Mittwoch, 24.12.2014

#45 Weihnachten! (Lichterketten, Hühnerbeine und Erdbeerkuchen)

Frohe Weihnachten an euch, die ihr bestimmt alle gerade mitten in den Vorbereitungen für Heiligabend steckt.

Weihnachten am 23.

Bei mir ist Weihnachten schon rum. Wir haben es gestern gefeiert. Jetzt braucht aber niemand zu denken, dass Weihnachten in Japan am 23. ist, oder das die Zeitverschiebung damit zusammenhängt. Nein, Weihnachten ist auch hier am 25. und Heiligabend am 24. und somit heute. Aber meine Gastfamilie hat beschlossen, die Feier einen Tag vorzuverlegen. Weil der 24. hier ein gewöhnlicher Tag ist (nur Schüler von christlichen Schulen habe frei), was bedeutet, dass Otoosan arbeitet. Und weil Shiori eine Weihnachtsfeier mir ihrer Klasse oder Club oder so hat und deshalb nicht da ist. 

Wir haben also den Feiertag gestern (der Geburtstag des Tenno, des japanischen Kaisers) dazu genutzt, erstmal alle Geschenke kaufen zu gehen, was einen halben Tag in einem riesen Einkaufszentrum bedeutete. Erstmal eine CD für mich und dann Kleider für Shiori und später dann außerdem noch Essen. Als wir wieder zuhause waren, bereitete Okaasan dann das Essen zu und wir aßen, wärend wir Weihnachtslieder hörten. Wenn es um Weihnachten geht, merkt man mal wieder, dass Japan stärker von Amerika als von Europa geprägt ist. Die Lieder waren alles irgendwelche englischen Lieder, die ich nicht kenne, wenn man davon absieht, dass ich sie in den letzten Wochen recht häufig gehört habe, und das Essen waren Hühnerbeine (aus dem amerikanischen Truthähnen wurden hier irgendwie Hühnerbeine, in den Augen vieler Japaner das Weihnachtsessen) und Salat und Pizza. Und, für alle, die gehört haben, dass man in Japan zu Weihnachten Erdbeerkuchen isst, das stimmt tatsächlich. Es gibt vielleicht noch die Variante Schokotorte, aber das war's dann auch schon. Dann packten wir Geschenke aus, und ich war die, die am meisten bekam. Yuutarou zum Beispiel bekam so gut wie nichts.

Japanische Weihnachten

Naja, Weihnachten hat hier keine so große Bedeutung. Warum sollte es auch. Die größte Bedeutung hat es wahrscheinlich für Paare, denn es ist so etwas wie ein kleiner Valentinstag (und Valentinstag ist hier sehr viel wichtiger als in Deutschland). Es heißt, dass es an allen schönen Orten von Pärchen wimmelt, aber ich mache mir nicht die Mühe, das zu überprüfen. Meine Freunde haben darauf auch keine Lust und bleiben lieber zuhause. Das allerwichigste an Weihnachten ist wahrscheinlich die Weihnachtsbeleuchtung, die es hier in vielen Parks und auf großen Straßen gibt. Die ist teilweise schön und teilweise irre und nicht so richig weihnachtlich, finde ich, aber was soll's. (Ihr könnt es euch ja anschauen: Japanische Weihnachtsbeleuchtung) Auch das Fernsehen berichtet ständig darüber. Weihnachtsbeleuchtung und so fängt jedenfalls fast so bald an, wie Halloween vorbei ist, dauert aber nur bis morgen. Dann wird alles schnell abgebaut und für Neujahr dekoriert. Neujahr ist eigentlich auch viel wichtiger als Weihnachten.

Weihnachten in der Schule

In der Schule hatten wir am Montag mal wieder Großputz, wie immer vor den Ferien, und diesmal war ich glücklicherweise auch nicht für die Toiletten eingeteilt, und dann Weihnachtsspiel vom Theaterclub, mit musikalischer Unterstützung von Musik- und Chor- und Orchesterclub, was ganz schön war, und danach Messe, die auch interessanter als sonst war, fand ich. Zum Schluss hatten wir dann noch in der Klasse eine Art Weihnachtsfeier, wo wir sogar einen Muffin und eine Waffel von der Schule bekamen und Spiele spielten und so. Jedenfalls spielt man normalerweise Spiele. Aber netterweise kam S-Sensei auf die Idee, dass ich einen Vortrag über Deutsches Weihnachten halten solle. Und zwar vor allen vier Klassen meines Jahrgangs. Aber nicht zusammen sondern vor jeden einzeln. Und ich hatte überhaupt keine Lust darauf. Nicht dass ich etwas dagegen hätte, über Weihnachten zu reden, ganz und gar nicht, ich rede seit Wochen mit jedem darüber, aber ich hatte keinen Lust, mir einen Vortrag auszudenken. Und außerdem wurde es zu lang, wenn ich versuchte es ein bisschen genauer zu erklären, aber wenn ich es nur ganz oberflächlich erkläre, kann ich es auch gleich lassen, denke ich. Und das dauerte also eine halbe Ewigkeit, weil ich es ja vier Mal machen musste, und dann mussten auch noch ein paar bedauerliche Auserwählte aus meiner Klasse eine Präsentation über japanisches Weihnachten halten, aber ehrlich gesagt erfuhr ich wirklich nichts, was ich nicht schon wusste. Was soll man denn auch über Weihnachten erzählen, wenn es keine Weihnachtstraditionen gibt? Auf jedenfall hatte ich so so gut wie nichts von der Feier, weil ich ja drei viertel mit Präsentationen verbrachte, und alle anderen taten mir etwas leid. Sie haben sich wirklich darauf gefreut, Spiele zu spielen und so, und wegen mir hatten sie dann erst dazu keine Zeit und konnten dann auch noch viel später nach hause als geplant. Und S-Sensei redete auch noch während ich die Präsentation hielt. Sie kann von mir aus gerne selbst über Weihnachten in der internationalen Schule halten oder darüber wie wir ihrer Meinung nach Weihnachten verbringen sollen, aber dass sich darüber einmischt, wie Weihnachten in Deutschland ist, wovon sie auch keine Ahnung hat, fand ich nicht so lustig. Außerdem brachte ich meine Klasse noch dazu, mit mir "Herbei o ihr Gläub'gen" zu singen, nachdem ich ihnen die Aussprache in Katakana dazu geschrieben hatte. Das Lied kennen nämlich irgendwie sehr viele. Was außerdem alle kennen ist "Stille Nacht", aber auf Englisch. Und "Tochter Zion".

Heute habe ich dann Vanillekipferl gebacken, was ich schon länger vorhatte. Leider gibt es in Japan keinen Vanillezucker und außerdem habe ich mich ein bisschen in der Menge von Mehl und Mandeln geirrt, so dass sie jetzt ziemlich nach Mehl schmecken, finde ich, aber Okaasan und Yuutarou haben sie trotzdem sehr gelobt. Dann habe ich heute noch Neujahrskarten geschrieben und mir endlich einen Mantel gekauft und Ferngesehen. Man könnte denken, dass ich traurig bin, so ohne Weihnachten, aber das stimmt gar nicht. Vor ein paar Wochen ging es mir etwas seltsam, so ganz ohne Vorweihnachtsstimmung, aber heute ist einfach nur wie ein ganz gewöhnlicher Sonntag (auch wenn natürlich Mittwoch ist). In den nächsten Tagen werde ich dann viel mit Freunden machen, weil wir jetzt Ferien haben, bis zum siebten oder achten Januar.

Ich hoffe jedenfalls, dass ihr alle ein schönes Fest habt!

Pauline