie jeder Anwesende führte etwas vor (gut, nicht jeder, aber echt viele). Ich auch, aber erst ziemlich am Ende. Davor saß ich da und schaute zu. Knapp zwei Stunden auf dem Boden sitzen! Nicht einmal kniend, wir saßen im Schneidersitz, aber trotzdem taten meine Knie so weh! Ich hatte schon gewusst, dass ich bei Vorführung mitmachen würde, aber wir hatten davor noch nichts besprochen. In einer Pause entschieden wir dann die Paare, ich war mit S-Sensei zusammen. Als wir dann schon da saßen und darauf warteten, dass die Gruppe vor uns fertig wäre, fing S-Sensei an, zu überlegen, was wir denn machen könnten. So kam es dann, dass wir nicht unbedingt die Techniken machten, die ich am besten kann, aber es war okay. Als wir fertig waren, hatte ich keine Lust, noch länger an meinem Platz zu sitzen, die meisten anderen gingen auch schon, also stellte ich mich auf die Zuschauertribüne, wo auch Okaasan saß. Am Anfang war das noch eine echt angenehme Abwechslung, aber nachdem ich da so 40 bin 50 Minuten beinahe reglos gestanden hatte, taten mir auch noch meine Fersen weh. Ganz am Ende führte dann Ueshiba-Sensei selbst noch was vor. Es war schon beeindruckend, aber naja, ich war müde, mir tat alles weh und mein Fotoapperat spinnte, weshalb ich nicht so aufmerksam zuschaute, wie ich es gerne getan hätte.

Auf dem Rückweg zum Bahnhof aßen wir bei einem Bäcker ein bisschen was, es war inzwischen immerhin schon nach drei, dann fuhren wir die halbe Stunde bin Yokohama zurück. Am Bahnhof holten uns die anderen ab und wir gingen in ein Restaurant, denn es war ja Muttertag. Da wir danach noch in einem Süßigkeitenladen waren und Otoosan mir zeigte, dass an die Wand in dem Einkaufszentrum in riesengroß ein Gedicht von Schiller geschrieben war, kamen wir erst um sieben wieder nachhause. Es war echt ein langer Tag. Und ich war verdammt müde. Außerdem irgendwie ziemlich ausgetrocknet, ich trank während und nach dem Training einen Liter Wasser, außerdem ein großes Glas Eistee und im Restaurant noch mal zwei große Gläser Sprite. Noch ein bisschen länger wurde der Tag dann, da mir auffiel, dass ich meine Hausaufgaben vergessen hatte. Auf Mathe pfiff ich mal wieder aber Englisch wollte ich schon machen. Also schrieb ich bis halb eins einen Text über eine historische Persönlichkeit. Am Montag fragten mich meine Schulfreunde dann, was mit mir los sei, ich sei gar nicht so gut drauf wie normalerweise. Ich war nicht nur extrem müde sondern mir tat auch alles weh.

Muttertag

Wie gesagt war am Sonntag ja Muttertag. Klar, ist der gleiche Tag wie in Deutschland auch, aber hier ist es irgendwie wichtiger. Wochenlang kam im Fernsehen Werbung dafür (ich schreibe ziemlich oft, dass es für irgendwas ewiglang Werbung im Fernsehen gab. Wenn es Sommer ist, und viele Insekten gibt, werde ich das gleiche über Insektenschutzmittel schreiben. Aber jetzt ist noch nicht richtig Sommer und es gibt noch nicht so viele Insekten, also vergesst es wieder). In allen Läden gab es spezielle Muttertagsdinge. Wir feierten Muttertag auch, aber schon am Samstag, da am Sonntag ja nicht so richtig Zeit war.

Eine andere Klasse; viel Spaß

Von Mittwoch bis Freitag war mein Jahr auf Klassenfahrt, aber ich fuhr aus irgendeinem Grund nicht mit, ich weiß wirklich nicht warum, ich durfte nicht. Stattdessen war ich die drei Tage in dem dritten Jahr der Mittelschule, in der Klasse, mit der ich im Herbst übrigens auch eine Klassenfahrt nach Kyoto machen werde. Am Anfang hatte ich nicht so richtig Lust, schon wieder neue Leute, die ich nicht auseinander halten, und deren Namen ich mir nicht merken kann. Schon wieder die ganze Zeit im Mittelpunkt sein. Aber es war lustig. Es war wirklich extrem lustig. Davor wurde mir von verschiedene Leuten gesagt, Mittelschüler seien laut. Ich glaubte es nicht so recht, immerhin sind sie ja nur ein Jahr jünger als meine Klasse, also kann es ja nicht so ein riesen Unterschied sein, dachte ich. Aber sie sind laut. Und sehr lustig. Da gab es zum Beispiel ein Mädchen, Sensai-Maro (das ist nur ihr sehr seltsamer Spitzname), die an einem Tag im Unterricht sang. Einfach so. Und es war tatsächlich so laut im Klassenzimmer, dass die Lehrerin es vermutlich nicht einmal hörte. Sensai-Maro bastelte sich auch immer Ohrringe oder auch andere Dinge, während des Unterrichts natürlich. Es war wirklich lustig. 

Aber das im Mittelpunkt stehen nervte wirklich, womöglich war es dort sogar noch schlimmer als in meinem Jahrgang. Alles was ich mache ist großartig. In Sport machten wir Tennisübungen, und manche meiner Bälle flogen nicht mal wirklich in dir Richtung des Netztes. Aber trotzdem, jeder fand, dass ich großartig sei. Und das Namenmerken ist und bleibt schwer. Aber mit ein paar Mädchen habe ich mich ein bisschen angefreundet und weiß auch ihre Namen.

Clubs, mal wieder

Ich habe mich noch nicht für einen Club entschieden. Ja, ich denke auch, dass es langsam mal Zeit wird, aber es ist echt schwer. Ich war so gut wie entschieden, in den Wanderclub einzutreten, aber dann erfuhr ich, dass ich bei dem Sommercamp nicht mitfahren kann, weil gleichzeitig AFS-Sommercamp ist. In anderen Clubs wäre das schade aber zu verkraften, aber der Wanderclub wandert ja nicht besonders oft, da wäre es schon ganz schön, wenigstens bei diesen Wanderungen mitzukönnen. Und seit ich erfahren habe, dass ich wegen einem AFS-Treffen bei der nächsten Wanderung auch nicht kann, denke ich, dass ich nicht eintrete. Ich hatte eigentlich wirklich Lust. Aber dreimal in der Woche Fitnestraining, um dann irgendwann nach den Sommerferien mal wandern zu können, darauf habe ich nun auch keine Lust. Ach man, das mit dem Sommercamp ärgert mich immer noch. Die zelten da und so, ich würde da echt gerne mit. Naja, am Donnerstag war ich dann jedenfalls im Theaterclub. Theater finde ich toll, aber auf Japanisch ist das wohl etwas schwer. Ich würde wahrscheinlich sehr schnell lernen, aber wahrscheinlich würde es mich auch etwas überfordern. Am Freitag war ich beim Kagaku-bu, Chemieclub. Sie nennen es zwar Scienceclub, aber in Wirklichkeit kochen sie wohl eher über dem Bunsenbrenner. Dieses Mal wurde Karamel gemacht. Ich war in einer Dreiergruppe mit zwei Freundinnen von Sensai-Maro, die genauso seltsame Spitznamen haben (ich habe ihnen versprochen, das zu erwähnen). Sie heißen Maroko und Parakichi, eine vierte Freundin wurde an dem Tag auf Punigiri gerauft. Mein neuer Name ist jetzt Pambo. Auf jedenfall, unsere Gruppe schaffte es tatsächlich, dass unser Karamel Feuer fing. Das muss uns mal einer nachmachen (ist nicht wirklich so schwer). Die Senpai waren ein bisschen fassungslos. Außerdem kamen an diesem Tag viele Siebtklässler, da die sich jetzt auch für einen Klub entscheiden müssen. Wir sollten es ihnen vorführen und dann durften sie es auch mal versuchen. Die Vorführung unserer Gruppe ging ja ein bisschen schief (auch von den andern Versuchen klappte keiner wirklich). Dafür bekamen es unsere Siebtklässler dann bei beiden ersuchen perfekt hin. Vielleicht ein bisschen peinlich, vor allem für die Clubmitglieder, aber sehr unterhaltsam.

Auf Orchesterclub habe ich jedenfalls auch nicht mehr so viel Lust, die üben einfach so verdammt viel. Es ist nicht so, dass ich generell nicht jeden Tag trainieren will. Es gibt durchaus Dinge, bei denen ich das machen würde, um nur ein Beispiel zu nennen Aikido. Aber Cello spielen..? Ich habe aber vor ein paar Tage erfahren, dass es an der Schule ein Irasuto-doukoukai gibt. Ein Doukoukai ist so ein Art kleiner Klub. Wenn man nicht genug Mitglieder hat, um einen richtigen Klub zu gründen, gründet man stattdessen ein Doukoukai. Für die, die "Chuunibyou demo koi ga shitai" kennen, ich denke deren Klub ist ein Doukoukai. Und im Irasuto-Doukoukai wird Manga gezeichnet. Ich denke, dort will ich eintreten. Allerdings hat es gerade Ferien, möglicherweise aufgrund mangelnder Mitglieder. Und es kann sein, dass man nur eintreten daf, wenn man noch in einem richtigen Klub ist.

Der Kamakura Hachimangu-Schrein, vor dem Training und Gruppenbild nach dem Trainin mit Ueshiba-Sensei schräg vor mir (mit den weißen Haaren)

Okay, das ich wollte zwar eigentlich noch was anderes schreiben, aber das war ja jetzt schon ziemlich viel. Vielleicht wäre es ein bisschen besser, öfter und dafür weniger zu schreiben. An alle, die keine Aikido-Fans sind, ich hoffe, es war nicht zu langweilig.

Pauline

Freitag, 09.05.2014

#18 Nachtrag zu: Erdbeben (II) und davon, nichts zu verstehen

Hallo

Da es so viele Fragen zu meinem letzten Eintrag gab, werde ich die hier mal beantworten;

Onsen - Yakiniku! (oder der Abend, an dem ich nichts verstand)

Also, Onsen sind heiße Quellen, in denen man badet. Ich glaube, es war einfach ein Missverständnis. Okaasan hatte mir schon mal gesagt, dass Obaasan mit uns essen gehen wolle, ob sie Yakiniku sagte, weiß ich nicht mehr, aber aus irgendeinem Grund hatte es an dem Termin nicht geklappt, weshalb sie es wohl verschoben hatten. So hatten wir beides für die Golden Week vor (was ich nicht wusste), aber da die ja ziemlich kurz war, schafften wir nicht beides, denke ich, weshalb dann wiederum das Onsen verschoben wurde, was ich aber nicht raffte. Denn Okaasan sagte meistens nicht Onsen, sondern den Namen des Onsen, zu dem wir fahren wollten, an den ich mich allerdings nicht mehr erinnere. Und da ich mir das Wort Yakiniku auch nicht merken konnte, verwechselte ich es.

Und dass ich Nachts nicht alleine in Tokyo herumlaufen sollte, ist mir auch klar. Ich hatte es auch nicht vor. Aber ich bin tatsächlich seit der Orientation nicht mehr in Tokyo gewesen, und damals kam ich nie aus dem Hotel raus. Also würde ich allmählich einfach mal gerne hinfahren, erst recht, da es ja ziemlich nah ist.

Erdbeben, das Zweite

Ich habe inzwischen mal geschaut, was im Internet über das Erdbeben steht und es klingt tatsächlich unheimlich. Ich wusste nicht, dass es ein so besonders starkes war, und die Stärke 4, von der ich sprach, war auf einer japanischen Skala, auf der Richterskala war es tatsächlich Stärke 6. In anderen Ländern, hieß es in einem Artikel, wären die Häuser reihenweise eingestürzt. Aber ich weiß jetzt aus eigener Erfahrung, dass japanische Häuser sehr erdbebensicher gebaut sind, denn man merkte tatsächlich überhaupt nichts davon, außer dass man mal ein paar Sätze deswegen wechselte. Am Mittwoch in der Schule sprach ich beim Mittagessen auch mit zwei Freundinnen darüber. Die konnten nicht so recht glauben, dass es das erste Mal war, dass ich ein Erdbeben erlebte. Sie sagten, hier sei man so daran gewöhnt, dass man auch während den Beben lernen oder schlafen würde. Und diesmal bin ich mir, obwohl sie Japanisch sprachen, wirklich sicher, dass ich es richtig verstanden habe, denn sie machten mir vor, wie sie schreiben, während der Tisch wackelt.

Karaoke

Gut, ich versuche mal, Karaoke zu erklären: Man bezahlt Geld, um dann ein paar Mikrofone und einen kleinen Raum zu bekommen. In dem Raum gibt es einen Bildschirm und kleine Computer, in denen man sich Lieder aussuchen kann. Wir waren zu sechst und immer der Reihe nach wählten wir ein Lied aus. Die Lieder werden dann der Reihe nach abgespielt und der Text auf dem Bildschirm eingeblendet. Der Unterschied zu Karaoke im Internet besteht nun darin, dass auch die einzelnen Töne und die Länge derTöne eingeblendet wird. Man singt ins Mikrofon und mit ganz leichter Verzögerung wird angezeigt, ob man die Töne trifft und lange genug aushält und auch andere Sachen, wie Triller oder so, die ich selbst nicht wirklich verstehe. Wenn das Lied dann zu ende ist, rechnet der Computer Punkte aus, 100 ist das höchste. Er zeigt auch auf einer Grafik an, wo man gut ist und wo schlecht, und alle sind immer bei Rythmus am besten. Den Rest verste ich auch nicht so ganz, denn es ist ja alles auf Japanisch geschrieben. Er zeigt auch noch mal einen Grafen, auf dem man sehen kann, bei welchem Teil des Liedes man gut, bzw. schlecht war. Otoosan meinte davor, ich solle mir keine Sorgen machen, denn es würde eh niemand zuhören, wenn man singt. Das stimmt nicht ganz, man hört schon immer mal wieder zu. Aber es stimmt, dass die, die gerade nicht singen, mit anderen Sachen beschäftigt sind, sich also gerade Lieder aussuchen oder Getränke holen oder essen oder so.

Das Karaoke hat mir tatsächlich Spaß gemacht, und ich habe Lust, mal wieder hinzugehen. Nur nicht so lange. Aber andere Freunde von mir meinten auch, dass 5 Stunden echt sehr lang sind. So zwei Stunden oder so ist okay.

 

Ich würde es gar nicht als Disziplin ansehen, dass ich so viel schreibe, es macht wirklich großen Spaß. Ich habe Blogs von Leuten gelesen, die mal einmal im Monat schrieben, und dachte, bei mir würde das bestimmt auch so, aber ich habe tatsächlich noch nie das Gefühl gehabt, schreiben zu müssen, ich will nur immer so viel erzählen.

Ja, es ist geplant, dass ich im Januar eine Prüfung machen soll (wobei ich mich, glaube ich, auch dagegen entscheiden könnte). 

Meine Emailadresse schreibe ich nicht, aber wenn irgendjemand was von mir will, kann er mich gerne über das Kontaktformular anschreiben :) Ich freue mich darüber.

Meine Schulfreunde lieben die deutschen Umlaute, ganz besonders das ü. Sie finden, es sieht so süß aus, wie ein Smiley.

Pauline

 

 

 

Montag, 05.05.2014

#17 Erdbeben (II) und davon, nichts zu verstehen

Also, als erstes einmal ein Rat (?) oder besser Vorherrsage für alle, die auch vorhaben, ein Austauschjahr zu machen: Macht euch darauf gefasst, manchmal echt überhaupt keine Ahnung zu haben, was ihr macht und was ihr vorghabt, wohin ihr geht oder warum. 

Onsen - Yakiniku! (Oder der Abend, an dem ich nichts verstand)

Also ich jedenfalls dachte wirklich, dass wir gestern in ein Onsen gehen wollten. Ich bin mir immer noch ganz sicher, dass Okaasan gasagt hat, dass Obaasan mit uns in ein Onsen gehen wolle, denn sie machte mir ausdrücklich klar, dass man da nackt wäre, und ob das für mich okay wäre. Und ihre Freundin fragte mich am Samstag noch mal das Gleiche, weshalb ich sicher weiß, dass es tatsächlich um Onsen ging. Und ich dachte wirklich, dass Okaasan sagte, wir würden da am Sonntag hingehen. Gestern Nachmittag war ich dann jedenfalls in meinem Zimmer, als auf einmal, um zwanzig nach vier, Okaasan an der Tür klopfte, um mir zu sagen, dass wir um halb fünf gehen würden, ich mich also ein bisschen beeilen solle. Das erste, über das ich mich wunderte, war, dass sie sagten, dass ich nichts mirzunehmen bräuchte. Dass zweite, über dass ich mich wunderte, war, dass Yutaro und Otoosan offenbar auch mitkamen. Beim rausgehen wurde mir dann klar, dass wir zu siebt gar nicht ins Auto passen, was mich noch mehr verwirrte. Wir gingen auch wirklich zu Fuß, einen Weg den Berg hoch und auf der anderen Seite die unglaublich lange Treppe wieder hinunter. Dann eine Straße entlang und da ich die Häuser beim Bahnhof sah, wusste ich ungefähr, wo wir waren. Wir gingen dann in ein Haus an der Straße, das sich als Yakiniku-Restaurant entpuppte. Beim Yakiniku grillt man auf einem kleinen Grill, der im Tisch eingelassen ist, Fleisch (oder auch Gemüse oder Meeresfrüchte). Dort aßen wir also und es war sehr lecker. Am Ende platzte ich fast, da Okaasan mir immer mehr Fleisch gab und ich ihren gebratenen Reis probierte und dann auch noch alle möglichen Meeresfrüchte wie Shrimps und Muschel, was ich noch nie gegessen hatte, was aber eigentlich lecker war. Am Anfang war es noch ziemlich leer, wir waren ja echt früh, aber mit der Zeit wurde es unglaublich voll und als wir gingen hatte sich vor der Tür eine lange Schlange gebildet, was für japanische Restaurants echt typisch ist, vor den allermeisten Restaurants gibt es auch extra Stühle für die Wartenden. Die meisten Leute waren jedenfalls Studenten, bei denen scheint Yakiniku sehr beliebt zu sein, und sie waren ziemlich laut. Von den vielen Grillen war die Luft außerdem extrem verraucht, was zur Folge hatte, dass meine Kleider später rochen, als habe ich den Abend am Lagerfeuer verbracht, und man vor allem nicht so gut sehen konnte. Ich glaube, der Mann am Tisch gegenüber hatte nicht nur blond sondern auch blau gefärbte Haare, aber ich konnte es echt nicht genau erkennen. Als wir danach wieder heimgingen, wurde mir jedenfalls entgültig klar, dass ich irgendwas gründlich falsch verstanden hatte. Wir gingen allerdings einen anderen Weg heim, Otoosan meinte, dort sei ein Game Shop. Als Okaasan stirnrunzelnd nachfragte "Game Shop?", erläuterte er, dort gäbe es Purikura. Shiori sagte zwar, es gäbe keine, aber beim Laufen dachte ich trotzdem darüber nach, dass es mit Freunden durchaus ein typischer Abschluss wäre, nach dem Essen noch Purikura zu machen, aber eigentlich nicht mit den Eltern und der Großmutter, und dass es außerdem ziemlich schwer werden könnte, zu siebt in so eine winzige Purikura-Kabine zu passen. Tatsächlich gingen wir dann Brot kaufen. Ich denke also, es war ein Witz. Danach gingen wir jedenfalls eine recht belebte Straße entlang. Inzwischen war es schon ziemlich dunkel, es war das erste Mal, dass ich nach Einbruch der Dunkelheit draußen war, und ziemlich cool. Otoosan bemerkte richtig, dass es uncool sei, dort mit seiner Familie herum zu laufen, denn auch dort waren beinahe nur Studenten unterwegs, und Shiori erklärte mir, dass Tokyo aber noch viel cooler sei und es dort viel mehr verrückte Leute gäbe. Nachdem wir noch einen Abstecher in den Buchladen gemacht hatten, gingen wir dann heim. 

Ich habe zwar den ganzen Zeit ziemlich auf dem Schlauch gestanden, aber es war ein schöner Abend.

Erdbeben, das Zweite

Ja, es gab mal wiede ein Erdbeben, diesmal ein richtiges, wenn ich es heute morgen im Fernsehen richtig verstanden habe, hatte es bei uns die Stärke 4. Heute morgen um zwanzig nach fünf wachte ich auf, ich weiß nicht, ob das Beben oder etwas anderes der Grund war, aber auf jedenfall war ich wach und merkte so, wie auf einmal alles wackelte. Es war ein echt komisches Gefühl und erstmal hatte ich ehrlich gesagt auch ganz schön Angst. Schließlich lag ich alleine in meinem stockfinsteren Zimmer. So sah ich auch nicht, wie es wackelte, ich spürte es nur und hörte es. Ich weiß nicht genau, was ich hörte, es fiel jedenfalls nichts runter oder so, aber ich glaube, irgendwas hörte ich. Ich glaube, es waren die Schiebetüren, die klapperten. Als ich dann den ersten Schreck überwunden hatte, fand ich es eigentlich ganz lustig. Dann hörte es auch bald wieder auf und ich hörte nur noch die Bänder von den Lampen, die noch schaukelten. Ich legte mich wieder hin, um noch die zwei Stunden bis zum Weckerklingeln zu schlafen.

Das interessante ist aber, dass ich gestern, bevor ich ins Bett ging, noch etwas trank, und mir dabei auffiel, dass der Haken vor dem Gläserschrank nicht geschlossen war. Ich machte ihn zu, mir dem Gedanken, dass es doch blöd wäre, wenn er nicht zu wäre, falls es in der Nacht ein Erdbeben geben sollte.

Karaoke

Um halb acht klingelte dann mein Wecker, da ich heute ja mir einer Freundin zum Karaoke ging. Ich könnte jetzt das gleiche wie oben noch mal schreiben, denn ich hatte eigentlich keine Ahnung, was wir den ganzen Tag machen würden. Ich wusste nur, dass und wo wir uns um zehn nach neun treffen würden.

Eine weitere Nebenwirkung der Schuluniform ist, dass man keine Ahnung hat, was für einen Kleidungsstil die anderen haben, es ist immer eine Art Schock, sie außerhalb der Schule zu treffen. In der Schule tragen wir alle diese unglaublich braven schwarzen Kleider, in denen alle wie kleine Kinder aussehen. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass sie dann außerhalb der Schule ganz besonders auffällige Kleidchen tragen. Vor mir auf der Rolltreppe fiel mir jedenfalls eine Frau wegen ihres echt kurzen Rockes, der auffälligen Haarspange und vor allem wegen der unglaublich hohen rosa Schuhe und farblich dazu passenden Handtasche auf. Nachdem ich sie ein bisschen von hinten angestarrt hatte, kam mir allmählich der Verdacht, dass es sich um das Mädchen handelte, mit dem ich verabredet war. Gleich darauf bezweifelte ich das wieder, sie sah einfach zu anders aus und erkannte mich auch nicht. Nachdem wir die tausend Rolltreppen hochgefahren waren, und ein paar Minuten mir ein paar Metern Abstand gewartet hatten, wobei sich unsere Blicke mehrmals getroffen, sie mich aber offenbar nicht erkannt hatte, ging ich irgendwann zu ihr und sprach sie an und sie war es wirklich, obwohl sie, da sie geschminkt war und ihre Brille nicht trug, total anders wirkte. Die fehlende Brille war wohl auch der Grund dafür, dass sie mich nicht erkannt hatte.

Sie sagte mir auch, dass wir insgesamt zu sechst sein würden, was ich nicht gewusst hatte, mir aber recht war. Nachdem wir in einem Park, leider bei leichtem Regen, auf die anderen gewartet hatten, gingen wir in ein Museum in eine Ausstellung über einen japanischen Schriftsteller, in der ich natürlich nicht wirklich etwas verstand, aber die alten Fotos waren interessant. Dann gingen wir durch Chuukagai, China Town, zu dem Karaokeladen. Auf dem Weg machten wir ein Foto vor einem Tempel und kauften uns Mittagessen bei Subway (nein, nichts chinesisches). Das Karaoke war für fünf Stunden für eine Person eigentlich recht billig, wenn man aber bedenkt, dass ja jeder so viel bezahlte, aber doch auch wieder recht teuer. Auf jedenfall konnte man sich kostenlos alle möglichen Getränke im Flur holen, was gut war, denn der Raum war miniklein, die Musik ziemlich laut, und die Luft nach einiger Zeit ziemlich schlecht, außerdem war es total heiß. Ich bekam also, obwohl ich bestimmt zwei Liter trank, irgendwann Kopfschmerzen. Im Singen war ich ziemlich schlecht und die anderen ziemlich gut. Außerdem ist mein Repertoire an karaoke-tauglichen Liedern etwas zu klein, so dass es immer schwerer für mich wurde, Lieder zu finden, die ich singen wollte, bzw. konnte. Es ist nämlich ganz schön schwer. Und japanische Lieder kann ich auch nicht singen, weil ich die Hiragana einfach nicht so schnell lesen kann. Also, ich kann auf jedenfall noch viel verbessern, aber es machte trotzdem Spaß, und die anderen waren auch echt nett, versuchten mir zu helfen und mich zu trösten, dass ich alles singen könne, was ich wolle, es sei egal ob es gut sei oder nicht, es gehe nur um den Spaß. Naja, ihre schlechtesten Ergebnisse waren besser als meine besten (jedenfalls nicht viel schlechter). Das einzige, was ich wirklich gut konnte, war die Aussprache, aber dafür bekommt man keine Punkte. Ich sang außerdem "99 Luftballons", was ich zwar nicht mag, aber da es wahrscheinlich das einzige deutsche Lied war, das es gab, fand ich es lustig. Ich habe mir in den letzten Tagen jedenfalls ziemlich viele Sorgen wegen heute gemacht, was ich singen solle und worüber wir reden sollten, wo wir uns doch kaum kennen, aber es war echt unnötig. Und ich kann es immer noch kaum glauben, dass ich mich wirklich mit Mädchen verabrede, die kein Englisch können, und wir können uns verständigen (auch wenn ich mal wieder oft nicht genau wusste, wie es weiter geht). Außerdem machte es auch nichts, dass ich Jeans und Turnschuhe trug, alle anderen aber ihre Röckchen und Stöckelschuhe. Ich war auch ohne immer noch die Größte, also warum unnötig das Leben schwer machen?

Ja, das war's soweit. Es wurde bemängelt, dass meine Rechtschreibung schlecht geworden sei, tut mir leid, falls es wirklich so ist. Ich frage mich, wie es dann wohl erst mit meiner Aussprache ist, ich habe schon ewig kein Deutsch mehr gesprochen. Vielleicht liegt das mit der Rechtschreibung aber auch vor allem an mangelnder Aufmerksamkeit. Obwohl es stimmt, dass es immer wieder passiert, dass ich beim Schreiben über irgendwelche Ausdrücke oder Grammatik nachdenken muss. 

Pauline

Samstag, 03.05.2014

#16 Golden Week

Jetzt ist also die großartige Golden Week. Wobei sie für mich ehrlich gesagt nicht mehr ist als ein verlängertes Wochenende, ich habe morgen und übermorgen schulfrei und letzten Dienstag war auch frei. Trotzdem, seit mindestens zwei Wochen werden im  Fernsehen besonders schöne Ausflugsziele vorgestellt und alle benehmen sich so, als wären das die wichtigsten Ferien überhaupt. Naja, es sind immerhin auch die letzten Ferien, bis die Sommerferien Mitte Juli oder so anfangen. Und Yutaro hatte auch wirklich länger frei, Otoosan sogar die ganze Woche. Das ist sehr verschieden.

Kamakura

Gestern waren Shiori, Okaasan, eine Freundin von Okaasan und ich jedenfalls in Kamakura. Das war die japanische Hauptstadt bevor es dann Kyoto wurde, glaube ich, und von Yokohama fährt man mit dem Zug eine halbe Stunde. Es gibt dort viele alte Tempel und leckeres Essen und es ist ebenfalls ein sehr beliebtes Ausflugsziel, weshalb es natürlich recht voll war. Zum Glück gingen wir aber schon ganz früh, so dasss wir schon den Kamakura Daibutsu (großen Buddha von Kamakura) und den Hasedera Tempel, der in Wirklichkeit aus vielen kleinen Tempeln bestand, besichtigt hatten, bevor es richtig voll wurde. Otoosan hatte mir vorgestern im Internet ein paar Fotos aus Kamakura gezeigt und gemeint, es werde vielleicht nicht so spannend für mich, mit all den Tempeln und Schreinen, aber ich fand es wirklich toll und interessant. Es war sehr schönes Wetter und außer alten Gebäuden, sah ich auch Bambus und Kiefern, Steingärten, Teiche und wunderschöne Blumen. 

Shiore, ich und der Kamakura Daibutsu  

Der Daibutsu ist innen hohl, dort waren wir auch drin. Da es morgens war, war es noch nicht so voll.

Shiori und ich essen riesige O-sembe

Der Hasedera Tempel

Es gab wirklich sehr viele verschiedene Tempel für viele verschiedene Götter, und ich habe mir nicht alles gemerkt, was Okaasan mir über die alle erklärt hat. Bei jedem Tempel opfert man ein bisschen Geld (ich bin mir nicht sicher, ob opfern wirklich das richtige Wort ist, aber so was in der Art halt). Dann verbeugt man sich. Manchmal klatscht man auch in die Hände. In einem Tempel war es so voll, dass ich beim verbeugen mit dem Kopf gegen irgendeinen Mann stieß. Beim Hasedera Tempel kaufte Okaasan Shiori und mir auch Orakel (??? Ist das das Wort, das ich meine?). Normalerweise knotet man sie an Schnüre, die da hängen, nachdem man sie gelesen hat, aber ich nahm meines mit heim. Okaasan meinte, wenn ich es gerne als Andenken behalten würde, wäre das auch okay. Ich wollte außerdem einfach gerne nochmal lesen können, was da steht, Okaasan sagte mir nämlich nicht alles. 

Der sehr schöne Garten des Hasedera-Tempels mit Wasserspiel aus Bambus 

 

Eine Hochzeit!!

Nachdem wir beim Daibutsu und in dem Hasedera Tempel gewesen waren, gingen wir die Haupteinkaufsstraße von Kamakura entlang, die extrem überfüllt war. Vor manchen Restaurants gab es zigmeterlange Schlangen, die auch noch den ganzen Weg verstopften. Zum Glück hatten wir schon zu mittag gegessen, außerdem davor schon O-Dango (Klößchen aus Reismehl?), O-Sembe (Reiskräcker)  und Takosembe (Kräcker mit Oktupus drin). Wir aßen trotzdem nochmal japanische Süßigkeiten und Crepes und vielleicht auch noch mehr. Dann kamen wir zu einem weiteren Tempel, bei dem wir auch eine Hochzeit sahen, und zwar eine richtig traditionelle, was auch für Japaner etwas besonderes ist. Und dann auch noch während der Golden Week an einem der beliebtesten Ausflugsziele in Kamakura. Natürlich zogen sie unglaublich viel Aufmerksamkeit auf sich. Als sie wieder gingen, wirkten sie wirklich etwas fertig. Ich fand es jedenfalls toll und hätte am liebsten die ganze Zeit fotografiert, aber es kam mir seltsam vor, wildfremde Menschen bei ihrer Hochzeit zu fotografieren, schließlich ist das doch irgendwie auch was privates.  

Das Brautpaar in traditioneller Hochzeitskleidung und während der Zeremonie, Musiker mit japanischen Instrumenten

Ein paar Fotos machte ich aber trotzdem, wie ihr seht. Die folgenden machte ich bei einem Tempel, bei dem zur Abwechslung mal kein "Fotografieren verboten!"-Schild stand. Wie ich erfuhr, nachdem ich das zweite Foto gemacht hatte, war es aber trotzdem verboten.

Zur Abwechslung – mal wieder ein Tempel mit reich verziertem Dach

Am Abend taten uns dann allen die Füße weht, vor allem Okaasan, weil sie sich vor ein paar Tagen am Fuß verletzt hat, und Shiori, weil sie Sandalen mit zu dünnen Riemen trug. Mir ging es im Vergleich dazu noch recht gut, dafür habe ich aber Sonnenbrand auf meiner einen Schulter, was recht vorhersehbar war, aber man kann ja mal hoffen. Es war ein schöner Tag.

In Shioris Schule

Den letzten Dienstag hatte ich wie gesagt auch frei. Ich ging stattdessen in Shioris Schule, denn da war Elternbesuchstag, an dem können die Eltern kommen und beim Unterricht zuschauen, das gibt es wohl in allen japanischen Schulen. Es war vielleicht ein bisschen dumm, wenn ich mal einen Tag nicht in eine Schule, in der ich nichts verstehe, gehen muss, in eine andere zu gehen, in der ich genausowenig verstehe. Aber ich war neugierig, mal eine andere Schule zu sehen. In Shioris Schule ist außerdem auch Keamo, eine AFS-Austauschschülerin aus Südafrika, die ich von der Orientation in Tokyo kenne. Ich hatte es schon wieder ganz vergessen, aber Otoosan und Okaasan sagten es mir. Vielleicht fand er es auch ein bisschen langweilig, beim Unterricht zuzuschauen, oder er erriet einfach, wie gerne ich Keamo treffen würde, jedenfalls bot Otoosan mir schließlich an, dass wir sie suchen gehen könnten. Es war ziemlich schwer, sie in der riesigen Schule zu finden, aber schließlich schafften wir es und warteten vor dem Klassenzimmer, bis die Stunde rum war. Ich konnte sie sehen, aber sie sah mich nicht, und als sie dann nach der Stunde rauskam und ich da stand, war sie wirklich sprachlos vor Verblüffung. Ich habe, glaube ich, in echt noch nie jemand so vollkommen verblüfft gesehen. Aber sie fing sich wieder und die paar Minuten, die wir zusammen hatten, verbrachten wir damit, möglichst schnell möglichst viele Informationen auszutauschen. Es war echt schön, sie wiederzutreffen.

Der Rest der Woche

Ansonsten verbrachte ich die Woche damit, abwechselnd abends lange zu lernen, und dann wieder tagsüber fast einzuschlafen. In manchen Fächern, vor allem Chemie, strengte ich mich echt an. In Mathe dagegen versuchte ich die einen Hausaufgaben nicht einmal. Jeden Tag hatte ich vor, mal wirklich früh ins Bett zu gehen, aber es hat nie geklappt, selbst an dem Tag nicht, an dem ich beschloss, ich sei zu müde, um Hausaufgaben zu machen. Ich bleibe einfach viel zu gerne abends mit Okaasan und Otoosan im Wohnzimmer sitzen. Am Donnerstag war ich noch mal beim Wanderclub und danach halb tot. Ich habe mich aber immer noch nicht entschieden. Wir aßen außerdem eine Menge leckeres Essen, denn Otoosan hatte ja frei und kochte deshalb jeden Tag tolle Sachen. Am allerliebsten mochte ich wohl Gyoza, eine Art Maultaschen, die ursprünglich aus China stammen. Es ist außerdem ziemlich warm geworden, so um die 24/25 grad, jeden Tag. nur am Mittwoch regnete es. Am Donnerstag morgen war es dann wieder warm und sonnig, aber alles war noch feucht vom Regen. Als ich in der Schulauffahrt an regennassen Palmen, Farn und Blumen vorbeikam, es gleichzeitig aber schon wieder schwül und warm war, erinnerte mich das tatsächlich an das Tropenhaus in deutschen Zoos. Und dabei ist es erst Anfang Mai!

Ich lernte auch sehr viel Kanji. Ich habe nämlich alle Grammatikübungen gemacht, will aber noch keine neue Lektion anfangen, da die nächste erstens total schwer ist, und ich außerdem die anderen Sachen noch nicht wirklich alle kann, nur weil ich diese paar Übungen gemacht hat. So war es mit den Volonteer Teachers teilweise etwas langweilig, weil weder sie noch ich wussten was ich machen sollte. Ich finde ja, sie sollten sich einfach mal ein paar Aufgaben für mich ausdenken, aber naja. Ich verlegte mich also stattdessen aufs Kanjilernen, was ja auch nicht verkehrt ist. Mit der einen Lehrerin machte ich außerdem wieder einen Spaziergang, wir waren bei einer Kirche und beim ältesten Tennisplatz Yokohamas.

Mit den Mädchen aus meiner Klasse vestehe ich mich weiterhin sehr gut, manche würde ich wirklich schon als engere Freunde bezeichnen.

Heute Abend gehen Obaasan, Okaasan, Shiori und ich wahrscheinlich in ein Onsen. Morgen gehe ich dann zum Karaoke, übermorgen kann ich mich dann noch mal ausruhen und/oder lernen, und dann sind meine Ferien leider auch schon wieder rum und die Schule geht weiter. 

Pauline