Berichte von 09/2014

Samstag, 20.09.2014

#37 Heute

Tiefpunkte

Blogs sind schön. Ich liebe das Schreiben und ich lese auch immer wieder ganz gerne welche. Aber manchmal machen sie mich fertig. Zum Beispiel letzten Montag. Da las ich in einer Pause vom Lernen einen Blog von einem Jungen, der vor einem Jahr in Japan war. Gut, er hatte Japanischunterricht seit er elf war, aber trotzdem fand ich es beeindruckend, dass er nach vier Wochen oder so schrieb, dass er sich inzwischen unterhalten könne. Nach drei Monaten war sein Lehrer der Ansicht, er sei jetzt bereit für "eine ganz neue Erfahrung" und er nahm von da an am gesamten Unterricht teil und schrieb auch alle Tests in allen Fächern mit, mit Ausnahme von Mathe, da kam er nicht mit. Nach sechs Monaten las er "Genji Monogatari", einen alten und berühmten Roman. Solange man selbst in Deutschland ist und das liest, kann man es toll finden oder auch denken, dass es normal ist, man kann von vornherein glauben, dass man das nicht schafft, oder man kann anfangen zu glauben, dass es bei einem selbst genauso wird. Aber wenn man selbst gerade in Japan ist, dann fängt man an zu denken, dass man zu wenig lernt (er schrieb, er habe jeden Abend um die zwei Stunden Grammatik oder Kanji gelernt), dass man sich nicht genug anstrengt, man kann nicht anders, als sich mit diesen Leuten zu vergleichen. Und ich habe mich total schlecht gefühlt. Auch ein anderer Junge schrieb, er habe es nach vier Monaten geschafft, bei den Examen in keinem einzigen Fach durchzufallen. Dass heißt ja, er hat auch Japanisch und Altes Japanisch und Bio und Geschichte und all diese Fächer gemacht, von denen ich noch nicht mal glaube, dass ich sie jemals verstehen werde. Man darf sich echt nicht mit anderen vergleichen, es macht einen fertig. Aber ich schaffe das nicht immer.

Andere Schulen

Heute war ich mit Yijun beim Bunkasai von Hamilt. Bunkasai ist "Kulturfest". Das ist vor allem wichtig für die Kulturclubs, also Orchester, Theater, Musikclub, die haben alle große Auftritte dort. Auch für den Teezeremonie wird es natürlich sehr wichtig. Ansonsten gibt es Spiele, die Klassen machen Cafes und man kann Essen oder auch andere Dinge kaufen. Das Bunkasai von Hamilts Schule ist nicht so spannent, meint Yutaro, es war auch wirklich nicht so besonders spannent, aber es war interessant, die Schule zu sehen. Natürlich habe ich sie auch gleich mal wieder mit meiner verglichen, aber diesmal war es einfach nur interessant. Die Schule ist nur Oberstufe aber wahrscheinlich größer als meine mit Mittelschule, es gibt, wie in den meisten Schulen, größere Sportanlagen als in meiner, und das Gebäude ist komplett anders. Nichts mit Holzboden und sauberen Fußböden, auf die man sich gerne setzt, sondern so ein grauer Kastenbau, mit grauen Linoleumplatten auf dem Boden und der Putz blättert von den Wänden. Meine Schule ist schon extrem schön, ist mir aufgefallen. Außerdem gibt es Jungen, wodurch es einfach komplett anders ist, alle kommen mir älter vor als auf meiner Schule. Und die Mädchen haben kurze Röcke, haben die obersten zwei oder drei Knöpfe ihrer Blusen geöffnet, tragen ihre Haare offen und haben sie teilweise sogar gefärbt. Auch die Locker für die Schuhe sind anders, sie sehen im Gegensatz zu denen in meiner Schule genau so aus, wie in Manga. Es gibt wirklich Schulen, die ganz genauso aussehen, wie die in Manga. Die Gebäude sehen genauso aus, die Flure, Klassenzimmer, Locker, Fenster. Sie haben riesige Sportanlagen, mit Tennis-, Fußball-, Baseball- und Volleyballfeldern, außerdem Schwimmbäder. Dann natürlich auch noch die Clubräume, manchmal eigene Gebäude nur mit Clubräumen. Es ist toll. Hamilt war außer sich vor Freude, dass wir kamen, es war wirklich lustig. Yijun und ich kauften Takoyaki (heiße Teigbällchen mit Tintenfisch drin), dachten darüber nach, wie schön es doch auf einer gemischten Schule sein muss (er ist auf einer Jungenschule) und warteten dann auf Hamilt, bis der mit Putzen fertig war. 

Und chinesische Schulen

In dieser Zeit unterhielten wir uns über alles mögliche, unter anderem über Schule in China. Yijun sagte nämlich, dass er hier keine Freunde hat. Auf seiner Schule haben die Clubs nämlich einen sehr hohen Wert, das heißt, es wird auch samstags und sonntags trainiert. Deshalb hat niemand Zeit und alle sind immer müde, und wenn es mal keinen Club gibt, lernen sie. Es gibt nicht mal richtiges Mittagessen, wie bei mir, wo man zusammensitzen und reden kann, denn alle essen schon in einer kurzen Pause, weil es in der Mittagspause Training gibt. Ich fragte ihn also, wie das denn in China ist, ob er da Freunde habe. Er sagte, dass er montags und dienstags bis zehn uhr abends Schule habe und an den anderen Tagen bis sieben. Dass aber an diesen anderen Tagen oft, wenn der Lehrer gerade nicht da ist, gefragt wird, wer mit zum Essen geht, und sie dann noch zusammen essen gehen. Und auch am Wochenende würde er oft mit Freunden was machen. Was er auch noch erzählte war, dass sie alle in der Mittelschule so neunzig von hundert Punken haben, so dass sie dann auf die Oberschule können. Im ersten Test in der Oberschule hatte er dann aber drei Punkte (natürlich von hundert). Der allerallerbeste hatte acht. Nun liegt der Durchschnitt immer bei so zwanzig bis dreisig Punkten. Man muss dazu sagen, dass man durchfällt, wenn man weniger als sechzig hat. Das ist doch vollkommender Schwachsinn!

Und zum Schluss endlich mal ein paar Bilder aus meiner Schule.

Das Schultor Ganz typisches Foto - katholische Schule Der Weg an den Tennisfeldern vorbei zum Schulhaus Der Schulhof (während Volleyballtournieren) Der Schulhof und das Oberschulgebäude Mein Klassenzimmer Die Turnhalle Die Sporthalle mit Sportplatz davor Das Schulhaus vom Sportplatz aus gesehen 

Pauline

Freitag, 19.09.2014

#36 Hochstimmung

Wuhahaha, ich freue mich so!

Ein bisschen Angeberei

Ich habe meine ersten drei Examen, Physik, das leichte Mathe und ein Englisch, wieder bekommen. Unter 40 Punkten ist man durchgefallen, soweit ich es verstanden habe. Ich habe 52 in Physik, 76 in Englisch (schlechter als letztes Mal, wie ich's mir dachte) und 71 in Mathe! Ich freue mich so! In Englisch gehöre ich somit zum schlechteren Drittel im besten Kurs, aber ich bin in meinem Kurs geblieben. Ich habe so blöde Fehler gemacht! In Physik habe ich irgendwie doch bei der Hälfte der Aufgaben Anschlussfehler gemacht, auch total dumme, so dass eigentlich alles rot durchgestrichen aussieht, weshalb es echt erstaunlich ist, mit den Punkten. Meine Physiklehrerin hat mir außerdem noch hingeschrieben, dass ich mich gut angestrengt habe, das hat mich gefreut. Am stolzesten bin ich auf Mathe. Es gab von vornherein, genau wie bei allen Tests, Aufgaben, die ich ganz einfach nicht lesen konnte. Aber die, die ich gemacht habe, sind fast alle richtig. Und S-Sensei hat mir ungefähr vier mal "good japanese!" daneben geschrieben, weil ich immer Definitionen und Gründe und so mit Kanji (chinesischen Schriftzeichen) und allem Drum und Dran hingeschrieben habe. Ich erinnere mich einfach noch zu gut daran, dass sie mir am Anfang mehrmals 0 Punkte in den Kurztests gegeben hat, weil ich Kommas oder so vergessen hatte. Also habe ich diese Definitionen (eigentlich nur eine) auswendiggelernt, und da ich weder die Aussprache noch die genaue Bedeutung der Schriftzeichen weiß, bleibt mir nichts anderes übrig, als sie ganauso zu schreiben, wie S-Sensei sie irgendwann mal an die Tafel geschrieben hat.

Aber sie war davon so begeistert, dass sie allen gesagt hat, sie sollten auch mal lernen, diese Sachen da hin zuschreiben, dass hätte ja sogar Pauline gemacht. Danach habe ich aber erfahren, dass sie das nicht nur in meiner Klasse gesagt hat, sondern in allen, so dass ich dann ständig darauf angesprochen wurde. Es war mir wirklich unangenehm. Es wäre mir sehr viel lieber gewesen, wenn sie es nicht allen gesagt hätte. 

Austauschschülersonderstatus

Wobei es wahrscheinlich einfach nur ein Lob für mich sein sollte. Aber wenn sie es mir nur auf den Test schreibt, reicht es mir! Es ist wirklich schön, wenn die Lehrer so etwas schreiben. S-Sensei sagt mir immer wieder, wenn ich ihr sage, dass ich nichts verstehe, dass das okay sei, dass ich ja nicht hier bin um Mathe zu lernen, sondern Japanisch, dass es also reichen würde, wenn ich einfach nur versuche, die Aufgaben zu verstehen. Das hat mich schon oft wieder aufgeheitert. So lange, bis ich dann den nächsten Test mit den Null Punkten zurückbekommen habe. Wenn sie daneben geschrieben hat "good try!" oder so, wie es manchmal der Fall war, war es viel schöner. Vor zwei Wochen fragte ich sie mal wieder was wegen Mathe und sie sagte ihre typische Antwort und meiner Meinung nach hieß das, dass es okay war, wenn ich meine Hausaufgaben nicht machte. Sie wusste ja, dass ich sie nicht verstand, und sie hatte sie mir ja auch nicht erklärt. Keine Ahnung was sie dachte, aber auf jedenfall sagte sie am nächsten Morgen, ich solle die Lösung an die Tafel schreiben. Ich sagte, ich könne das nicht, aber sie sagte nur "daijoubu - keine Sorge". Ich ärgerte mich auch total, dass ich ausgerechnet jetzt dran kam, wo ich null Ahnung hatte, anstatt vor den Ferien, wo ich immer alle Aufgaben richtig gelöst hatte. Aber ich glaube, wir sind einfach nach alpherbetischer Reihenfolge dran. Naja, das stand ich dann also mit meinem leeren Aufgabenblatt vorne und zwei Mädchen versuchten, wild auf mich einredend, mir die Lösung zu erklären. Ich war echt den Tränen nahe, vor allem weil S-Sensei mit mir redete, als sei das vollkommen unverständlich, wie man das nicht verstehen könnte. Da hätte ich mir ein bisschen mehr Rücksichtsnahme und Austauschschülersonderstatus gewünscht. Und heute ein bisschen weniger.

Da sehr schnell die Noten für das erste Halbjahr entschieden werden müssen, werden die Tests nicht, wie letztes Mal, über die ganze Woche verteilt zurückgegeben, sondern nur heute und nächsten Montag. Das bedeutet, dass wir den ganzen Vormittag im Halbstundentakt tausend Fächer haben. Für mich ist es recht unaufregend, weil ich ja nur in drei von sieben Stunden was zu tun habe, und die ja erfreulich waren. Für viele ist es aber auch ganz schön schrecklich, glaube ich. Vor allem, weil sehr viele nicht so besonders gute Noten haben.  Was die Anzahl der Testwochen angeht, habe ich mich übrigens geirrt. Also, was meine Schule angeht stimmt es schon, aber was ich über andere Schulen geschrieben habe, ist falsch. Meine Schule ist nämlich in Halbjahre geteilt. Normalerweise gibt es in japanischen Schulen aber Trimester, was bedeutet, dass es sechs Mal Tests gibt. Aber natürlich muss man dann für die einzelnen schon etwas weniger lernen.

Danke an alle, die meinen Blog lesen! Er wurde jetzt schon 5994 Mal angeklickt! Was zur Folge hat, dass man ihn schon auf der ersten Seite der Übersicht von Auslandsblog findet und er auf der zweiten Seite bei Google steht, wenn man nach "Schüleraustausch Japan" sucht.

Und, ehe ich's vergesse, ich bin seit sechs Monaten in Japan!

Pauline

 

 

Mittwoch, 17.09.2014

#35 Kakerlake und eine schlaflose Nacht

Kakerlakenalarm!

Ich habe heute zum ersten Mal eine Kakerlake gesehen. Sie lief im Klassenzimmer herum. Ob sie tatsächlich erst in dem Augenblick auftauchte, als die Glocken läuteten, oder ob sich davor einfach alle zusammen gerissen hatten, weiß ich nicht genau, auf jedenfall gab es, sobald die Prüfung mit dem ersten Glockenschlag beendet war, ein riesiges Geschrei und die halbe Klasse sprang von ihren Stühlen. In dem entstandenen Durcheinander wurden die Test eingesammelt, während sich ein Halbkreis um die, an den Lockern entlang in Richtung Tür krabbelte, Kakerlake bildete. Ein mutiges Mädchen schaffte es, im Flur einen schnell herbei geschafften Eimer über sie zu stülpen. Die Lehrerin sah sich offenbar genauso wenig wie alle anderen dazu im Stande, die gefangene Kakerlake mit einer Zeitung, die irgendjemand aufgetrieben hatte, zu erschlagen. Stattdessen schrieb sie einen Zettel, den sie auf den Eimer legte. "DON'T OPEN! In diesem Eimer befindet sich eine Kakerlake". Nach dem nächsten Test waren Zettel und Kakerlake verschwunden und der Boden um den Eimer herum gewischt.

Eine schrecklich Nacht

Heute bin ich besonders müde, obwohl ich gestern tatsächlich (fast) nicht für Geschichte gelernt habe. Trotzdem wurde es spät, weil ich einen Manga las, so gut wie zum ersten Mal seit ich hier bin, auch wenn das jetzt seltsam erscheint. Inzwischen geht es aber dafür schon ziemlich einfach. Trotzdem wäre es durchaus noch in Ordnung gewesen, hätte ich schlafen können. Aber das konnte ich aus zwei Gründen kaum: Erstens bin ich schon wieder, wie ständig in letzter Zeit, erklältet, aber diesmal deutlich stärker als die vorherigen Male. Und zweitens erwarteten mich, sobald ich in einen Halbschlaf gefallen war, Träume von Sinus und Cosinus, die auch mein Wissen, dass der Test schon vorbei war, nicht vertreiben konnte. Es war wirklich schrecklich. Aber alle, denen ich es heute in der Schule erzählte, hatten was zu lachen.

Geschichte = Versailles und Wilson 

In Geschichte wusste ich zwei Dinge: Dass das Land, das beim Versailler Vertrag dazu verordnet wurde, Geld zu bezahlen, Deutschland war, und dass ein Mann Wilson hieß. Er war der Präsident der USA, würde ich mal sagen, aber nicht einmal das wusste ich. Ich wusste nur, dass er offenbar kein Japaner war, weil man den Namen in Katakana (einer Lautschrift, die für ausländische Namen und Worte verwendet wird) schreiben sollte, und Wilson war der einzige Name, der mir in dem Zusammenhang einfiel, weil ich ihn gestern im Geschichtsbuch gelesen hatte. Ansonsten habe ich bei allen Fragen, bei denen man was auswählen sollte, was ausgewählt, mal sehen ob irgendwas davon richtig war. Außerdem habe ich gemerkt, dass man hier richig gut abschreiben kann, weil man ja immer auf Antwortbögen schreibt, auf denen dann oft nur einzelne Zahlen (bei den sehr häufigen Multiple Choice Tests) stehen, die man sehr sehr gut sehen kann. Ich habe aber keinen Gebrauch davon gemacht.

Wie ich schon mal schrieb, haben wir zwei verschiedene Mathekurse, weshalb wir ja auch zwei Prüfungen haben. Im einen Kurs haben alle Klassen meines Jahrganges S-Sensei, im anderen nur die z-Klasse, also die schwerste. Da ich von der z- in die x-Klasse gewechselt bin, habe ich sie jetzt also noch in dem einen Mathe, im anderen aber eine andere Lehrerin. 

Testwochen gibt es in meiner Schule vier pro Schuljahr, was häufig so ist, aber es gibt auch Schulen, wo es noch öfter Tests gibt, so weit ich weiß. Die letzte ist aber im März, kurz bevor das Schuljahr rum ist, was heißt, dass ich dann schon wieder in Deutschland bin.

Jetzt werde ich wieder Manga lesen, denke ich, und morgen habe ich frei!

Pauline

P.S. Die Fotos haben nicht wirklich eine Bedeutung. Das erste ist von der größten Birne, die ich je gesehen habe (mit meinem Fuß als Größenvergleich). Das ist aber nicht normal für Japan, Shiori war genauso begeistert wie ich. Das zweite ist von zwei Karpfen, die in einem Bach leben, den ich überquere, wenn ich zum Aikido gehe. Dort sind richtig viele, und sie sind riesengroß, was man auf dem Foto leider nicht wirklich sieht. Ich freue mich immer, sie zu sehen, wobei die wiederrum hier niemanden sonst interessieren.

Die größte Birne, die ich je gesehen habe Karpfen

 

Dienstag, 16.09.2014

#34

Morgens steht der Schulleiter vor dem Schultor. Wegen der Prüfungen. Er begrüßt die Schülerinnen und sagt ihnen "strengt euch an!", versucht sie zu beruhigen, in dem er ihnen zuruft, dass das, was sie gelernt haben, bestimmt dran kommt, oder ermahnt sie, wenn sie noch schnell über die eigentlich schon rote Ampel rennen. Mich begrüßt er wie immer auf Deutsch mit "guten Morgen" und meine Freundin bricht deshalb in Lachen aus. Auf dem neu gemachten Weg am Tennisplatz vorbei (er hat jetzt eine sehr seltsame rote Farbe) liegen gelbe Blätter und die Kirschbäume, die ihn säumen, sind schon halb kahl. Das ist mir heute zum ersten Mal aufgefallen. 

Einsame Zeit

Die Zeit vor den Examen war etwas einsam. Alle waren ja am lernen. Zwar kenne ich inzwischen schon so viele Leute, dass ich auf dem Gang ständig begrüßt werde und ab und zu wechselte ich auch wirklich ein paar mehr Sätze mit jemandem. Dagegen redeten meine Freunde aber kaum mit mir, weil sie die Pausen damit verbrachten, zu lernen, die Arbeitsblätter fertig auszufüllen oder zu Lehrern zu rennen, um Fragen zu stellen. Das kann man immer machen. So wie wir auch, sind die Lehrer mit wenigen Ausnahmen von morgens bis nachmittags durchgängig in der Schule und so kann man sie immer Dinge fragen. S-Sensei, die ja Mathelehrerin ist, steht nach der Schule ab und zu bis zu eine Stunde lang mit Schülern herum, um ihnen Sachen zu erklären. Man findet die Lehrer auch meistens, trotz der Größe der Schule, wenn man sie braucht. Dabei haben sie keine Räume, sondern es gibt Klassenräume, so ähnlich wie in Deutschland. 

Examen

Aber jetzt sind die Examen ja erfreulicherweise fast schon wieder vorbei. Ich hatte eigentlich vor, dieses Mal nur die zwei Mathe- und zwei Englischexamen mitzuschreiben. Aber am Mittwoch sprach ich mit S-Sensei und sie war der Ansicht, es wäre doch eine gute Idee, wenn ich jeden Tag mindestens ein Examen mitschreiben würde, weil ich ja sonst nicht wirklich was zu tun habe. So kam es, dass ich am Donnerstag Physik hatte und morgen Japanische Geschichte habe. Geschichte ist vollkommen hoffnungslos, aber Physik ist nicht so schwer, ich hatte halt nur nie die Motivation gehabt, die Aufgaben zu machen. Also lernte ich am Mittwoch Physik, ich hatte nur einen Nachmittag! Aber das Examen war schon ganz gut, denke ich. Vielleicht habe ich auch bei der Hälfte der Aufgaben die Formeln durcheinandergebracht, aber ich glaube eigentlich eher nicht. Dadurch hatte ich aber dann nur noch den Donnerstagnachmittag für Mathe. Ich habe mich so angestrengt! Und ich war so müde, aber die Prüfung ist richtig gut gelaufen, sie hat sogar Spaß gamacht. Ich weiß zwar das Ergebniss noch nicht, aber meine Lehrerin hat mich heute schon gelobt. Danach war noch Englisch, was viel zu viele Aufgaben waren, fanden alle, die Zeit hat nicht gereicht. Man muss außerdem einen Text, eine Comment oder so, schreiben, aber man weiß das Thema schon vorher (kann ihn sich also zuhause ausdenken und dann auswendig lernen) und man braucht nur 100 Wörter zu schreiben. Und ich kann keine so kurzen Texte schreiben! Ich hoffe, dass das Ergebnis nicht sooo schlecht ist, weil sonst muss ich in den schlechteren Englischkurs, und der Unterricht ist jetzt schon immer zum Einschlafen. 

Frisbeespielen

Am Freitagnachmittag habe ich dann geschlafen, ich konnte mich einfach nicht mehr wachhalten. Den Samstagvormittag verbrachte ich damit, eine Serie zu schauen, genauso wie den Sonntagabend, ansonsten lernte ich schon mehr oder weniger fleißig. Nur am Sonntagnachmittag ging ich mit Yutaro Frisbee spielen. Er macht das nämlich aus irgendeinem Grund im Sportunterricht und hat da auch einen Test, weshalb er üben wollte. Er fragte eigentlich Shiori, die aber keine Zeit hatte. Von sich aus hätte er mich nicht gefragt, aber Okaasan schlug es vor, und ich sagte okay. Vor allem, weil es das erste Mal war, dass ich irgendwas mit ihm machte, wenn man von ein bisschen Krafttraining im Wohnzimmer absieht. Ich finde es wirklich schade, dass ich so wenig Kontakt mit ihm und auch mit Shiori habe. In letzter Zeit, vor allem seit wir in Osaka waren, rede ich zwar etwas mehr mit Shiori, aber es ist immer noch wenig. Wenn ich mit Yutaro alleine esse, versuche ich jetzt immer, Gesprächsthemen zu finden. Es ist schwer und wir reden über ziemlich belanglose Sachen (zum Beispiel Tomatensaft), aber immerhin reden wir überhaupt ein kleines bisschen. Es wird auf jedenfall besser und ich freue mich darüber. Deshalb ging ich also mit Yutaro Frisbee spielen und es war sehr heiß aber schön.

Mathe

 Gestern war frei und ich machte nicht wirklich was außer Lernen. Mir wurde nämlich schlagartig klar, dass heute meine zweite Matheprüfung war, die mit Sinus und Cosinus, die, vor der ich von allen am meisten Angst hatte. Sie ist nicht super gelaufen, aber wahrscheinlich besser als die im Juni. Und da die zweite Englischprüfung auch heute war, bin ich jetzt fertig, wenn man Geschichte nicht zählt, was ich mache. Mir macht Mathe inzwischen übrigens sehr viel mehr Spaß als am Anfang. Gut, ich stöhne auch ganz gerne darüber, dass es zu schwer ist, aber vieles ist eigentlich auch interessant, so ohne Taschenrechner. Und wenn es auf einmal klappt, ist es umso schöner.  Formeln...das ist Mathe in Japan

Hier ist jetzt noch ein Foto mit Formeln, damit ihr wisst, was ich meine, wenn ich sage, dass ich sie mir nicht merken kann. Das sind die Formeln über Sinus und Cosinus, wir hatten aber noch zwei andere Themen. Und auch wenn man sich die Formeln merkt, heißt das ja noch nicht, dass man weiß, wie man sie anwenden muss. 

Antworten

  • Das Schloss ist Hogwarts! Selbst wenn ich die Harry-Potter-Filme selbst auch nicht so besonders mag, hätte ich schon erwartet, dass man es von Schloss Neuschwanstein unterscheiden kann.
  • Ich kenne durchaus kleine Bahnhöfe auf dem Land, ist klar, dass dort auch keine Hektik herrscht. Aber Shin-Yokohama fand ich noch mal anders. Es war so eine komische Mischung aus keine Hektik und Flughafenstimmung, kann's nicht richtig erklären.
  • Ich wusste schon, dass wir in USJ gehen, nur war mir lange nicht klar, wie lange. Und auch dass wir ins Disneyland gehen, wusste ich. Ich fand's auch ganz gut, einmal hingehen fand ich schon schön. Es war ja auch nicht so, dass ich keinen Spaß hatte, aber der Spaß hing wohl mehr damit zusammen, dass ich mit meiner Gastfamilie da war, als damit, dass ich im Disneyland war. Aber wie gesagt, ich bin froh, dass ich da war, aber ich will es nicht unbedingt wiederholen.
  • Die allermeisten Clubs haben eigene Camps. Allerdings wollen viele da gar nicht so gerne hin, weil es oft richtig hart ist, zwei, drei Tage nur Training. Da ist der Wanderclub eher eine Ausnahme. 
  • Die Verwandten verkaufen das Obst nicht, soweit ich es verstanden habe, es ist nur deren Hobby.
  • Daran wie sich die Natur beim Beerenflücken angehört hat, erinnere ich mich ehrlich gesagt nicht mehr. Beim Wandern hörte man den Bach neben dem Campingplatz. Aber es gibt einen großen Unterschied, den man auch in Yokohama deutlich hört: Es gibt semi, dass sind Zikaden oder Grillen. Gibt es in Deutschland auch, wenn ich so darüber nachdenke. Aber hier sind sie unglaublich laut. Sie wohnen auf Bäumen und an Orten, an denen viele Bäume sind, wie zum Beispiel auf meinem Schulweg, war es in den letzten Monaten manchmal echt extrem laut.
  • Man kniet sich bei der Teezeremonie auf den Boden, ohne Kissen. Wozu die Regeln da sind, weiß ich ehrlich auch nicht so genau.
  • Keine Ahnung, warum das Schuljahr im April anfängt.
  • Ja, ich schreibe immer noch Tagebuch. Die letzten Wochen bin ich nicht so viel dazu gekommen, aber was heißt das schon? Davor habe ich in gut zwei Monaten 360 Seiten geschrieben, seit ich in Japan bin also ca 600 (?). (Ich weiß, dass das viel ist, wird mir hier oft genug gesagt) Allein das Sommercamp waren so um die 50 Seiten, keine Ahnung wie ich das auf Blogeintraglänge kürzen soll. Ich weiß nicht, warum ich mich an so viele Details erinnern kann. Möglicherweise ist es einfach Übung, weil ich es seit Jahren mache..? Ich fange einfach an zu schreiben und dann fallen mir ununterbrochen Dinge ein, die ich auch noch schreiben will. Ich schreibe aber meistens wieder auf Deutsch. Eigentlich finde ich Japanisch ja besser, aber weil ich es eben gewöhnt bin, immer so viele Details zu schreiben, das auf Japanisch aber nicht kann, finde ich es unbefriedigend.
  • Ich habe ja keinen richtigen Taifun erlebt. Dieses Jahr gibt es echt viel schlechtes Wetter, fast wöchentliche Überschwemmungen irgendwo (habt ihr von dem Erdrutsch in Hiroshima gehört?), aber Yokohama wird fast immer verschont. Die Taifuns waren in manchen Gegenden bestimmt überhaupt nicht lustig, aber hier war es einfach schlechtes Wetter und windig.
  • Was man über Walfang und Atomkraft denkt, weiß ich nicht so genau, alles, was ich darüber erfahre, berichte ich hier. Tut mir leid.

Heute gab es starkes Erdbeben. Möglicherweise so wie das Anfang Mai. Allerdings habe ich davon absolut nichts mitbekommen. Wahrscheinlich war ich gerade mit einer Freundin auf dem Weg von der Schule zur Bahn. Wie hätten es spüren oder sehen müssen! Aber alles, was wie bemerkten war, dass die Züge Verspätung hatten und sehr langsam fuhren. Erst als ich zuhause war, erfuhr ich, wie stark das Erdbeben gewesen war und Okaasan war fassungslos, als ich ihr sagte, dass ich nichts davon gemerkt hatte.

Omiyage

Omiyage sind Mitbringsel. Allerdings haben sie in der japanischen Gesellschaft einen sehr sehr viel höheren Stellenwert, als in Deutschland. Wenn ich das jetzt so schreibe, denke ich, dass ich das auch schon mal irgendwo gelesen hatte. Aber ich hatte es wohl vergessen. Fakt ist, dass man immer Omiyage kauft. Wenn Otoosan geschäftlich irgendwo hin fährt, was oft vorkommt, für einen Tag, dann bringt er sie uns am Abend mit. Dabei handelt es sich meistens um Süßigkeiten, Kekse zum Beispiel, oder typisch japanische Sachen. Man kauft sie in Pappschachteln, die in hübsches Papier verpackt sind, wobei die einzelnen Süßigkeiten noch mal in kleinen Plastiktütchen stecken. Diese Schachteln, die wirklich hübsch sind, kann mal überall kaufen. An Bahnhöfen, an Touristenplätzen, an Raststätten. Das nächste Mal werde ich ein Foto machen. Als Shiori auf Klassenfahrt war, brachte sie uns danach Omiyage mit und ich kaufte auch etwas für alle, als ich beim Club camp war. Aber eines vergaß ich: dass man natürlich auch Omiyage für die Leute in der Schule kauft, die Freunde, die aus seinem Club. Ich hätte daran denken müssen, aber ich vergaß es. Vor allem kauft man echt für alle aus dem Jahrgang in seinem Club (mindestens) Omiyage. Und das, obwohl Süßigkeiten in der Schule verboten sind. Also, an alle, die mal nach Japan fahren: denkt daran! Dabei fällt mir ein, dass man hier mit Süßigkeiten irgendwie anders umgeht, kommt mir zumindest so vor. Es kommt zum Beispiel häufig vor, dass jemand seiner Freundin Süßigkeiten gibt, aber obwohl ich mich gerade mit der Freundin unterhalte, bekomme ich nichts. Oder ich bekomme was, aber die Mädchen, mit denen ich zusammen sitze, gehen leer aus. Es gibt es zwar auch, dass sich alle auf jemanden stürzen, der Süßigkeiten hat, aber das macht man nur bei richig guten Freunde, das ist jedenfalls mein Gefühl. Manchmal rufen alle "ich will auch, ich will auch!" und obwohl die Süßigkeiten dann eher willkürlich verteilt zu werden scheinen, bekomme ich nichts. Aber ich bin mir einfach nicht sicher, ob sie es als natürlich ansehen würden, wenn ich auch riefe, oder ob ich das erst darf, wenn die Leute wirklich enge Freunde von mir sind.

 Zur Zeit gibt es hier übrigens ein geheimnisvolles Fieber, das von Mücken übertragen wird. Es schmerzt wohl ziemlich. Geheimnisvoll deshalb, weil es von einem Tag auf den anderen aufgetreten ist, und zwar in einem einzigen Park in Tokyo. Offenbar sind die Mücken von den Philippinien eingeschleppt worden. Die ersten 90 Kranken oder so waren auch wirklich alle in der Nähe des Parks gewesen, aber inzwischen hat es sich glaube ich ziemlich weit ausgebreitet. Also sollen wir darauf aufpassen, nicht gestochen zu werden, im Fernsehen wurde neulich geraten, lange Hosen zu tragen. Aber wie soll das gehen mit Schuluniform? Ich werde jeden Tag ein paar Mal gestochen, selbst wenn ich nur im Wohnzimmer sitze, trotz Mückengittern vor den Fenstern. Bis jetzt geht's mir gut. 

Als ich nach Japan gekommen bin, betrug die Zeitverschiebung zwischen Deutschland und Japan acht Stunden. Seit in Deutschland auf Sommerzeit umgestellt wurde, war ich der Ansicht, dass es jetzt neun Stunden sind. Durch Zufall fand ich allerdings vor einer Woche heraus, dass es nur noch sieben Stunden sind!

Pauline

Donnerstag, 04.09.2014

#33 Halbzeit

Erinnerungen an das Erdbeben

Donnerstags bin ich eine Stunde beim Jahrgang über mir. Wir basteln Sachen, um sie beim Kulturfest (wie soll man das ins Deutsche übersetzten!?) zu verkaufen, für einen guten Zweck. Was für ein Zweck das ist, habe ich zwar noch nicht ganz verstanden, aber es macht Spaß und wir können uns unterhalten, wobei sie eigentlich kaum mit mir sprechen, aber naja. Heute kamen jedenfalls Studenten, die mit uns in kleinen Gruppen sprechen sollten, und zwar über das Erdbeben 2011. Vermutlich machen sie irgendein Projekt um den Opfern zu helfen, und vermutlich dient auch unsere Arbeit diesem Zweck. 

Es war jedenfalls das erste Mal, dass ich davon gehört habe, wie das Erdbeben hier war. Die meisten der Mädchen waren zu der Zeit des Erdbebens zuhause. Aber ein Mädchen war alleine unterwegs. Der Student fragte sie, wie es draußen war und sie sagte "yabai!". Heißt so viel wie "mist" oder "scheiße". Aber sie kam wieder heim, sie wurde mit dem Aute abgeholt. Ein anderes Mädchen, das in der Schule war, musste zu fuß heimlaufen, und zwar richtig weit. Andere übernachteten in der Schule. Sie sagten, es sei sehr kalt gewesen. Ich hatte noch nie so richtig darüber nachgedacht, wie das Erdbeben für die Leute war, die ich hier kenne. Normalerweise merkt man ja auch nichts mehr davon. Wobei uns heute auch Bilder von kaputten Häusern gezeigt wurden, die immer noch genauso kaputt wie vor dreieinhalb Jahren herum stehen.

In Deutschland ging es irgendwie immer nur um Fukushima, das Erdbeben habe ich immer ein bisschen ausgeblendet. Um Fukushima, oder besser darum, ob man Obst und Gemüse essen kann, ging es heute auch. Ein oder zwei Mädchen sagten, dass sie oder ihre Eltern sich noch Sorgen deshalb machen würden. Die anderen meinten alle "überhaupt nicht". Die Mehrheit meinte damit, dass sie sich keine Sorgen machen würden, ein Mädchen meinte, dass sie sich nicht dafür interessieren würde. Was ich schade fand, war, dass es irgendwie keine Expertenmeinung oder so was gab, auch der Student äußerte sich nicht dazu. Jeder sagte halt nur, was er denkt, aber daraus konnte man irgendwie nicht schließen, was richtig oder falsch ist. Übrigens habe ich neulich ja mal von Pfirsichen aus Fukushima geschrieben. Möglicherweise sind sie wirklich unproblematisch. Ich habe jedenfalls neulich im Supermarkt gesehen, dass Fukushima als ganz normale Pfirsich-Region gilt, genau wie andere Teile von Japan eben auch.

Ach so, gerade sind Erdbeben eh ein großes Thema, denn der 1. 9. ist hier ein Tag, an dem es um Erdbeben und sonstige Naturkatastrophen geht, seit es am 1. 9. 1923 ein riesiges Erdbeben gab. Ich habe Fotos davon gesehen, wie Tokyo danach aussah, und sie sahen genauso aus wie Fotos von Tokyo nach dem 2. Weltkrieg. Alles zerstört. Auch ein großer Teil der Schüler meiner Schule starb, als das Schulgebäude einstürzte.

Vorbereitung auf die Examen

In einer Woche habe ich mal wieder Examen. Ich bin fleißig am Lernen. Ich weiß, dass es einige Austauschschüler gibt, die überhaupt nichts machen, und ich kann das Gefühl schon verstehen. In manchen Fächern, wie Bio, habe ich auch null Motivation. Aber irgendwie lernen alle meine Freunde, und dann lerne ich eben auch. Vor einer Woche habe ich mir noch meine Mathebücher und Hefte angeschaut und nichts, wirklich gar nichts verstanden. Es erschien mir aussichtslos, das irgendwie verstehen zu können. Um so schöner ist das Gefühl, wenn es auf einmal doch Dinge gibt, die ich wieder verstehe. Und Übungsaufgaben richtig löse. Schon für dieses Gefühl lohnt sich das Lernen, außerdem ist auch der Unterricht interessanter, wenn man einen Schimmer davon hat, um was es geht. Ich lerne auch in der Schule, vor und nach dem Unterricht, so dass ich jetzt schon wie meine Freundin den Ruf habe, zu fleißig zu sein. Was nicht stimmt, sie lernen alle viel mehr als mich, aber was solls. Es nervt irgendwie, wenn man wegen allem, was man macht, bewundert wird. Die meisten gehen jedenfalls in Nachhilfeschulen und meine eine Freundin sagte mir, das viele dort bin abends um neun bleiben und dort lernen. Das machen sie, damit sie sich nicht mit Fernsehen oder ähnlichem ablenken können, wie sie es zuhause machen würden (und wie ich es gerade mit Blog mache, so ganz nebenbei bemerkt). Meine eine Freundin geht nicht in die Nachhilfeschule, sie bleibt stattdessen bis nach fünf in der Schule, um dort zu lernen. Heute hatten wir keinen Club (wegen der Examen. Hoffe ich zumindest, sonst habe ich ein Problem). Ich blieb stattdessen mit meiner Freundin in der Schule. Lernen tat ich zwar nicht wirklich, aber ich konnte meine Lehrerin ein paar Sachen fragen. Auf dem Heimweg unterhielten wir uns und ich wurde von einer Amerikanerin gefragt, ob ich Halbjapanerin sei. Für sie muss mein Japanisch also ziemlich gut geklungen haben (wobei ihres auch nicht so schlecht war). Aber mir sagt wirklich so gut wie jeder, den ich nach den Ferien wieder treffe, dass mein Japanisch sooo gut geworden sei :D

Die Zeit vergeht...

Der Sommer ist vorbei. Das dachte ich mir, als ich am Dienstag auf dem Heimweg nach dem Club merkte, dass es um sechs dunkel ist. Also, dunkel ist übertrieben, aber hell ist es eben auch nicht. Es ist auch kühler geworden, nur noch 28 oder 29 Grad. Soll aber noch mal heiß werden, heißt es.

Auch mein Austauschjahr ist schon zur Hälfte vorbei, sogar ein bisschen mehr. Am Sonntag hatten wir deshalb mal wieder eine Orientation. Niemand wollte dahin gehen, sie sind einfach ziemlich langweilig, aber sie war deutlich lustiger als die vorige. Was daran liegt, dass meine LP vergaß, Sachen mitzubringen, weshalb wir etwas improvisieren mussten, und auch daran, dass unser aller Japanisch besser geworden ist und dass wir uns inzwischen einfach schon viel besser kennen. 

Ich weiß nicht genau, wie ich es finde, dass die Hälfte vorbei ist. Zwar habe ich in diesen ersten fünfeinhalb Monaten ja schon unglaublich viel gemacht, aber wenn ich jetzt in den Kalender schaue, habe ich das Gefühl, dass es schon fast vorbei ist und dass es viel zu kurz ist. Dann denke ich, dass ich noch länger hier bleiben will, dass ich wenigstens ein Jahr hierbleiben will, nicht "nur" die zehneinhalb Monate. Wenn ich meinen Freunden im Kalender zeige "hier fliege ich wieder nach Deutschland", bekommen sie einen Schock, und ich kann so gut verstehen, es wirkt schon so nah. Ich habe jetzt schon totale Angst davor, mich von allen verabschieden zu müssen.

Andererseits erinnere ich mich aber auch immer öfter an Dinge in Deutschland und ich wünsche mir ein bisschen auch, wieder da zu sein. Ich hatte zwar noch nie Heimweh, aber manchmal erinnere ich mich an, teilweise sehr unwichtige oder alltägliche, Dinge und dann überkommt mich so was wie Sehnsucht. Ich mache auch manchmal schon Pläne, für was ich machen will, wenn ich wieder in Deutschland bin. Ich würde gerne einen Austauschschüler aufnehmen. Erstens stelle ich es mir sehr schön vor, und außerdem weiß ich, dass AFS in Deutschland sehr sehr große Probleme damit hat, Gastfamilien zu finden. Es gibt deshalb viele Austauschschüler, die erst später fliegen können, als geplant, aber das Jahr wird nach hinten hin nicht verlängert. Also, an alle, die das hier lesen: Jeder kann Gastfamilie werden! Ich bin meiner Gastfamilie hier so dankbar. In Yokohama haben schon zwei Austauschschüler die Familien gewechselt und einer hat mal darüber nachgedacht, aber bei mir gab es nicht eine einzige Situation, wo ich auch nur irgendwas in der Richtung gedacht habe. Außerdem wünsche ich mir manchmal, mein Leben hier meiner Familie oder meinen Freunden in Deutschland zu zeigen. Aber ich denke, dass ich das selbst über Skype nicht wirklich könnte. 

Ich habe noch nie geskyped oder telefoniert (danke an meine Familie, dafür, dass ihr das mitmacht). Ich habe Angst, dass ich Heimweh bekomme, wenn ich es tue. Außerdem fand ich es auch ganz lustig, Deutsch zu verlernen. Naja, jetzt habe ich es aber ein bisschen wieder drauf, weil ich ja andere deutsche Austauschschüler getroffen habe. Am Anfang (vom Camp) war es wirklich richtig schwer. Ein deutsches Mädchen und ich unterhielten uns sogar auf Japanisch, aber der Junge hat immer Deutsch geredet, da blieb mir keine Wahl. Ich bin zwar wieder rein gekommen, aber am Anfang habe ich echt gemerkt, wie ich Fehler mache. Über José habe ich außerdem erfahren, dass der deutsche Junge gesagt hat, dass mein Deutsch komisch sei. Menno! Aber dafür ist es ein tolles Gefühl, wenn mir auf einmal auffällt, dass ich auf Japanisch denke, was manchmal vorkommt.

Sämtliche Fragen ignoriere ich jetzt mal...

Pauline