Berichte von 08/2014

Freitag, 29.08.2014

#32 Sommerferien; Fortsetzung

Hallo!

Hier die Fortsetzung davon, was ich so in den Sommerferien gemacht habe (ich versuche, mich etwas kürzer zu fassen)

Shinkansen

Vom 29. 7. bis zum 31.7. war ich in Osaka, gemeinsam mit Obaasan, Okaasan und Shiori. Wir fuhren mit dem Shinkansen, was irgendwie seltsam ist. Erstmal fahren die Shinkansen nicht an der Yokohama-Station, sondern an einem anderen Bahnhof, der Shin-Yokohama heißt und total klein ist, finde ich. Ich verbinde mit Zugfahren Hektik im riesigen Frankfurter HBF, ständige Durchsagen und Chaos, weil ununterbrochen Züge kommen oder fahren. Von all dem ist in Shin-Yokohama nichts zu spüren. Es gibt ungefähr zwei Gleise (ganz sicher bin ich mir nicht mehr, vielleicht sind es auch drei oder vier), auf denen in sehr regelmäßigen Abständen Shinkansen halten. Sie halten auch nur sehr kurz und fahren dann weiter und Hektik oder Chaos gibt es nicht. Auf der einen Seite fühlt es sich viel weniger wie Reisen an, weil auch die meisten Leute Männer auf Geschäftsreise sind, die nur eine Aktentasche tragen und wahrscheinlich schon am Abend zurück kommen, auf der anderen Seite erinnerte es mich auch an Flughafen, weil es so sauber und so war. 

Osaka-Schloss

In Osaka war der Bahnhof übrigens deutlich Bahnhofsmäßiger, fand ich. Als erstes besichtigten wir das Osaka-Schloss. 

Osaka-Schloss Dachverzierung

Diese Dachverzierung kennen vielleicht manche Conan-Fans, weil dort, so weit ich mich erinnere, mal ein Mann ermordet wird. Der zweite Mord folgt (glaube ich) auf der Brücke im Bild drüber. Naja, man muss das Schloss nicht unbedingt mit Mord in Verbindung bringen, es ist sehr schön. An dem Tag war es aber unerträglich heiß, in Osaka ist es nämlich meistens noch heißer als hier.

Freizeitparks

Eigentlich hätte Okaasan mir aber lieber sagen sollen, dass wir in die Universal Studios Japan fahren, denn dort verbrachten wir den Nachmittag und den ganzen nächsten Tag und von Osaka selbst sah ich so gut wie nichts. Ich hätte ja lieber ein bisschen Sightseeing gemacht, aber was soll's. Es gibt sicher viele Leute, hier in meiner Schule genau so wie in Deutschland, die mich sehr darum beneiden, dass ich in den USJ war. Genauso wie viele hier unglaublich gerne mal wieder ins Disneyland fahren würden, wo ich ja auch war. Aber das ist einfach nicht so meins. Ich habe zwar gemerkt, dass mir Achterbahnen Spaß machen, aber das ganze drum herum brauche ich nicht. Wobei USJ wahrscheinlich mehr Spaß macht, wenn man die Filme kennt. Ansonsten muss man halt einfach immer sehr lange anstehen und isst viel amerikanisches oder italienisches Essen und im Falle von den USJ kam noch ziemliche Hitze dazu. Außerdem kann man natürlich Massen an Fanartikeln kaufen. Teilweise sind sie schön, wenn man die Filme kennt und mag. Aber sie sind so teuer! Mitte Juli wurde der neue Harry-Potter-Teil eröffnet, er war also noch ganz neu, als wir da waren. Um überhaupt rein zu kommen, stellten wir uns unglaublich früh an und rannten dann, als wir endlich reinkamen. Dort ist Hogsmead nachgebaut und das ganze Dorf ist voll mit Läden, wo man sich mehr als eine Stunde anstellen muss, um überhaupt reinzukommen. Und dann kann man eine kleine Dose Berty Botts Bohnen aller Geschmacksrichtungen für 13 Euro oder so kaufen. Es ist so extrem. Aber es sieht schon ganz schön aus. Disneyland fand ich noch nerviger. Ich mag Mickey Maus einfach nicht, das ist schon ein Problem dort. Die Hälfte der Leute trägt Mickey Maus T-shirts. Außerdem tragen die Hälfte der Leute Partnerlook. Es ist echt beeindruckend, weil es wirklich Mädchen gibt, die sogar die gleichen Schuhe tragen. Außerdem gibt es sehr viele Paare. Ich verstehe wirklich nicht warum die da hin gehen. Dass kleinen Kindern Disneyland gefällt, kann ich nachvollziehen, auch dass Freundinnen dort hin gehen, nach allgemeiner Auffassung ist Mickey Maus halt kawaii. Aber es gibt auch viele Gruppen, die aus Highschool-Jungs bestehen, und, wie gesagt, viele Studentenpärchen. Warum gehen die denn da hin?! Man kann Disneyfanartikel kaufen und Paraden und Shows anschauen, und mit Achterbahnen oder so was fahren, wo man stundenlang (3 Stunden ist schon normal) anstehen muss, die aber im Allgemeinen ziemlich langweilig sind, finde ich. Disneysea fand ich übrigens viel schöner als Disneyland. Das liegt erstens daran, dass Disneyland von Mickey Maus dominiert wird, Sea aber überhaupt nicht. Außerdem gibt es ja eine Menge nachgebauter Häuser. In Sea sind das Venedig, irgendwas Arabisches, ein Vulkan, und noch alles mögliche Andere, was irgendwie hübsch aussieht, selbst wenn man sieht, dass es aus angemaltem Beton besteht. Aber im Land sind es vor allem das Schloss, dass so aussieht wie Schloss Neuschwanstein, und drum herum Fachwerkhäuser. Und die sehen einfach so unecht aus, dass es mich voll genervt hat. Aber egal, USV waren schön und auch im Disneyland war es lustig, ich werde halt nur nicht unbedingt nochmal hingehen, wenn es sich vermeiden lässt.

Osaka

Am letzten Vormittag in Osaka schauten wir uns noch eine sehr bunte Straße und einen Turm in Osaka an.

Osaka wie im Reiseführer...

Dann aßen wir chinesisch. Ich hätte echt gerne für Osaka typisches Essen gegessen, denn dort gibt es eine Menge leckeres Essen, hat man mir gesagt. Okonomiyaki zum Beispiel, was wirklich sehr lecker ist. Aber in den USV gibt es das nicht, und am letzten Tag kam es auch nicht dazu. 

Sommertraining

In der Zeit vor Osaka und danach hatte ich täglich Club. Im Falle von Teezeremonie war es lustig, nur taten die Knie vom Knien weh, im Fall von Hiking war es echt viel viel zu heiß, es war schlimm. Aber wenigsten war dann das Wandern nicht mehr schlimm. Und ich habe überhaupt keinen Muskelkater. Am Dienstag haben mir am Abend die Knie sehr wehgetan, aber auch das ist über Nacht verschwunden und nach dem Wandern am Mittwoch auch nicht wieder aufgetreten. Mit dem Teezeremonieclub hatten wir eine Verantstaltung, wo wir Tee verkauft und Teezeremonie vorgeführt haben. Einer musste immer den Gast spielen, der eigentlich so gut wie nichts zu tun hat, also fiel die Rolle mir zu, und da sie nicht besonders beliebt ist, blieb sie auch an mir hängen. Nachdem ich das also so um die acht Mal angeschaut hatte, konnte ich jeden Handgriff vorhersagen und allmählich wuchs in mir der Wunsch, es auch mal selbst auszuprobieren. Durch mich oder eine Freundin erfuhr meine Lehrerin davon und die meinte, ich solle es doch einfach mal machen. Das war also das erste Mal, dass ich eine Teezeremonie machte, und gleich vor Publikum! Es ist schon deutlich schwerer, wenn man es wirklich selbst macht, als wenn man als Gast da sitzt und sich nur vorstellt, dass man es macht. Aber die anderen meinten, ich habe es gut gemacht. Leider habe ich es bestimmt schon wieder alles vergessen. Das Sommercamp (Gasshuku) vom Teezeremonieclub war auch gleichzeitig mit dem AFS-camp, nur am ersten Tag konnte ich hingehen, weil es nämlich in Kamakura war, also sehr nah. Wir überfraßen uns an Okonomiyaki (wenn es schon in Osaka nicht dazu kommt) und Monja, was sehr sehr leckeres Essen ist, und machten Feuerwerk. Allerdings darf man hier nur so wunderkerzenähnliche Dinge selbst machen, Raketen gibt es nur beim richtigen Hanabi.

Monja bei der Zubereitung Und fertiges Okonomiyaki mit Sauce und geraspeltem Fisch oder so was in der Art

Obst pflücken

An einem Tag fuhren wir mal wieder zu Verwandten von Obaasan, die in der Nähe von denen leben, die wir ganz am Anfang besucht hatten. Sie haben ein wunderschönes, riesiges Haus und einen riesigen Garten, in dem sie eine riesige Menge an Gemüse und Obst anbauen. Dort pflückten wir Heidelbeeren und Tomaten und Auberginen und das war auch der Grund unseres Besuchs. Am Ende war das ganze Auto damit voll und mir war zwei Tage lang schlecht, weil ich so viele Heidelbeeren aß. Es machte totalen Spaß und ich wurde sehr gelobt, weil ich von allen am meisten pflückte. Seitdem sind Shiori und ich übrigens auch Auberginenfans. Sie werden hier viel leckerer zubereitet als in Deutschland!

Das war alles, nur das AFS-Sommercamp fehlt noch, aber obwohl das nur vier Tage lang war, werde ich dem einen eigenen Eintrag widmen, weil es wahrscheinlich das tollste überhaupt war und es auf jedenfall am meisten zu erzählen gibt. Ich habe übrigens im vorherigen Eintrag bei "Wie viel kann man in zwei Wochen machen..?" noch was eingefügt, falls es jemanden interessieren sollte.

Pauline

 

Donnerstag, 28.08.2014

#31 Sommercamp!

Hallo!

Auch ich habe manchmal Glück...

Es gab eine, zumindest für mich, sehr glückliche Fügung: Wie einige von euch wissen, kam Anfang August mal wieder einen Taifun (eigentlich sogar zwei). Sie waren genau in der Zeit, in der mein AFS-Sommercamp war. Das Wetter war deshalb nicht so prickelnd, die meiste Zeit bewölkt, den Fuji-san konnte man leider nur am ersten Abend sehen, aber es war sehr lustig und der Taifun kam auch erst in der Nacht, als wir schon wieder zuhause waren. In der gleichen Zeit sollte aber auch das Sommercamp vom Hikingclub sein. Möglicherweise habe ich vergessen, das zu schreiben, aber einer der Gründe, weshalb ich erst zögerte, in den Club einzutreten, war, dass ich von vornherein wusste, dass ich nicht zum Sommercamp fahren können würde. Und das ist ja beim Hikingclub das Highlight des Jahres. Naja, wie gesagt kam ja aber der Taifun, und das Sommercamp wurde verschoben. Was wiederrum bedeutete, dass ich doch mitgehen konnte!

Das Ganze sah dann so aus: Am Sonntag den 10. 8. (Herzlichen Glückwunsch an meinen Bruder) kam ich vom Sommercamp zurück. Am Montag den 11. 8. erfuhr ich, dass das Hikingclub-Sommercamp nicht stattgefunden hatte, und am Dienstag den 12. 8. dann, dass es verschoben worden war. Am Freitag den 15. 8. dachte ich zum ersten Mal ernsthaft daran, dass ich ja dann möglicherweise auch mitfahren könnte und erhielt von meiner Freundin den Tipp, am Montag den 18. 8. in der Schule anzurufen und mit der Lehrerin zu sprechen. Was ich aber aus Zeitmangel/Faulheit/Schüchternheit nicht machte, so dass ich erst am Donnerstag den 21. 8. nach dem Clubtraining mit der stellvertretenden Leiterin des Clubs sprach (die kein Wort Englisch spricht!). Diese telefonierte mit der Leiterin des Clubs, die das Okay gab, und bat dann ein Mädchen, dass nicht mitfuhr, mir ihre Ausrüstung zu leihen. Also brachte die mir am Freitag den 22. 8. alles zum Clubtraining mit, bis hin zu den Socken. Nachdem ich an diesem Nachmittag auch noch meine richtigen Eltern um Erlaubnis gefragt hatte, konnte ich am Samstag den 23. 8. nach dem Training einen Rucksack von der Schule leihen und den gesamten Krempel heimschaffen. An diesem Nachmittag zog ich außerdem glücklicherweise noch mal meine Wanderschuhe mit und bemerkte, dass sie extrem an den Zehen drückten, so dass ich mir dachte, dass ich die nicht tragen kann. Also ging ich am Sonntag* den 24. 8. nicht nur Essen kaufen, wie eigentlich geplant, sondern nebenbei kaufte ich mir auch neue Wanderschuhe, was bei mir leider eine Beschäftigung ist, die einen halben Tag dauert. Aber auch das schaffte ich, genau wie das Packen am Abend. Und so konnte ich am Montag den 25. 8. um viertel vor sieben ein paar Senpai am Bahnhof treffen und mit ihnen zum Treffpunkt fahren.

Das war jetzt ziemlich ausführlich, aber ich fand, oder finde es immer noch, beeindruckend, dass ich vor einer Woche meine Lehrerin um Erlaubnis bat und zu dem Zeitpunkt wirklich mit nichts außer zu kleinen Wanderschuhen da stand, und jetzt bin ich schon wieder zurück. Und am Freitag vor einer Woche sprach ich zum ersten Mal mit meinen Senpai aus dem Hikingclub (die aus dem Teezeremonieclub sind schon längst meine Freunde), und zu dem Zeitpunkt hatte ich Angst vor ihnen und sie vor mir, weil sie dachten, ich könne nur Englisch. Und jetzt hatten wir vier unglaublich schöne Tage zusammen, sie lieben mich alle, und es kommt mir so vor, als würde ich sie schon ewig kennen. Ich habe mir auch drei Namen gemerkt! Von zehn...

Wie viel kann man in zwei Wochen machen..?

Besonders beeindruckend wird es, wenn man bedenkt, was ich in diesen zwei Wochen noch so alles gemacht habe: Am Dienstag den 12. 8. war ich im Museum bei der Yokohama Triennale, einer großen Ausstellung von zeitgenössischer Kunst, wo ich als Kunstwerk mitgewirkt habe, indem ich zwei Minuten Deutsch vorgelesen habe, und danach habe ich den Nachmittag mit einer Freundin verbracht. Am Mittwoch den 13. und Donnerstag den 14. 8. war ich in Disneyland (mit Übernachten). Am darauf folgenden Wochenende zweimal beim Aikido, am Montag den 18. 8. mit einer Freundin unterwegs. Wir verbrachten den ganzen Tag in einem Einkaufszenter und eigentlich aßen wir nur oder überlegten, was wir essen könnten oder schauten uns Läden an, weil wir warteten, bis wir wieder essen konnten, ohne zu platzen. Es war aber sehr lustig. Am Dienstag den 19. 8. ging ich erst Zutaten kaufen, buk dann Nussecken für meine Gastfamilie und kochte schließlich Kartoffelbrei zum Abendessen. Das war ein tagesfüllendes Programm, das aber Spaß machte. Außerdem war ein Freund von Yutaro da, der sehr großes Interesse daran hatte, sich mit mir zu unterhalten, sich aber erst meinen Namen nicht merken konnte und mich Paella nannte. War sehr erheiternd. Am Mittwoch den 20. 8. hatte ich mit neun anderen Austauschschülern eine seltsame, freiwillige Verantstalltung in einer Sprachschule für Grundschüler. Wir sollten ihnen etwas über die Länder, aus denen wir kommen, erklären und es regte uns alle auf, was diese Lehrer da machten und war etwas albern, weil die Kinder teilweise echt kaum Englisch verstanden, weshalb ich schließlich mit dem Lehrern, die teilweise kaum Japanisch können, auf Englisch, mit den Kindern auf Japanisch und mit einem deutschen Jungen auf Deutsch sprach. Das hatte dann zur Folge, dass ich vollkommen verwirrt war, die ganzen Leute auf den falschen Sprachen ansprach, und bei Englisch nur noch stotterte. Aber irgendwann war dieser Zirkus zum Glück vorrüber und wir Austauschschüler feierten unser Wiedersehen (manche, die aus irgendwelche Gründen nicht mit zum Sommercamp gekommen waren, hatten wir seit März nicht mehr gesehen) damit, dass wir zum Karaoke gingen. Das war sehr witzig, laut und albern. Es wurden Lieder auf allen möglichen Sprachen gesungen und meistens sang eh die halbe Gruppe zusammen. Danach machten wir noch Purikura und ich weiß jetzt auch, dass man zu neunt in einen Purikura-Automaten passt (wobei man mich meistens nur halb sieht). Am Donnerstag, Freitag und Samstag hatte ich dann vormittags Clubtraining. Am Donnerstagnachmittag war ich deshalb halb tot. Am Freitagnachmittag ging ich mit Nu-Lek ins Kino, wir sahen den neuen Film von Gibli. Die Bilder sind, natürlich, sehr schön, und die Geschichte mittelmäßig. Aber ich verstand sie komplett und das war ein echt schönes Gefühl. Am Samstagabend ging ich mit zwei Freunden, die ich beim AFS-Sommercamp kennengelernt habe, zum Hanabi. Ich kann alleine im Internet das Kinoprogram und den Zugfahrplan nachschauen! Und mir ist klar geworden, dass man sehr sehr viel in zwei Wochen reinquetschen kann.

Camp, 1. Tag

Jetzt zum Camp: Es waren vier Tage. Am ersten Tag, Montag, trafen wir uns morgens um acht irgendwo und fuhren dann mit Zug und später mit zwei Bussen zu einem Campingplatz, der auf über zweitausend Metern in den Minami Alps liegt. Leider war das Wetter mal wieder nicht so toll, es war Regen vorhergesagt und auch schon ziemlich bewölkt und neblig, so dass man von der sicherlich tollen Aussicht nichts sah. Auf dem Zeltplatz wurden dann Zelte aufgebaut und um drei kochten wir uns selbst auf Gaskochern unser Abendessen. Bis abends um halb acht war Freizeit, dann war es stockfinster und wir mussten schlafen. 

Der Zeltplatz

2. Tag: Kaikomagatake

Am zweiten Tag hieß es nämlich, nach einer mittelmäßigen Nacht, um vier Uhr aufstehen. Es war immer noch stockfinster und auch immer noch extrem kalt. Mit Stirnlampen kochten wir uns Yakisoba (gebratende Nudeln) zum Frühstück und um kurz nach fünf machte sich meine Gruppe als dritte von vier auf den Weg in Richtung Kaikomagatake. Nach steilem Anstieg durch einen Wald kamen wir zu einem Geröllhang und wider Erwartens gab es ein bisschen blauen Himmel und der Morgensonne sah es wunder schön aus. Vom Rand des Geröllfeldes, den wir nach einer Weile erreichten, hatten wir eine wunderschöne Sicht. Von dort ging es einen echt steilen und langen Weg einen Grad hinauf. Erst durch Wald, später verwandelte sich das in niedriges Gebüsch, dann kamen irgendwann vermehrt Felsen dazu. Außerdem war der Wind ungeheuer stark und je höher wir kamen, desdo weniger konnten wir sehen, bis wir schließlich vollkommen in Nebel gehüllte waren. Kurz nachdem meine Gruppe den oberen Teil des Berges erreicht hatte, der nur noch aus Stein bestand, fing es an zu regnen. Also Regenjacken und -hosen anziehen und weiter gehts. Ein Mädchen fragte sogar einmal, "geben wir auf?" aber es war offensichtlich, dass niemand das wollte, also ging es weiter. Und auf dem Gipfel hörte der Regen dann sogar mal auf. Nur die Kälte blieb, die uns alle fast lähmte, während wir unser Mittagessen (um halb zehn morgens) runterschlangen. Und dann ging es wieder runter. Der obere Teil war echt unheimlich. Wir gingen ja auf Fels, schon fast auf einem Grad, wegen der Wolken sah man nichts außer den Menschen, die in bunten Regenjacken vor einem her liefen, der Wind war so stark, dass wir manchmal stehenbleiben mussten, um nicht umgeschmissen zu werden, und der Regen war so hart, dass er selbst durch die Kapuze hindurch im Gesicht schmerzte. Weiter unten, als der Regen erfreulicherweise aufgehört hatte, mussten wir dann um riesige Pfützen herum klettern, aber es war sehr angenehm im Gegensatz zu dem, was wir oben erlebt hatten. Richtig schrecklich war es dann zu überlegen, wie man mit nassen Füßen, Jacken und Rucksäcken zu viert in dieses viel zu enge Zelt kommte, ohne alles andere auch noch nass zu machen. Und dann auf einem Kocher bei ströhmendem Regen Abendessen zu kochen. Wir hatten zum Glück eine Art Bierzelt, wo wir kochen konnten und aßen dann in unseren Zelten. Wieder hatten wir Freizeit und wieder schliefen wir um halb acht.

Es wird hell... 6 Uhr Aussicht um 6:16 Uhr und ein steiler Aufstieg um 6:40 UhrMorgenhimmel 6:17UhrAussicht 7:15UhrDiesen Grad liefen wir entlangDer felsige obere Teil (8:40 Uhr) und der Gipfel um 9:18 Uhr im Regen; im Hintergrund ist alles nur weiß

3. Tag: Senjogatake

Wir standen auch wieder um vier auf, machten unser am Abend vorbereitetes Essen und machten uns diesmal sogar vor fünf auf den Weg. Ab zwölf Uhr, hieß es, würde es regnen, also war die Motivation, schnell zu sein, natürlich noch größer. Am Anfang während wir uns wieder an einen steilen Anstieg durch einen Wald machten, mussten wir noch unsere Stirnlampen benutzen, weil es so dunkel war. An dem Tag war es wahrscheinlich noch steiler und noch nebliger, als wir schließlich aus dem Wald auf einen mit Gebüsch bewachsenen Grad kam, sahen wir von der Aussicht mal wieder nichts. Auf diesem Grad (der aber sehr breit war) ging es dann die ganze Zeit entlang. Am Anfang spielten wir beim Laufen Spiele, später suchten wir nach Blumen und sahen einmal einen süßen Vogel, und irgendwann überlegten wir eigentlich nur noch, ob der Berg, den wir durch den Nebel erspähen konnten, wohl der Gipfel war. Meistens war er es nicht und wir mussten recht viel hoch und runter laufen oder besser klettern, denn es gab immer wieder große Felsen. Um 8:40 erreichten wir dann den Gipfel Senjogatake, 3033 Meter! Es regnete immer noch nicht, aber sehen konnten wir auch immer noch nichts. Nachdem wir Fotos gemacht hatten, aßen wir schnell, und dann machten wir uns nach einer Weile durchgefroren wieder auf den Weg nach unten. Dieser Weg war wunderschön, es gab Wiesen und Blumen und eine Menge Bäche, die wir überspringen mussten. Und das Wetter war etwas besser, bis es irgenwann am Ende doch noch mal ein paar Tropfen regnete. Um kurz nach zwölf erreichten wir wieder den Zeltplatz und dort kauften wir uns Trinken und es gab zum ersten Mal Sonnenschein. Der ganze Nachmittag war Freizeit, nur dass wir uns natürlich wieder Essen kochen mussten, diesmal bei wunderschönem Wetter. 

 Der süße Vogel Hinter den Wolken befindet sich Kaikomagatake Der Weg (normalerweise sieht man, dass man auf einen Dreitausender zu läuft) 8Uhr Gipfel 8:40Essen auf dem Gipfel im NebelDiesen Grad sind wir hochgestiegenDer Berg ist Kaikomagatake, als man ihn mal einen Moment lang sehen konnte

4. Tag

Am vierten Tag standen wir um fünf auf, kochten Tütenramen, bauten die tropfenden Zelte ab, packten fertig und machten uns dann bald auf den Weg. Mit Bussen ging es durch die Berge und wegen der Mischung aus zu viel Ramen, kurvigen Straßen und stinkenden Bussen wurde mehreren von uns ganz schön übel. Halt machten wir bei einem Onsen. Irgendwie verbinde ich mit Onsen Ruhe und Erholung, aber es war ganz schöner Stress, weil wir Erstklässler zu 18 nur 25 Minuten Zeit hatten, was ziemlich wenig ist. Ansonsten war es eigenltlich genauso, wie die Bäder, die ich aus Tokyo und vom Sommercamp kenne, wo halt alle zusammen baden. Nur dass es diesmal leicht nach Schwefel roch, das Badebecken aus Holz bestand, das sehr schleimig und grün war, und man durchs Fenster eine schöne Aussicht auf Berge -im Regen- hatte. Es war auf jedenfall schön, nach drei Tagen wieder baden zu können. In diesen Tagen konnten wir übrigens nicht einmal Zahnpasta benutzen. Und unseren Müll mussten wir komplett selbst mit heim nehmen. Wir warteten dann sehr lange auf den Reisebus, der uns irgendwie nicht fand, und fuhren zurück nach Yokohama. Auf einer Raststätte aßen wir zu Mittag, aber auch das unter ziemlichem Zeitdruck, und in der Schule versuchten wir, die Zelte zu putzen. Richtig erfolgreich waren wir dabei nicht, deshalb müssen wir das nächste Woche nochmal machen. Dann fuhren wir alle heim.

Die Stelle, wo unser Zelt stand. Die Steine dienten dem Schutz vor Regen (unsere Gruppe hat etwas übertrieben)

 

Keine Ahnung, ob eine so detaillierte Beschreibung irgendwen interessiert hat, tut mir leid, falls nicht. Aber es hat mich echt sehr gefreut, dass ich wider Erwarten doch noch mit fahren konnte. Ich dachte, es würde schrecklich anstrengend werden, aber so war es gar nicht, möglicherweise wegen des wirklich schrecklichen Trainings in den Sommerferien.

Nur jetzt sind meine Sommerferien leider schon vorbei, nächsten Montag geht die Schule wieder los. Gestern im Bus herrschte deshalb bei meinen Freunden teilweise große Angst, weil sie die Hausaufgaben noch nicht fertig haben und in zwei Wochen Examen sind. Ich vermute, dass sie die nächsten Tage ununterbrochen lernen werden. Ich habe leider auch alles, selbst die einfachsten Sachen in Mathe, schon wieder vergessen. 

Übrigens spreche ich hier ja, wie alle anderen Austauschschüler, von summer camp. Japanische Schüler verstehen das aber, nach meiner Erfahrung, gar nicht unbedingt. Sie sagen nämlich nicht summer camp sondern "gasshuku".

Pauline

 

*Geschäfte haben in Japan Sonntags geöffnet.

 

 

Freitag, 15.08.2014

#30 Sommerferien; erster Teil

Hallo!

Japanische Sommerferien = Stress

Ich habe gerade, wie alle wissen, Sommerferien. Dabei sind japanische Ferien sehr anders als deutsche. Erstens werden sie von den Schulen selbst geregelt. Im Allgemeinen kommt es dabei aber auch so bei sechs Wochen raus, zumindest soweit ich es mitbekommen habe. Wobei das keinesfalls bedeutet, dass die Schule in diesen sechs Wochen geschlossen ist, nein. Meine Schule ist eine Woche geschlossen, wenn überhaupt. Die restliche Zeit ist freiwilliger Nachhilfeunterricht, der sehr gut besucht ist, und je nach Club mehr oder weniger Training. Außerdem bekommt man einen riesigen Berg Hausaufgaben. In Englisch sind das: ein Hochglanzheft mit elf Texten, dazu ein Aufgabenheft, eine CD, ein Hörtest und das Lösungsbuch. So weit ich weiß, sind aber gleich am ersten Tag Tests, also bringt Abschreiben nichts. Gut, wenn nicht die Hälfte der Aufgaben wäre, dass man auf Japanisch den Satzbau erklären soll, hätte ich das ganze schon fertig. Mathe habe ich gar nicht erst bekommen, weil ich ja kein Schulgeld bezahle. Das war auch ein Heft, mit achzig Aufgaben! Außerdem lernen alle, denn zwei Wochen nachdem die Schule wieder anfängt, ist mal wieder eine Examenswoche. Dazu gehen sie (zumindest auf Privatschulen wie meiner) häufig in die Nachhilfeschule. Eine meiner besten Freundinnen geht so gut wie täglich für drei Stunden. Meine andere Freundin ist gerade für drei Wochen bei einer Gastfamilie in Kanada, um ihr Englisch zu verbessern. Sie machte sich vor den Ferien schrecklich Sorgen, wie sie ihre Hausaufgaben schaffen soll. Sie redete eine Woche davon, was sie machen könnte, wenn sie die Matheaufgaben nicht verstehen würde, wo sie doch unsere Mathelehrerin die ganzen Ferien über nicht sieht. Es ist für sie etwas sehr besonderes, die ganzen Ferien über nicht in die Schule zu gehen. In Deutschland fängt man vor den Ferien an zu schwänzen, weil man ja eh nichts mehr macht, hier muss man bis zu Ferienbegin alles verstanden haben, weil man sonst ein echtes Problem hat.

Hanabi

Tja, glücklicherweise sind meine Ferien aber ein bisschen erholsamer. Am Anfang hatte ich eine Woche nichts zu tun, was dann schon wieder so langweilig war, dass ich täglich Japanisch lernte. Außerdem war ich mit meinen Freundinnen vom Aikido beim Hanabi in Kamakura. Hanabi ist Feuerwerk und gehört auf jedenfall zur japanischen Kultur. Das Hanabi in Kamakura ist nochmal sehr besonders. Erstens ist es sehr groß und außerdem werden die Raketen von Booten, die weit draußen auf dem Meer sind, aus abgefeuert. Dadurch entsteht eine ganz Spezielle Form:

Feuerwerk in Kamakura

Das Feuerwerk in Kamakura schaut man vom Strand aus an.  Strand in Kamakura

Dort ist es ziemlich überfüllt. Wir kamen recht früh und fanden deshalb sogar noch einen Sitzplatz, aber der war gerade so groß, dass wir zu viert auf einer minikleinen Plane sitzen konnten. Wir kauften uns Kakigouri, das ist geraspeltes Eis, über das man sich Sirup schüttet. Man kann es im Sommer beim Hanabi oder beim Straßenfest kaufen. Dort schmeckt es dann vorallem Süß und wenn man Pech hat, sind es richtige Eisklumpen. Inzwischen gibt es in Restaurants aber auch eine teuerere Variante, die natürlich etwas leckerer ist. Aber auf jedenfall eine super Erfrischung.

Kakigouri

Ich war letzte Woche noch mal in Yokohama mit Okaasan beim Hanabi, wo es womöglich noch überfüllter war und wir auch nicht richtig gut sahen. Trotzdem, beides mal war dasFeuerwerk überwältigend. Das Feuerwerk an Silvester, wo jeder irgendwelche Raketen abfeuert, ist einfach kein Vergleich. Hier ist jede Rakete genau geplant und es scheint immer noch besser zu werden. Manchmal ist der ganze Himmel hell von dem Feuerwerk, dann wieder gibt es einzelne Raketen, aber von denen hat es jede in sich. Man sitzt nur staunend da und ruft oder klatscht, wenn es besonders schön ist.

Hanabi überm Meer Hanabi Hanabi

 

O-Matsuri

Dann war ich natürlich auch beim O-Matsuri (Sommer-Straßenfest). Die sind gerade auch ständig. Dort gibt es Eis und Spiele und Essen und so. Ein beliebtes Spiel ist Goldfische fischen. Man hat eine kleine Kelle, die mit Papier bespannt ist und mit der man kleine Fische aus dem Wasser fischt, ohne dass das Papier zerreißt. Ich dachte immer, das sei total schwer, ist es aber eigentlich nicht. Wenn man will, darf man zwei Fische dann mit nachhause nehmen. Ich nahm sie mit und der eine starb schon am ersten Tag, der zweite, den mein Gastvater Tommy nannte, nach zwei Wochen. Besonders Tierfreundlich ist das Spiel nicht, gebe ich zu. Meine Gastfamilie hat übrigens selbst Goldfische, die Shiori vor sechs Jahren oder so beim O-Matsuri geangelt hat und die bis heute überlebt haben. Das ist aber eine große Besonderheit. Früher gab es übrigens auch ein Spiel mit Küken, hat Okaasan erzählt. Sie nahm als Kind eines mit heim und auch dieses Küken überlebte, gegen alle Erwartungen, bis es zu einem Hahn wurde, der morgens krähte. Da schenkten sie ihn einer anderen Familie, die ihn vermutlich aß.

Und ja, ich trug einen Yukata, das ist ein Sommerkimono. Die sind bequemer als richtig Kimonos, aber eigentlich immer noch ziemlich unbequem. Trotzdem macht es Spaß, sie zu tragen. In letzter Zeit sind sie auch wieder sehr beliebt geworden und man sieht öffters mal, vor allem, wenn Hanabi ist, Menschen, die Yukata tragen. Vor allem Mädchen, manchmal aber auch Männer (kakkou ii!)

Goldfische fischen Ich im Yukata

 

Ach so, ich war auch einmal zum Schwimmen am Strand in Chiba. Schon sehr anders als die Nordsee, wenn auch nicht viel wärmer, seltsamerweise. Aber die Wellen sind sehr groß, der Sand dunkel und am Strand ist alles voll mit angeschwemmtem Bambus. Außerdem fanden wir auch zwei tote Kugelfische oder so. Das ist aber was besonderes.

Kugelfisch (oder so)

Obwohl das erst die erste Ferienwoche war, höre ich jetzt hier mal auf und schreibe wann anders weiter. 

Pauline

Montag, 04.08.2014

#29 Nur Antworten (mal wieder)

Hallo

ich werde jetzt nur Fragen beantworten. Aber ihr schreibt so lange Kommentare und stellt so viele Fragen, dass ich gar nicht weiß, wo ich genau anfangen soll.

Erst mal, schön, dass du dich mal wieder gemeldet hast, Vanessa! Ich hatte mir schon Sorgen gemacht, dass ich euch Zukünftigen mit meinem Blog die Vorfreude vermiese. Aber schön, wenn es nicht so ist! Und viel Spaß beim Japanisch lernen, ganbatte! (="streng dich an", eines der wichtigsten japanischen Wörter). Ja, ich kann immer noch nicht richtig Japanisch. Also, ich komme schon mehr oder weniger zurecht, spreche mit meinen Freunden mit wenigen Ausnahmen Japanisch und inzwischen meistens auch mit meiner Gastfamilie. Und ich lerne echt viel. Normalerweise sagt man ja, dass man so drei Monate braucht, bis man eine Sprache kann. In den Unterlagen von AFS über Japan stand aber, dass die durchschnittlichen Austauschschüler 6 Monate brauchen, bis sie fließend Japanisch können. Ich weiß auch nicht, woran das liegt. Im Dezember haben wir Japanischtest (freiwillig). Die meisten Austauschschüler bestehen da Level 3. Ehrlich gesagt würde ich das wahrscheinlich jetzt schon bestehen, zumindest fast. Aber Grammatiktest und flüssig sprechen können sind einfach zwei verschiedene Dinge. Jetzt zu Hakaron: Du sagtes in Bezug auf die anderen Austauschschüler irgendwas darüber, dass man sich nicht mit anderen vergleichen soll. Aber das habe ich auch gar nicht. Es kommte halt nur vor, dass Nu-Lek und ich irgendwelche Fragen haben, die anderen aber nicht die Hausaufgaben gemacht haben und die Fragen nicht verstehen, weil sie noch nicht mal die verschiedenen Arten der Verben kennen (lernt man ziemlich am Anfang und es gibt auch nur zwei Hauptgruppen, wenn man die aber nicht kennt, kann man eigentlich keine Zeiten bilden). Und dann kümmert die Lehrerin sich um die anderen und für uns ist es ziemlich langweilig. 

Kabuki = japanisches Theater

Tja, tut mir leid, dass niemand Kabuki kennt, habe ich irgendwie vergessen. Es ist traditionelles japanisches Theater, bei dem alle Rollen von Männern gespielt werden. Außerdem gibt es viel Gesang und es wird von traditionellen Instrumenten begleitet. Es ist sehr langsam und sehr theatralisch, keine Spur von der Realitätsnähe, die im zeitgenössischen Theater angestrebt wird. Und ja, es ist recht langweilig. Bei jungen Japanern auch nicht besonders beliebt. Trotzdem gibt es überraschenderweise recht viele Kabukischauspieler, die als Schauspieler auch im Fernsehen Erfolg haben, habe ich gehört.

Politik

Mit der Politik stimmt wohl schon, auch in Deutschland sind viele Leute sehr unpolitisch, vor allem junge. Aber trotzdem kam es bei mir in der Schule vor, dass wir nach PoWi (hessisches Schulfach: Politik und Wirtschaft) im Flur standen und diskutierten. Oder auch in Religion. So was könnte ich mir hier nicht vorstellen, schon weil man im Unterricht nicht redet und erst recht nicht diskutiert.

Ich weiß auch nicht richtig viel über die japanische Todesstrafe, nur dass sie immer wieder von anderen Industrieländern kritisiert wird, weil sie sehr grausam ist: Bis zu ihrer Hinrichtung bleiben die Verurteilten in Einzelhaft, bis es soweit ist, kann es aber Jahre dauern. Und der Zeitpunkt wird ihnen nicht verraten. Sie leben also in ständiger Angst davor, dass sie im nächsten Moment abgeholt und zum Galgen gebracht werden (sie werden gehängt), weshalb sie oft verrückt werden. Die Angehörigen erfahren erst im Nachhinein von der Hinrichtung, wenn sie den Leichnam zur Beerdigung abholen können. Wie gesagt, ich habe es in einem Fernsehfilm gesehen, es war genau so. Keine Ahnung, was Japaner denken, wenn sie das sehen. Ob es für sie einfach normal ist? 

Restliche Antworten (Teile davon)

Und, tut mir leid Hakaron, aber was den Druck angeht, kann ich dir leider auch nicht zustimmen. 

Den Inhalt der Rede über Deutschland habe ich mir übrigens schon selbst ausgedacht, meine Gastfamilie hat mir nur geholfen, besonders großartige Formulierungen zu verwenden.

Über die Fragen von David denke ich noch nach, ich werde sie demnächst mal beantworten. Ansonsten ist es manchmal schwer, wenn ihr so lange Texte schreibt, keine Fragen zu übersehen. Wenn ich also etwas vergesse, was euch wirklich interessiert, weist mich ruhig darauf hin!

Über meine Ferienerlebnisse werde ich demnächst noch mal ausführlich berichten (auch mit Bildern). Morgen und übermorgen sind noch mal Club und dann fahre ich zum AFS-Sommercamp, deshalb habe ich im Moment nicht genug Zeit.

Fukushima

Nur eine Sache noch: Vorgestern gab es im Fernsehen eine Kampagne dafür, dass man Pfirsiche aus Fukushima kaufen soll. Die Bauern wurden bemitleidenswert dargestellt und die Pfirsiche sehr lecker. Sie sahen wirklich sehr lecker aus. Aber man sieht halt leider nicht, ob sie radioaktiv verstrahlt sind oder nicht. Jedenfalls unterstützt der japanische Präsident das offenbar, denn man sah ihn, wie er einen der leckeren Pfirsiche aß. Meine Gastschwester sagte danach wirklich, dass das doch eigentlich nicht so schlimm sei und wir doch Pfirsiche aus Fukushima kaufen sollten (sie sind ziemlich billig). Glücklicherweise sagte Okaasan aber, dass wir das nicht machen würden. Ich fand es etwas erschütternd. Ich meine, ist schon klar, dass es den Bauern dort nicht gut geht, aber trotzdem. Und die Leute glauben es offenbar noch.

Ach so, in Deutschland benutzt man "Fukushima" ja stellvertretend eigentlich für alles, was im März 2011 in Japan passierte; Erdbeben, Tsunami, und eben das im Kernreaktor in Fukushima. Hier ist "Fukushima" aber einfach der Name einer Pfäfektur und wird, soweit ich das sagen kann, nicht weiter mit alldem in Verbindung gebracht. Wenn wir von "Fukushima" sprechen, sprechen die Leute hier von einem Erdbeben (den genauen Namen habe ich schon wieder vergessen).

Tja, das war's so weit...

Pauline