Berichte von 03/2014

Montag, 31.03.2014

#7 Erdbeben und Hanami

Erdbeben

Ja,wirklich, gestern gab es hier ein Erdbeben! Allerdings kein besonders starkes. Um ehrlich zu sein habe ich es nicht einmal bemerkt. Ich war bei der Local Orientation 1, einer Verantstaltung, die das Chapter Kanagawa für uns Austauschschüler machte, und die nicht besonders spannend war, und gerade dabei, etwas zu sagen, und alles, was ich merkte war, dass mir auf einmal niemand mehr zuhörte. Stattdessen sprangen zwei Betreuer auf und öffneten die Tür, damit diese nicht verklemmen konnte, wie ein anderer Betreuer mir erklärte. Ich glaube, es hatte irgendein Warnzeichen gegeben, das ich nicht bemerkt hatte. Oder die anderen hatten das Beben gespürt. Bei Erdbeben fällt mir noch ein, dass hier an den Geschirrschränken so Haken sind, damit sie im Falle einen starken Bebens nicht aufgeben können.

Local Orintation/Sprachentzug

Wie gesagt, ansonsten war diese Orientation eher langweilig. Gelohnt hat sie sich vor allem, weil die Betreuer nett waren, und weil ich die anderen Austauschschüler wieder traf. Mit keinem von ihnen hatte ich in Tokyo besonders viel Kontakt, aber es war trotzdem toll, sie zu treffen und mich mit ihnen unterhalten zu können. Erst da wurde mir richtig klar, dass ich wohl einen ganz schönen Redeentzug habe. Ich habe tatsächlich seit Samsag vor einer Woche kein Deutsch mehr gehört (die paar Wörter, die meine Gastfamilie so sagt, mal ausgenommen), ich habe nicht einmal deutsche Musik gehört. Und auch wenn auf Englisch gut mit meiner Gastfamilie reden kann, war ja niemand da, mit dem ich über all die Erfahrungen und Eindrücke oder auch meine Gastfamilie reden konnte. Tagebuch- und Blogschreiben ist da wohl nur ein unzureichender Ersatz. Deshalb war es wirklich toll, einen halben Tag lang mit Nu-Lek aus Thailand reden zu können und ich habe wahrscheinlich so viel geredet, wie in der ganzen Woche davor nicht mehr.

Vielleicht gerade weil ich so wenig Deutsch gehört und gesprochen habe, hat sich mein Japanisch in der einen Woche, die ich schon bei meiner Gastfamilie bin, ganz schön entwickelt. Das sagte mein Gastvater gestern beim Abendessen, und es freute mich natürlich.

Hanami

Und heute waren wir beim Hanami. Oder sagt man "machten wir Hanami"? Da Otoosan arbeitete, meine Gastschwester Shiori bei einer Freundin war und sich das Interesse meines Gastbruders Yutaro an Kirschblüten offenbar in Grenzen hält, waren wir allerdings nur zu zweit, Okaasan und ich. Wir machten uns Onigiri, nahmen Wasser und eine Picknickdecke mit und spazierten mit Riki in einen nahen Park. Dort war es verhältnismäßig leer, was, wie Okaasan mir erklärte, daran lag, dass die meisten Leute arbeiten mussten. Dort picknickten wir unter den rosa blühenden Kirschbäumen. Der ganze Park war damit voll und es sah wirklich wunderschön aus. Außerdem war großartiges Wetter, sehr warm und mit strahlend blauem Himmel.

Kirschblüten... und Kirschblüten... und Kirschblüten... und Riki  

Und diese ganze Pracht wird in ungefähr 5 Tagen wieder verschwunden sein! Wirklich schade! Okaasan schaute sich dann mein Deutsch-Japanisch-Wörterbuch an, wir redeten darüber, was es in Deutschland für Frühlingsblumen gibt, und machten uns dann wieder auf den Rückweg.

Also, das war's für's erste, diesmal ist es tatsächlich nicht so unglaublich lang geworden!

Pauline

 

 

 

 

Samstag, 29.03.2014

#6 Gesammelte Beobachtungen

Hallo an alle!

Gestern gingen wir in ein Outlet, wobei mir nicht so recht klar war, was ich mir darunter vorstellen sollte. Alle kamen mit, auch Obaasan, nur Otoosan nicht, der musste natürlich arbeiten. Im Auto war es jedenfalls ziemlich eng und ziemlich unbequem. Wir fuhren um 8:00 los und Okaasan meinte, dass die Fahrt so 2 Stunden dauern würde. Aber sobald wir in Yokohama auf die Autobahn gefahren waren, kamen wir in einen Stau, und als wir endlich wieder einigermaßen fahren konnten, war es zwanzig nach zehn und und es lagen noch 66km vor uns. Insgesamt sind es so 82 und für die letzten 3 hatten wir eine Stunde gebraucht. Aber immerhin weiß ich jetzt, dass Stau auf Japanisch juutai heißt. 

Fuji-san und japanische Parkplätze 

 Der Fuji-san mit viel Schnee und mit Yokohama aus dem Bus heraus

Schließlich aßen wir in einem seltsamen Restaurant/Raststätte zu mittag. Von der Dachterasse aus sahen wir uns den Fuji-san an, der wirklich sehr schön ist. Als wir danach gleich wieder ins Auto stiegen, verstand ich gar nichts mehr, aber schnell wurde mir klar, dass wir einfach noch nicht angekommen waren. Der Rest der Fahrt verging aber schnell und dann wurden wir auf einen ziemlich vollen Parkplatzt gelotst. Bei den großen Einkaufsläden stehen hier immer uniformierte Männer, die einem den Weg weisen. Mir kam das etwas überflüssig vor, da gleichzeitig auch noch zig Wegweiser das Gleiche taten. Erst auf dem Rückweg erschien es mir angesichts des Chaoses doch ganz gut, dass sie den Verkehr regelten. Der Parkplatz war wie gesagt ziemlich voll und er sah anders aus, als die Parkplätze in Deutschland. Hier gibt es beinahe nur Kleinwägen, was auch ganz gut ist, wenn man sich anschaut, wie schmal die Straßen teilweise sind. Sie wirken wie Einfahrten, sind aber beidseitig befahrbare Straßen, auf denen auch noch Fußgänger und Fahradfahrer unterwegs sind, da es keine Bürgersteige gibt. Außerdem müssen die Autos auch noch um die Masten der Stromleitungen herumkurven. Es gibt auch viele dieser sehr schmalen und hohen Kastenwägen, die ich in Deutschland noch nie gesehen habe. Und die Autos sind allermeistens weiß oder silber oder auch mal schwarz. Helle Blautöne gibt es auch recht oft, aber andere Farben sind eine echte Besonderheit.

Das Outlet 

Von diesem Parkplatz aus liefen wir also zum Outlet, und da merkte ich auch endlich, was es war: Ein riesiges Einkaufsdorf in dem alles billiger war. Heute sah ich auch eine Werbung dafür im Fernsehen und dieser Outlet ist so wichtig, dass er sogar auf einer Landkarte von der Präfektur Kanagawa eingezeichnet ist. Hier gab es also Läden von tausend Marken, von den mir bekannten aber auch von welchen, von denen ich noch nie gehört hatte. Und selbst Marken, die ich kannte, erkannte ich nicht unbedingt. Levi's etwa sprachen sie so aus, dass ich es Reebais oder so geschrieben hätten. Es gab auch immer wieder Durchsagen, auf Japanisch, Chinesisch (nehme ich an) und Englisch. Aber obwohl ich erkannte, dass es Englisch war, verstand ich es nicht. Ich bin mir nicht sicher, ob es an mir lag, oder nicht doch eher an der Aussprache des Sprechers.

 

Von Schuhgrößen und davon, kawaii zu sein

Tja, und dort verbrachten wir dann den Tag. Es war nicht richtig spannend, vor allem, da ich mir eigentlich nichts kaufen wollte. Aber Obaasan schenkte mir ein T-shirt und ich weiß jetzt, dass man sich in Japan vor den Umkleidekabinen die Schuhe ausziehen muss. Ich schaute mich auch nach Schuhgrößen um. Die größte Mädchengröße ist 25cm und ob mir die passt, ist glücksache. Vor ein paar Tagen kaufte ich mir Schulschuhe. Größe 25,5, die größte Größe, die es bei den Mädchenschuhen gab. Da ich außerdem auch nicht so teure Schuhe wollte, hatte ich nicht besonders viel Auswahl. Jetzt sind die Schuhe vorne ziemlich eng, hinten rutsche ich recht leicht raus und außerdem sind sie schrecklich unbequem. Aber sie werden wohl noch bequemer. Ich hoffe nur, dass sie nicht auch noch viel weiter werden, denn dann kann ich nicht mehr richtig in ihnen laufen. Tja, zum Glück habe ich ein paar Schuhe dabei. Und sonst muss ich mir wohl Turnschuhe kaufen, die gibt es auch in größeren Größen. Oder Jungsschuhe, obwohl die natürlich nicht kawaii sind. Es ist sehr wichtig, dass alles kawaii (niedlich) ist. Allerdings ist das nicht so schlimm, denn es ist einfach alles kawaii, was einem gefällt. Und das sind natürlich einerseits rosa-geblümte Täschchen und Mickey Maus, aber andererseits auch schwarze Turnschuhe (mit Blümchen innen) oder einfarbige Kapuzenjacken ganz ohne Blümchen. Die meisten Mädchen achten darauf, kawaii angezogen zu sein, was meistens auf Röcke und so hinausläuft. Auch meine Gastschwester, die ziemlich uneitel ist und zuhause die ganze Zeit in schwarzen Sportsachen rumläuft, zieht sich einen Rock an, wenn sie das Haus verlässt. Ich trage immer noch am liebsten Jeans, bin damit aber etwas alleine.

Sushi

Später gingen wir dann noch Sushi essen, was sehr lecker war. Lauter roher Fisch. Ich esse alles, nur Tintenfisch mag ich nicht. Und darauf Pferdesushi von meinem Gastbruder zu probieren, verzichtete ich auch (wobei er es mir auch nicht direkt angeboten hat). Als mein Gastvater neulich gemerkt hat, dass ich Sushi esse, meinte er, jetzt sei er erleichtert, dann werde ich in Japan überleben. Auf vegetarisches Sushi sollte man wirklich nicht hoffen. In Deutschland gibt es ja immer diese vegetarischen Sushiboxen mit Maki-Sushi mit Gurke und Kürbis und was weiß ich. Hier gibt es auch Maki-Sushi, aber es wird kaum gegessen. Vegetarisches Essen überhaupt gibt es kaum. Ich glaube, das einzige Mal, das ich eine Mahlzeit ohne Fleisch gegessen habe, seit ich in Japan bin, war, als wir mal bei einem Italiener waren. Bei dem gab es übrigens viele Nachtische, die ich noch nie gesehen hatte, aber kein Tiramisu und kein Eis. Genauso, wie es in einem deutschen Restaurant, dass wir im Internet angeschaut haben, eine Art Käsespätzle gab, aber mit Spaghetti statt mit Spätzlen. 

Deutsch und andere Sprachen

Beim Essen beeindruckte ich auch meine Gastschwester damit, dass ich Hallo auf allen möglichen Sprachen sagte. Dabei wurde mir auch klar, dass ich beinahe alles aus einem halben Jahr Spanischunterricht vergessen habe. Ich brauchte eine ganz schöne Weile, bis mir wieder einfiel, was "ich heiße Pauline" heißt, und bis ich wieder wusste, wie man die Uhrzeiten sagt, dauerte es noch länger. Mein Gastvater kann etwas Spanisch und er fragte mich heute auf Spanisch, wo ich Spanisch gelernt habe. Die Frage verstand ich noch, aber ich konnte nicht mehr antworten. Ich konnte nicht mehr Schule auf Spanisch sagen, alles was mir einfiel war "Gakkou". Besonders beeindruckend und schwer ist für meine Gastfamilie aber Deutsch. Sie können schon "Danke schön", "willkommen" und "ich bin müde" sagen. Ein echter Zungenbrecher ist "Gib Pfötchen". Und das neue Lieblingswort meiner Gastschwester ist "Jäger". Vorgestern fiel ihr nämlich auf, dass in dem Opening eines Animes (keine Ahnung wie er heißt) eine deutsche Zeile vorkommt. Ich glaube, sie erkannte es an dem "ä" in den Untertiteln. Ohne die hätte auch ich den Text nicht verstanden, aber so konnte ich ihn lesen und auch ins Japanische übersetzten. Er lautet "Seid ihr das Essen? - Nein wir sind der Jäger!" Alle fanden es sehr lustig, weshalb wir beim Essen eine Menge Spaß hatten. Man findet aber noch andere sehr seltsame Deutsche Sätze, zum Beispiel auf Notizbüchern. Sie sind vollkommen sinnfrei und in Deutschland könnte man sie niemals verkaufen. Aber hier haben sie halt was exotisches und das ist das wichtige, denke ich. Ich achte immer darauf, ob ich hier deutsche Sachen sehe und es gibt schon einiges, vor allem Süßigkeiten, die aber ziemlich teuer sind. Und in einer Wiskeywerbung im Fernsehen wird "Dschingis Khan" gesungen, allerdings mit Japanischem Text.

Fernsehen

Das Japanische Fernsehen ist auch noch so eine Sache. Ich verstehe wirklich fast nichts, aber da der Fernseher fast die ganze Zeit läuft, kann ich schon die Musik von so mancher Werbung mitsingen. Überhaupt gibt es ständig Werbung. Oft erkenne ich nicht mal, ob es Werbung ist oder nicht, denn es sind prakrisch richtige Sendungen, mit Interviews und allem, in dem aber nur über einen Artikel gesprochen wird. Ständig kommen irgendwelche Leute ins Studio und führen dort Messer oder so vor. Die Menschen in dem Studio tun mir leid. Sie müssen den ganzen Tag dort sitzen und sich dieses Zeug anschauen und auch noch eine Reaktion zeigen. Denn auch während der Filme sieht man sie in einem kleinen Fenster in der Ecke. Ich habe mir schon Gedanken gemacht, ob sie dort vielleicht immer die gleiche Aufnahme zeigen, aber da sie jeden Tag andere Kleidung tragen, ist es wohl nicht so. Das Studio selbst ist auch seltsam. Es soll wohl an ein Landhaus (europäisch?) erinnern, weshalb die Wände aus roten Backsteinen sind. Auch die grünen Sprossenfenster, das Aqarium und die vielen Blumenkübel sind ganz hübsch. Für mehr Authentizität stehen aber auch ein Fahrrad und eine Schubkarre mit Gartenhandschuhen herum, was ich wirklich lustig finde. Da bei Interviews oder so die wichtigsten Sachen noch mal als Untertitel eingeblendet werden, verstehe ich wenigstens manchmal etwas. Was ich einigermaßen verstehe sind die Berichte über die Kirschblüte. Mehrmals täglich wird auf einer Karte genau gezeit, wo die Kirschblüt schon wie weit ist, und dann gibt es Wetterberichte und es wird erklärt, wann der optimale Tag für Hanami (Kirschblütenschau) ist, außerdem werden eine Menge seltsamer Sachen, wie klappbare Stühle und so vorgestellt. Und es kommt oft Eiskunstlauf, das ist hübsch. Gestern war Keine-Ahnung-was-für-eine-Meisterschaft in Saitama (Japan) und die ersten beiden Plätze wurden von Japanern belegt. Ich fragte mich, ob der Fokus im deutschen Fernsehen auch so stark auf den Deutschen Sportlern liegt. Mir kam es etwas extrem vor. 

Reiskräcker zum Wachhalten und japanische Toiletten

Tja, zurück zu unserem Ausflug gestern. Wir fuhren irgendwann zurück und ich machte mir schon Hoffnung auf eine kurze Fahrt, als wir wieder in einen Stau kamen. Es war aber nicht so schlimm wie auf der Hinfahrt, nur waren wir alle wie erschlagen. Mein Gastbruder hielt sich wohl mit Computerspielen auf seinem Handy wach (er hatte schon auf der Hinfahrt geschlafen) und meine Gastschwester mit singen. Ich döste und bis ich realisiert hatte, dass sie aufgefört hatte zu singen, war sie auch schon eingeschlafen. Meine Gastmutter aß Reiskräcker um sich wach zu halten. Ich weiß nicht, warum die wach machen, vielleicht weil sie so hart sind oder so. Auf einer Raststätte machten wir Halt. Auf den Toiletten hingen tatsächlich Schilder, auf denen erklärt wurde, wie rum man sich draufsetzten soll und dass man sich nicht auf die Klobrille stellen soll. Ich glaube eigentlich nicht, dass jemand das falsch macht, selbst wenn er nur die traditionellen Toiletten kennt. Übrigens sind die Klobrillen hier wirklich oft beheizt und es gibt oft eine Menge Knöpfe am Klo. Das von meiner Gastfamilie ist noch relativ schlicht und wirkt auch nicht so schwer, trotzdem habe ich die Knöpfe noch nicht ausprobiert.

Die Kunst, japanische Wörter nachzuschlagen

Also, das war ein etwas seltsamer Tag gestern. Ansonsten werden die Tage ruhiger und etwas normaler. Mit meiner Schwester habe ich Purikura (Fotosticker) gemacht. Das war lustig, aber man muss unglaublich schnell alles verzieren und so, was mich etwas überfordert hat. Trotzdem ist es hübsch und meine richtige Mutter fragte mich, was ich mit meinen Augen gemacht habe, aber der Automat vergrößert sie von alleine. Und ich lese ein japanisches Kinderbuch, nachdem ich Naruto aufgegeben habe. Es ist ganz schön und ich bin schon auf Seite 22 oder so. Es hat aber auch ziemlich wenig Text. Schon die Wörter nachzuschlagen ist aber schwer. Ich erkenne erstens nicht immer, wo ein Wort endet, da es im Japanischen eigentlich keine Lehrzeichen gibt. Und außerdem muss man natürlich die Grundform der Verben und Adjektive nachschlagen, und ich brauche manchmal echt lange, bis ich die rauskriege, da man im Japanischen einfach alles hinten an Verben und Adjektive dranhängt und man das dann erstmal entwirren muss. Ich wurde ja mehrmals gefragt, wie viel Japanisch ich schon konnt, bzw. wie lange ich schon gelernt habe. Gelernt habe ich seit gut zwei Jahren, zwischendrin machte ich aber auch mal ein halbes Jahr Pause und lernte auch sonst nicht so richtig kontinuierlich. Ich habe mit einem Selbstlernkurs (Assimil) gelernt, und würde sagen, dass ich theoretisch recht viel konnte, ich aber echt einen Mangel an prakrischer Erfahrung hatte. Von den Schriftzeichen konnte ich Hiragana ganz gut und Katakana auch mal, hatte aber recht viele Katakana wieder vergessen. Kanji habe ich auch gelernt, mit einem Buch namens "Die Kanji lernen und behalten", das ich empfehlen würde, da es lustig ist und man sich Bedeutung und Schreibweise gut merken kann. Allerdings lernt man da nicht die Aussprache. Ich kann also 370 Kanji schreiben und erkennen, aber nicht alle davon auch aussprechen. Außerdem kann ich noch mehr erkennen, aber nicht schreiben, einfach weil sie so oft vorkommen.

Antworten

So, und da ich schon mal dabei bin, werde ich auch die anderen Fragen beantworten, die mir in den Kommentaren oder Emails gestellt worden sind. 

  • Ein Brief von Deutschland nach Japan dauert so eine Woche, habe ich herausgefunden (wenn ich jemandem gesagt hatte, dass ich ihm meine Adresse geben würde, das aber noch nicht getan habe, dann meldet euch einfach noch mal)
  • Heimweh hatte ich noch nicht.
  • Ich habe auch noch nicht wirklich irgendwas vermisst, das ich vergessen habe einzupacken. Allerdings bräuchte ich deutlich weniger Dinge wie Socke, da wir täglich waschen, und dafür wären Jogginghosen oder so gut, damit ich wie meine Gastfamilie zuhause in Sportsachen rumlaufen könnte.
  • Gerade haben wir Frühjahresferien, die sind zwischen den Schuljahren.
  • Das Haus meiner Gastfamilie ist wirklich klein, auch wenn es auf Google Maps groß aussieht. Mein Zimmer und das meines Gastbruders sind ungefähr gleich groß, oder besser klein, das Zimmer meiner Gastschwester ist im Nachbarhaus, das Obaasan gehört, die Küche ist schrecklich eng und geht ins Wohnzimmer über, das auch nicht gerade groß ist, so dass wir ständig übereinander steigen müssen (okay, bisschen zugespitzt gesagt). Meine Gasteltern schlafen im Stock drüber, im Arbeitszimmer meiner Gastmutter, ich denke auf Futons, aber genau weiß ich es nicht. Das Haus ist auch deshalb klein, weil im Erdgeschoss der Bruder meiner Gastmutter wohnt, den ich allerdings noch nie gesehen habe. Auch die Straße ist klein, siehe Beschreibung oben.

 

Tja, das war jetzt wirklich sehr lang und hoffentlich nicht so langweilig. Ich hatte nur mal Lust, all die Sachen, die mir aufgefallen sind, zu erzählen. Und zum Schluss noch ein paar Fotos:

 Tokyo im Regen (auf der Fahrt vom Flughafen zum Hotel) und der Tokyo TowerTypisches japanisches Essen und NattoDas Willkommensplakat bei meiner Gastfamilie und die passenden Kuchen dazu

Viele Grüße, Pauline

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mittwoch, 26.03.2014

#5 Seit einer Woche in Japan

Hallo!!!

Ich bin tatsächlich schon seit einer Woche in Japan, und kann es selbst immer noch kaum glauben. Die Zeit ist echt schnell vergangen und ich habe schon unglaublich viel gemacht. Es tut mir leid, dass ich nichr früher mal geschrieben habe, aber ich kam nicht dazu und/oder hatte keine Lust. Ich könnte jetzt wahrscheinlich tausend Seiten lang erzählen, werde aber mal versuchen, mich ein bisschen kurz zu fassen. Zur Sicherheit habe ich schon mal mein Tagebuch geholt, so dass ich nachkucken kann, was ich so gemacht habe. In der einen Woche habe ich 35 Seiten geschrieben!

11 Stunden Flug

Wie ich schon geschrieben hatte, dauerte der Flug nach Tokyo beinahe 11 Stunden. Ich sah Filme, aß und versuchte zu schlafen. Ich glaube drei Stunden lang habe ich es tatsächlich geschafft. Das spannendste was passierte war eigentlich, dass wir Zollformulare ausfüllen mussten, die wir nicht richtig verstanden, so dass wir Angst hatten, etwas falsch zu machen. Aber nachdem wir aum halb neun morgens (Deutsche Zeit: 00:30) in Tokyo gelandet waren, bei der Passkontrolle unsere Resistence Cards bekommen und unsere Koffer gefunden hatten (war alles nicht schwer), erwies sich auch der Zoll als unproblematisch. Und danach wurden wir schon von AFS-Betreuern empfangen, mit denen wir etwas später auch zum Hotel fuhren (nachdem wir aus Unachtsamkeit den ersten Bus verpasst hatten).Auf dem Weg fuhren wir durch ein Bambuswäldchen, das sah wirklich toll aus. Im Hotel trafen nach und nach alle Austauschschüler ein, insgesamt waren wir 222! Zum Mittagessen aßen wir Onigiri und es gab traditionelle japanische Toiletten. Außer uns zu unterhalten machten wir nicht viel, Wir waren ganz schön müde. Zum Abendessen gab es ein riesiges Buffet und nach einer Rede des Direktors von AFS Japan gingen wir bald ins Bett.

Orientation in Tokyo

Am nächsten morgen mussten wir früh aufstehen und wurden aufgeteilt, ich war wie schon gesagt in der Tokyo-Gruppe. Unsere Busfahrt dauerte zum Glück nicht so lange, nach guten zwei Stunden kamen wir bei unserem Hotel in Shinjuku an. Dort erwarteten uns viele sehr sehr nette AFS-Betreuer und zwei Tage Programm. Zwar wussten wie vieles von dem, was uns erzählt wurde, schon, aber mir gefiel es trotzdem. Wir waren nach Herkunft in kleine Gruppen geteilt und ich war in der Europa-Mix-Gruppe. Wir verstanden uns sehr gut miteinander, und als wir uns am Freitagabend von einander verabschiedeten, heulten wir und am allermeisten die Betreuer. Wie aßen in diesen Tagen außerdem eine Menge leckeres Essen und auch Natto, was nicht ganz so lecker ist, aber lange nicht so schlimm, wie es aussieht. Wir badeten jeden Abend in einem öffentlichen Bad und redeten so viel Englisch, dass ich an einem Abend auf Englisch Tagebuch schrieb, weil es einfacher war, als auf Deutsch zu schreiben.

Endlich bei meiner Gastfamilie

Und am Samstag trafen wir dann endlich unsere Gastfamilien. Schon am Freitag wurden wir ständig gefragt, ob wir nervös seien, und ich war es eigentlich nicht, aber dann, am Samstag, war ich auf einmal doch ziemlich nervös. Wir fuhren mit dem Bus von unserem Hotel erst zum Haneda-Airport und dann weiter bis Yokohama-Station. Und dort wurden wir fünf Austauschschüler im Chapter Kanagawa (meinem Chapter) von unseren Gastfamilien erwartet. Mich erwarteten eigentlich nur meine Gasteltern und meine Gastschwester, meinen Gastbruder traf ich erst zuhause. 

Meine Gastfamilie ist jedenfalls sehr nett. Meine Okaasan (Gastmutter) ist Englischlehrerin, so dass wir uns gut verständigen können, sie versucht aber, so viel es geht Japanisch mit mir zu sprechen, und ich verstehe immer mehr. Da gerade Ferien sind sind sie und meine Gastgeschwister die ganze Zeit zu hause. Nur mein Gastvater geht morgens um halb sieben aus dem Haus und kommt abends um kurz vor zehn wieder, so dass ich ihn eigentlich nur am Wochenende gesehen habe. Sein Englisch ist nicht so gut, aber er versucht trotzdem immer wieder, mir etwas auf Englisch zu erklären. Sein "probably" ist zu einem running Gag geworden, weil es so lustig klingt. Mit meiner Gastschwester, die 14 ist, habe ich viel Spaß. Gestern waren wir im Kino, und da die Filme hier offenbar nicht synchronisiert werden und es ein englischer Film war konnte ich ihn gut verstehen, anders als das Fernsehen. Der Fernseher läuft ununterbrochen und auch wenn es lustig ist, Detektiv Conan oder andere Anime zu sehen, verstehe ich gar nichts. Nur mein Gastbruder (17) weigert sich beharrlich, Englisch zu sprechen. Er antwortet zwar auf meine Englischen Fragen, aber nur auf Japanisch. Auch wenn ich meiner Gastfamilie irgendwelche deutschen Wörter vorspreche, versucht er nie, sie nachzusprechen. Er spielt am liebsten Computer. Wir verstehen uns aber trotzdem gut. Wir haben außerdem einen Hund, Riki, der mich zuerst die ganze Zeit anbellte, mich jetzt aber liebt, weil ich ihn ständig streichel. Und im Nachbarhaus wohnt die Obaasan, die Großmutter, die außerdem zwei Katzen hat, Sora und Sakura.

Vorgestern war ich auch zum ersten Mal in meiner Gastschule und lernte meine Klassenlehrer und ein paar andere Lehrer kennen. Ich bekam auch meine Schuluniform und sie ist ziemlich groß, weil meine Beine so lang sind und der Rock sonst zu kurz wäre. Meine Schule ist da ziemlich streng. Ich habe auch schon eine Bento-Box, in die mir meine Okaasan dann immer Mittagessen machen wird. Meine Schule fängt aber erst am 7. 4. an. 

Das war's für's Erste

So, und was habe ich sonst noch so gemacht..? Tausend Sachen, würde ich sagen. Naruto im Shomen Jump gelesen, oder es zumindest versucht, jeden Abend gebadet, viel Japanisches Essen gegessen, Japanisch gelernt... Es würde ewig dauern alles zu erzählen, aber das war ja jetzt auch schon eine ganze Menge. Beim nächsten Eintrag werde ich dann auch Fotos einfügen, aber ich weiß gerade nicht, wie es geht.

Also, auf jedenfall noch mal viel Dank für die Emails und Kommentaren, auch wenn ich nicht alle beantwortet habe, habe ich micht darüber gefreut.

Pauline (oder Pau-chan, wie Obaasan mich nennt)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dienstag, 18.03.2014

#4 Letztes Mal Deutschland

Nun ist es also wirklich so weit! Kaum zu glauben! Und ich habe es wirklich geschafft, meinen Koffer zu packen, und nichts wichtiges zu vergessen. Hoffe ich zumindest.

Endlich fertig mit Packen

Hier schon mal ein kleiner Ausblick auf meine nächsten Tage: Um elf treffe ich mich mit Leuten von AFS am Flughafen, um halb zwei startet das Flugzeug. Der Flug von Frankfurt nach Tokyo dauert 11 Stunden. Wenn ich lande, wird es also für mich halb eins nachts sein, in Tokyo ist es aber schon halb neun Uhr morgens. Nach den Passkontrollen und so werden wir von AFS-Betreuern empfangen und in eine Jugendherberge in der Nähe des Flughafens gebracht, wo wir bis zum 20. bleiben werden. Die Austauschschüler aus allen Ländern treffen sich dort. Am 20. werden wir dann auf drei Regionen aufgeteilt und mit Bussen dort hingefahren. Ich komme nach Tokyo. Dort -in Tokyo- verbringen wir dann noch mal zwei Nächte in einem Hotel. Wir haben noch mal ein paar Tage Vorbereitung und können die Austauschschüler, die auch in unserer Region sind, kennenlernen. Am 22. treffen wir dann endlich unsere Gastfamilien. Manche müssen dazu noch mal fliegen, aber von Tokyo nach Yokohama ist es nicht besonders weit, also wird es für mich wohl nicht mehr so eine lange Reise werden, hoffe ich. Und am 24. gehe ich dann schon zum ersten Mal in die Schule. Ich glaube, dass es noch kein richtiger Schultag ist, aber ich lerne meine Lehrer kennen.

Das ist alles, was ich bis jetzt weiß. Wahrscheinlich werde ich erstmal nicht dazu kommen, hier zu berichten, also macht euch keine Sorgen, falls ihr eine Weile nichts von mir hört.

Viele Grüße und hoffentlich bis bald,

Pauline

 

 

 

Sonntag, 16.03.2014

#3 Noch zwei Tage

Hallo,

jetzt sind es tatsächlich nur noch zwei Tage. Dass ich übermorgen um diese Zeit schon seit Stunden im Flugzeug sitzen werde, kommt mir immer noch vollkommen unreal vor. Und dabei habe ich eine Abschiedsfeier gemacht, am Freitag war mein letzter Schultag und ich habe mich von meinen ganzen Freunden verabschiedet, was total traurig war. Ich habe noch ein paar -hoffentlich- letzte Sachen gekauft und am Donnerstag auch mein Visum abgeholt, was ganz unkompliziert war. Aber obwohl das alles sehr reale Dinge sind, kann ich es nicht glauben, dass ich übermorgen wirklich fliege.

Und mit dem Packen haperts echt noch. Es ist so schwer, nur 20kg plus 8kg Handgepäck mitzunehmen! Schon meine Japanischbücher sind total schwer. Dann kommt noch dies und das dazu und schon ist mein Koffer voll und außerdem zu schwer. Ich muss also noch mal irgendwas rauswerfen, oder mir einen Trick überlegen, wie ich möglichst viele schwere Sachen anziehen kann (mein Bruder empfielt, ich solle meinen Aikidoanzug anziehen). Auf dem Foto sieht man meinen Koffer heute morgen. Ich gebe zu, es ist nicht besonders ordentlich. Aber inzwischen sieht es etwas besser aus.

Mein Koffer heute morgen

Das hier ist ein Link zu der Homepage meiner Schule in Yokohama: http://www.yokohamafutaba.ed.jp/highsch/schoollife/uniform.html  Mir ist klar, dass die allermeisten das nicht lesen können werden (ich kann's auch nicht), aber man kann meine zukünftige Schuluniform sehen. Die sieht hübsch aus, aber mir ist nicht klar, wann man was anzieht.

Also, jetzt wisst ihr alle, dass es mir einigermaßen gut geht, ich jedenfalls noch nicht alles absagen will :) Ich melde mich bald wieder!

Pauline

Sonntag, 02.03.2014

#2 Der Visumsantrag

Hallo,

heute geht es um das Abenteuer, ein Visum für Japan zu beantragen.

Schon im November oder so habe ich mein CoE (Certificate of Eligibility) beantragt. Das braucht man, um ein Visum für Japan für mehr als 90 Tage beantragen zu können. Dazu musste ich ein Antrag für ein CoE auf Englisch und Japanisch ausfüllen. Ich bekam eine richtige Anleitung, in der genau erklärt war, wie ich was ankreuzen musste. So musste ich zum Beispiel bei manchen Fragen das chinesische Zeichen umkreisen, bei anderen jedoch "yes" oder "no". Außerdem musste ich mit schwarzer Tinte schreiben, durfte auf keinen Fall etwas durchstreichen und brauchte Passfotos mit weißem Hintergrund, die genau 35 mal 45 mm groß waren. Ich hatte echt Angst, etwas falsch zu machen. Das ausgefüllte Formular wurde dann nach Japan geschickt, worauf ich nichts mehr davon hörte, bis ich dann letzte Woche endlich mein CoE bekam. Es ist so ein offizielles Formular, mit meinem Foto und solchen Mustern wie auf Pässen drauf, damit es nicht gefälscht werden kann.

Um das Visum beantragen zu können, brauchte ich dann noch mal Passfotos (diesmal 40 mal 40mm) und musste ein weiteres Formular auf Englisch ausfüllen. Mit CoE, Visumsantrag, Pass und meinem Vater ging ich dann am Freitag zum Konsulat, das sich zum Glück in Frankfurt befindet. Es ist im Messeturm, in dem ich noch nie war. Um überhaupt hinein zu kommen, muss man seinen Ausweis zeigen und bekommt dann einen Besucherausweis, mit dem man durch die Tür kommt. Innen gibt es unglaublich viele Aufzüge und dass sie immer nur in bestimmten Stockwerken halten merkten wir erst auf dem Rückweg. Es war Glück, dass wir in den richtigen stiegen. Das Konsulat ist im 34. Stock und der Aufzug fuhr so schnell, dass mir richtig schwindelig wurde. Um dann ins eigentliche Generalkonsulat hinein zu kommen, mussten wir unseren Besucherausweis vor eine Kamera halten, dann wurde die Tür geöffnet. Wir mussten unsere Taschen durchleuchten lassen und durch einen Metalldetektor gehen, wie am Flughafen. Mit der Frau, die für die Visa zuständig ist, sprachen wir auch nur durch eine Glasscheibe. Nachdem wir fertig waren, es ging überraschend schnell, las ich noch japanische Bilderbücher und wir sahen aus dem Fenster. Man hat eine großartige Aussicht auf Frankfurt von dort oben.

Das ganze war echt seltsam, aber immerhin sieht es so aus, als würde das Visum noch rechtzeitig vor meinem Flug fertig werden. Und wenn ich Glück habe, komme ich auch mit meinem Schülerausweis in den Messeturm hinein, um mein Visum abholen zu können, denn meinen Pass musste ich ja im Konsulat lassen.

Bis bald,

Pauline