Berichte von 06/2014

Freitag, 20.06.2014

#26 Rückgabe der Tests

Also erstmal: Ich  lebe noch. Ich bin auch schon lange nicht mehr krank. Und ich dachte mir, wo ich jetzt mal fünf Minuten Zeit habe, schreibe ich doch mal wieder was. Ich wollte eigentlich schon seit einer Woche schreiben, aber gerade ist es echt schlimm. Im Allgemeinen habe ich das Gefühl, nichts zu machen (wahrscheinlich täuscht das einfach), aber ich habe echt nie Zeit. Gut, am Wochenende war ich tatsächlich recht beschäftigt und schlief leider auch nicht richtig viel, was dann zur Folge hatte, dass ich mich die letzten drei Tage so müde wie noch nie gefühlt habe. Wahrscheinlich stimmt auch das eigentlich nicht, aber so kam es mir vor, ich war so fertig, dass ich das Gefühl hatte, beim Gehen einzuschlafen und auch in den Pausen schlief ich teilweise. Aber gut, dann schlief ich dann zum Glück etwas früher und jetzt geht es mir wieder gut.

Rückabe der Tests

Das war das, was letzte Woche in der Schule passierte: die Tests wurden zurückgegeben, in jedem Fach, für mich war es ziemlich langweilig. Ich hatte so viel Zeit, dass ich in einem Tag eine ganze Japanischlektion machte und am Montag außerdem meine gesamten Japanischhausaufgaben für in zwei Wochen fertig hatte. Aber auch zu sehen, wie die Tests zurückgegeben wurden, war in gewisser Weise interessant. Der Lehrer teilt die Tests aus, das heißt, dass jeder nach einander nach vorne gehen muss. Jeder nimmt seinen Zettel, presst ihn an sich, legt in zwischen andere Zettel oder falltet ihn, damit niemand die Punkte sehen kann, während er auf seinen Platz zurück geht. Dort angekommen falltet er seinen Test um einen halben Zentimeter auseinander, gerade genug, um die rote Zahl sehen zu können, die in der Ecke steht, dann knickt er die Ecke um, um ganz sicher zu gehen, aber die meisten fallten ihn selbst mit umgeknickter Ecke nicht ganz auf. Wenn jemand ein schlechtes Ergebnis erwartet, geht er möglicherweise sogar raus, um es anzuschauen. Und man spricht nicht darüber. Nicht, wenn man ein schlechtes Ergebnis hat, und normalerweise auch nicht, wenn man ein gutes hat. Manche weinen in der Klasse, aber man achtet nicht darauf. Jeder ist ganz alleine.

Aber eigentlich war auch das Lernen schon mehr oder weniger Einzelsache. Gut, man stöhnt gemeinsam, lernt vielleicht mal gemeinsam in der Mittagspause oder nach der Schule, aber im Allgemeinen lernt man Nachts, und wie viel man da lernt, darüber redet man lieber auch nicht. Man fragt zwar gerne, wann der andere ins Bett gegangen ist, aber selbst sagt man am liebsten, dass man nicht lernen würde. Man lernt alleine, man schreibt den Test alleine, man ist alleine, wenn man das Ergebnis bekommt, und danach vergisst man das ganze wieder. Nur in Mathe und Englisch bemerkt man die Tests, da sich durch sie die Kurse ändern. Ich habe jetzt auch endlich das japanische System verstanden, zumindest ein bisschen: In den Examen ist das höchste hundert Punkte. In Mathe und Englisch wird dann aus den Ergebnissen des Jahrgangs ausgerechnet, ob man in Zukunft im x, y oder z-Kurs ist. Das hängt nur von den Ergebnissen dieses Jahrgangs ab. Es kann also sein, dass man in einem Jahr achzig Punkte für den z-Kurs braucht, im nächsten aber nur siebzig. Auch in den anderen Fächern wird irgendwie ausgerechnet, ob man bestanden hat oder nicht. Möglicherweise zählen dafür auch Kurztests und Hausaufgaben, auf jedenfall bekommt man am Ende des Jahres eine Note zwischen null und zehn. Wenn man in mindestens einem Fach unter drei Punkte hat, bleibt man theoretisch sitzen. Praktisch allerdings nicht, denn davor hat man noch mal zwei Examen und wenn man es in denen schafft, über drei Punkte zu bekommen, darf man ins nächste Jahr. Und mit viel Paukerei schafft man es wohl (fast) immer. Für Japaner ist die Vorstellung, sitzen zu bleiben, jedenfalls der reinste Horror, aber es macht halt auch echt niemand. Wenn ich ihnen von Deutschland erzähle, finden sie es total schrecklich wäre, wie es da geregelt ist. Aber die, die besser Englisch können und mit denen ich richtig darüber reden kann, finden es in Deutschland besser. Sie sagen, dass es manchmal besser sei, ein Jahr nochmal zu machen, als sich mit diesen Examen immer ins nächste Jahr zu hangeln, ohne irgendwas zu kapieren.

Ach so, und hier ist jetzt das Foto von der Sommeruniform, ich habe tatsächlich kapiert, wie ich es einfügen kann, ganz dumm bin ich eben doch nicht ;D

Meine Sommeruniform

Mir fällt gerade ein, ich glaube, Japaner verstehen tatsächlich keine Ironie. Letzte Woche unterhielt ich mich darüber mit dem chinesischen Austauschschüler und er meinte, sie würden es schon benutzen, aber gestern sagte ich zu meiner Freundin, die sichtlich müde und lustlos aussah "you seem to enjoy it very much!" und sie sagte sichtlich entrüstet: "no!" 

Pauline

 

 

Mittwoch, 11.06.2014

#25 Krank sein

Bei meinem Vorbereitungswochenende sagte unser einer Betreuer, wir sollten auf jedenfall mal ins Krankenzimmer der Schule gehen, und wenn wir so tun müssten, als ob wir krank seien. Er habe das nicht gemacht und bereue es jetzt, nie in so einem Bett im Krankenzimmer gelegen zu haben. 

Ich musste nicht mal schauspielern um die Gelegenheit dazu zu bekommen, ich war wirklich krank. Um genau zu sein war ich schon länger ein bisschen erkältet, achtete aber nicht darauf, bis ich am Sonntag deutlich merkte, dass es schlimmer wurde. Am Montag ging ich trotzdem mit ziemlichem Schnupfen in die Schule und saß auch die ersten zwei Examen lang (die ich nicht mitschrieb) brav im Klassenzimmer, aber nach dem zweiten beschloss ich, dass es nicht mehr geht und sagte meiner Lehrerin, dass ich mich nicht gut fühle. Die brachte mich dann zum Krankenzimmer, wo die Krankenschwester mir ein Glas Wasser gab und mich dann in ein Bett packte, wo ich eine Stunde schlafen konnte. Schon eine feine Sache, so ein Krankenzimmer (früher heimgehen dürfen ist natürlich auch ganz schön). Es gibt drei Betten, jedes mit einem Vorhang drum herum und so. 

Trotz Schlafen ging es mir am Nachmittag eher noch schlechter. Ich raffte mich zwar tatsächlich noch mal dazu auf zu lernen, aber gestern Morgen beschloss ich dann, dass ich wirklich krank bin und blieb zu hause, wodurch ich drei meiner fünf Examen verpasste. Das kann man jetzt als Glück (Sonntag und Montag war das Lernen kopfschmerzenbedingt echt schwer) oder als Pech sehen. Ich finde es im Moment eigentlich eher schade. Vor allem, da es natürlich das einfachere Mathe war, das ich verpasste und ich echt Samstag und Sonntag den ganzen Vormittag mit Lernen verbrachte. Und den anderen Austauschschülern, die ich am Samstag beim Japanischkurs mal wieder traf, sagte, dass ich nach dem Kurs nichts mit ihnen machen könne, weil ich lernen müsse, obwohl mit ihnen zu reden eine der schönsten Sachen war, die in letzter Zeit passierte. Und zum Aikido ging ich dieses Wochenende auch nicht. Aber gut, ich hätte gestern die Schule echt nicht überlebt, und erst recht keine Examen. Heute ging es mir dann schon wieder besser und ich ging wieder hin und jeder zweite fragte mich besorgt: "geht es dir besser? Alles okay?". Übrigens muss man in Japan auf jedenfall in der Schule anrufen, wenn man nicht kommt, weil sonst die Schule bei einem anruft. Nach der Schule ruft dann die Klassenlehrerin extra noch mal an, um sich zu erkundigen, wie es einem geht. In vielerlei Hinsicht geht mir die Überprotektivität der Schulen hier ja schon ziemlich auf die Nerven, aber das fand ich doch mal ganz schön, man hat jedenfall nicht das Gefühl, den Lehrern egal zu sein.

Bei der oben genannten Vorbereitung sagte uns übrigens die zweite Betreuerin, dass wir versuchen sollten, in Japan nie krank zu werden, weil wir dann jahrelang zigmal am Tag tausend Tabletten schlucken müssten. Meine Gastfamilie scheint mir in dieser Hinsicht zum Glück noch relativ unaufgeregt. Aber trotzdem erkundigten sie sich extra bei meiner LP, ob ich die Medizin nehmen dürfe, was diese erlaubte, weshalb ich mich dann damit vergnügen durfte, zwei oder drei Mal am Tag drei Tabletten zu schlucken. Und ich hasse es Tabletten zu schlucken! Wenigstens hatte meine Gastmutter was zu lachen. Mein Gastvater meinte heute morgen noch, ich solle sie eine Woche lang nehmen, aber wie schon gesagt, nehmen sie es damit nicht so genau, wehalb ich sie heute Abend dann sogar schon nicht mehr nehmen musste. Als ich aber heute meiner VT erzählte, dass ich gestern wegen einer Erkältung nicht in der Schule gewesen sei, fragte sie mich, ob ich im Krankenhaus gewesen sei. Als ich das verneinte, fragte sie "nur Medizin..?" Ich betonte, dass ich den Großteil des Tages geschlafen habe, weil ich ehrlich gesagt dem Schlafen immer noch einen größeren Anteil an meiner Genesung zuschreibe, als der Medizin. Darauf sagte sie "subarashii!", "wunderbar!". Sie klang ehrlich entzückt darüber, dass ich ohne beim Arzt gewesen zu sein so schnell wieder gesund wurde. Ich meine, es war nur eine Erkältung!

Da sind wir wohl mal wieder bei Unterschieden zwischen Japan und Deutschland angekommen, mit denen man wahrscheinlich tausend Einträge füllen könnte. Das werde ich aber wann anders machen.

Pauline

 

 

Freitag, 06.06.2014

#24 Freitag: Tests!!!

Ich bin echt verdammt müde, dabei ist es erst zehn vor zwei. Ich habe die letzten Tage echt wenig geschlafen, aber heute immerhin bis die Tests vorbei waren ganz gut durchgehalten. Die Frage ist halt, wann man bessere Tests schreibt, wenn man nicht schläft oder wenn man nicht lernt. Ich habe versucht, ein bisschen zu lernen und ein bisschen zu schlafen, aber ein Mädchen ist, soweit ich es verstanden habe, heute um fünf ins Bett gegangen. Ich weiß nicht genau, wie die das aushalten. Ich würde sagen, sie gehen einfach an die Grenze. So halten sie es noch aus, aber wenn die Tests einen Tag länger wären, würden sie es vielleicht nicht mehr aushalten. Aber jetzt ist ja zum Glück erst mal Wochenende. Und ich muss für drei Fächer lernen.

Heute waren Englisch Comunication und Mathe dran. Englisch war echt ganz gut. Mir wurde zwar gesagt, dass selbst Englischtests in Japan schwer seien, weil die Fragen auf Japanisch seien, aber die meisten Fragen waren auf Englisch und die anderen so, dass ich sie erraten konnte. Mathe war... naja... Gestern abend und heute Morgen war ich so fertig, dass ich dachte, ich bin froh, wenn ich mehr als 0 Punkte habe. Ich würde mal sagen, dass habe ich geschaffte, die Frage ist halt, wie viel mehr. Ach ja, war schon okay, denke ich, vor allem, wenn man bedenkt, dass ich das Buch mit den Übungsaufgaben erst am Dienstag geliehen bikommen habe und dann halt in drei Abenden 13 Seiten lernen musste. Und kein Buch zum Nachlesen und niemanden zum Fragen hatte. Ich bedaure jeden, der keinen Mathelehrer als Vater hat!

Aber ich bin froh, mich dazu entschieden zu haben, mitzuschreiben. Es ist irgendwie interessant. Vor allem der Englischtest ist so extrem anders als die deutschen! Eigentlich ist es aber auch schon interessant einfach nur während der Tests im Klassenzimmer zu sein. Die Lehrer kommen sehr früh und zwei Minuten vor Beginn oder so sagen sie, dass man die Bücher einpacken muss. Dass einzige, das dann noch auf den Tischen sein darf, sind Bleistifte und Radiergummi, außerdem sind Taschentücher oder ein Handtuch oder auch andere Dinge wie Augentropfen okay, aber dann muss man seine Nummer (die ganze Klasse ist alphabetisch durchnummeriert) in eine Liste an der Tafel schreiben. Wenn alle ihre Sachen eingepackt haben, gibt der Lehrer die Tests aus, sie werden durch die Reihen nach hinten gereicht. Die Tests sind nicht ein einzelner Zettel sondern ganze Hefte, in manchen Fächern haben sie sieben Seiten oder so, und sie sehen sehr ordentlich und offiziel aus. Und dann sitzt jeder schweigend da, denn Test ordentlich vor sich auf dem Tisch, und wartet, bis die Glocke klingelt. Manche stellen schon mal die Spitze ihrer Druckbleistifte auf die richtige Länge, andere halten die Hände gefaltet, als würden sie beten. Wenn die Glocke klingelt fangen alle an und man hört 50 Minuten lang nichts, außer dem Rascheln der Blätter und dem Regen und vielleicht mal dem Lehrer, der die Zeit ansagt. Irgendwann kommt der Fachlehrer rein um zu schauen, ob es irgendwelche Fragen gibt. Da nämlich alle Klassen gleichzeitig den gleichen Test schreiben, hat die Aufsicht nicht der Fachlehrer sondern irgendwelche anderen Leher. Die Zeit wird unglaublich genau gemessen. Wenn es beim Austeilen der Blätter eine Verzögerung gibt und man deshalb erst dreißig Sekunden später anfangen kann zu schreiben, hört man am Ende auch erst dreißig Sekunden nach Läuten der Glocke auf. Dann bringt der Hinterste in der Reihe die Blätter nach vorne. Die Pause danach ist offiziell zehn Minuten lang, aber durch das Tests einsammeln und anschließende Verbeugen und das Austeilen des nächsten Tests, wird sie bestimmt auf fünf Minuten verkürzt, außerdem muss man manchmal auch noch Plätze tauschen. Das reicht dann gerade noch um aufs Klo zu gehen, wo es natürlich eine ewige Schlange gibt, und noch ein letztes Mal für gefühlte zwei Sekunden ins Buch zu schauen. Und dass macht man dann drei Mal am Tag, vier Tage lang.

Und viele sind echt fertig und vollkommen übermüdet. Bei manchen sieht man einfach, dass sie total blass sind und richtige Ringe unter den Augen haben. Und seit über einer Woche ist das Gebet an Tagesanfang und -ende immer über die Tests. Am Mittwochnachmittag stand meine Freundin vorne und es war von vorn herein klar, dass sie sagen würde "morgen fangen die Tests an". Sie sah echt total müde aus und die ganze Klasse wirkte angespant und als sie es dann wirklich sagte, kam es mir so vor, als würden wir in den Krieg ziehen oder so. Gestern überkam mich dann Hass auf dieses System. Es geht nur, wirklich nur darum, irgendwelche Wörter und Daten zu pauken. Wenn alle noch bis zur letzten Minute damit beschäftigt sind, sie ein letztes Mal zu wiederholen, ist doch klar, dass sie sie fast genauso schnell wieder vergessen werden, was hat das dann für einen Sinn? Meine Lehrerin erzählte mir, dass sie in der Schule Französisch lernte, es aber nie sprechen konnte, weil sie sich mit Absicht eine falsche Aussprache merkte, damit sie in den Tests keine Rechschreibfehler machte. Warum unterstützt sie dann dieses System, sie müsste doch sehen, wie wenig es bringt?

Jetzt bin ich so müde geworden, dass ich kaum noch mein Passwort richtig schreiben kann und beim Laufen das Gefühl habe, zu schwankten. Dabei müsste ich eigentlich weiter lernen, denn am Dienstag habe ich Englisch Grammar (vielleicht nicht das allergrößte Problem), das andere Mathe (das leichtere von beiden) und Chemie. Und da ich mich seit Tagen ausschließlich mit Sinus und Cosinus und so einem Mist beschäftigt habe, habe ich natürlich für die anderen Fächer bisher so gut wie gar nicht gelernt. Ach so, ja, wir machen in Mathe (in dem von heute) trigonometrische Funktionen. Jetzt werden viele sagen "das ist ja nicht so schwer, das haben wir auch gemacht". Dazu muss ich sagen, dass ich das in Deutschland auch gemacht habe und nicht so schwer fand. Aber hier ist es schwer! Man muss sich die Formeln merken und dann irgendwelche Werte ausrechnen und Sachen beweisen, aber natürlich ohne Taschenrechner. Man rechnet also sin(75grad) oder so im Kopf aus. Es ist schon machbar, aber erstmal muss man ja verstehen, was die Lehrerin da an der Tafel macht, und zwar ohne dem, was sie sagt, irgendeinen Sinn entnehmen zu können. Oder erkennnen zu können, zu welchen Punkten auf dem Graphen die Zahlen gehören, die sie da schreibt. Und schließlich kommen dann Aufgaben wie "Wenn 2cos2x+4(a-1)sinx-4a+1=0 zwei Lösungen hat, dann bestimme a" oder so ähnlich. Das ist eine Hausaufgabe gewesen und ich habe keine Ahnung, wie man sie löst.

Zu allem Überfluss habe ich morgen auch noch zum ersten Mal AFS-Japanischkurs und soll meiner Lehrerin da sagen, was ich gerne machen will, aber ich kam bisher echt nicht dazu, irgendwie darüber nachzudenken, was ich ihr sagen soll. Und nächstes Wochenende habe ich dann sogar Japanischkurs und AFS-Treffen, auf dass ich mich zwar eigentlich freue, bei dem ich aber andererseits eine kurze Präsentation auf Japanisch über Deutschland halten soll, und ich weiß weder, was ich da sagen will, noch wann ich das genau vorbereiten soll.

Seit gestern hat offenbar die Regenzeit angefangen und es regnet wirklich fast die ganze Zeit, manchmal leicht und manchmal total stark. Und über der Schuluniform darf man keine Jacke tragen!

Da es verboten ist, Kameras mit in die Schule zu nehmen, habe ich bisher leider noch keine Fotos von meiner Schule machen können. Auf das Bild mit der Schuluniform müsst ihr leider auch noch ein bisschen warten.

Okay, ich würde sagen, dass ich mal wieder ganz schön viel geschrieben habe. Bitte entschuldigt die fehlenden Zwischentitel, aber irgendwie ist ja alles mehr oder weniger über ein Thema.

Pauline

 

Dienstag, 03.06.2014

#23 Dienstag: Volleyball und positives über Schule

Volleyball

Nach der Schule spielte ich Volleyball. Das ist eine der Sachen, die mir gerade am meisten Spaß machen. In meiner Schule (und offenbar ist das in den meisten japanischen Schulen so) hat nämlich jede Klasse einen eigenen Volleyball. Das ist mal eine richtig gut Idee. Der Schulhof ist außerdem mit so grünen Gummimatten belegt, auf denen wir auch mit Hausschuhen herumlaufen. Und die in jeder Pause, genauso wie vor und nach der Schule voll mit Volleyball-spielenden Mädchen sind. Vor allem jetzt, da in zwei Wochen Ballfestival ist, da gibt es dann zwei Tage lang Turniere. Man konnte sich zwischen Volleyball, Basketball, Softball und Tischtennis entscheiden und ich habe Volleyball gewählt. Seit einer Woche komme ich sogar wegen dem Training früher zur Schule, wobei es gerade eigentlich kein Training gibt, weil alle die ganze Zeit lernen. Aber trotzdem gehen wir immer mal wieder in den Zehnminutenpausen runter, spielen ein bisschen und rennen dann wieder hoch zu unserem Klassenzimmer, das im dritten oder vierten Stock ist. Heute war es besonders albern. Und mir kam der Gedanke, dass das daran liegen könnte, dass alle ziemlich übermüdet und fertig mit den Nerven sind, und deshalb erstens nicht mehr wirklich Volleyball spielen können, und zweitens alles möglich extrem witzig finden. Ich glaube, die meisten schlafen gerade echt nicht viel. Auch in den Unterricht nehmen sie immer irgendwelche Hefte aus anderen Fächern mit, denn meistens können sie die Lehrer dazu bringen, ihnen wenigstens zehn Minuten für freies Lernen zu geben.

Nnachdem wir mit Volleyball aufhörten, war niemand da, mit dem ich heimgehen konnte, aber da ein Mädchen sagte, dass in der Bibliothek viele aus unsere Klasse seien, ging ich dort hin. Dort fragten mich dann welche aus meiner Klasse, ob ich lernen wolle, also setzte ich mich zu ihnen und versuchte mich mal wieder an Mathe, obwohl das ja nicht der Grund dafür gewesen was, dass ich kam. Aber es war auch ein Erlebnis; die ganze Bibliothek voll mit Mädchen aus allen Stufen, und wirklich jede schweigend über ihre tausend Bücher und zehntausend Hefte gebeugt. Sie haben wirklich extrem viele Hefte, da sie auch die Arbeitsblätter, oder zumindest die Hausaufgaben und Tests in Hefte kleben. Ich finde es ja irgendwie besser, Ordner zu benutzten, wie in Deutschland, aber das hat sich hier irgendwie nicht so durchgesetzt. Alle waren jedenfalls sehr konzentriert, wie ich es in Deutschland noch nie erlebt habe, bis wir dann um fünf heimgehen mussten.

Noch ein paar weitere positive Dinge in der Schule:

  • Die Wand hinter der Tafel ist komplett aus Kork, so dass man Listen und so dran pinnen kann.
  • Es gibt in jedem Flur mindestens einen Wasserspender, aus dem man trinken kann. Auch bei der Turnhalle gibt es welche.
  • Die Fußböden in den Klassenzimmern sind aus Parkett, weshalb es viel freundlicher wirkt. Auch die Türen sind aus Holz, genauso wie die Tische  und Stühle und teilweise auch die Wände. Im Flur sind die Böden zwar aus Linoleum, aber trotzdem wirkt es total freundlich. Man setzt sich im Flur in einen Kreis um sich zu unterhalten oder macht seine Hausaufgaben da. Vielleicht liegt das auch daran, dass man Hausschuhe trägt. Außerdem lässt man seine Sachen immer an seinem Platz und nimmt nur das Heft und das Buch mit, das man braucht. Und jeder hat einen Platz für die Schuhe, mit Schrank für die Jacke, einen Locker im Klassenzimmer und einen Platz bei der Turnhalle für die Sportschuhe. Jeder hat außerdem einen Regenschirmständer, seit neustem sogar zum abschließen. Das ist echt anders, in Deutschland würde ich meine Dinge nicht so ohne weiteres alleine in der Schule herumliegenlassen, aber hier denke ich nicht einmal darüber nach.

Es gibt noch mehr positive Dinge in meiner Schule, aber ich bin echt sehr müde und der Akku vom i-Pad fast lehr.

Pauline

 

Montag, 02.06.2014

#22 Montag

Montags

Montags gibt es vor Unterrichtsbegin anstatt HR (Home Room) ein Appell auf dem Schulhof. Alle Schülerinnen müssen sich in geraden Reihen aufstellen. Es dauert immer eine Weile, bis alle so stehen, dass der Lehrer zufrieden ist. Dann stehen wir dort, vielleicht 15 oder auch 20 Minuten, während irgendwelche Lehrer oder Schüler etwas erzählen, was ich nicht verstehe, und es ist sehr heiß. 

Juni = Sommeruniform

Seit heute tragen wir aber immerhin Sommeruniformen, denn jetzt ist Juni. Ab dem ersten Juni tragen Angestellte und Schüler in Japan Sommeruniformen. In den meisten Schulen wird das zwar inzwischen nicht mehr so streng geregelt, aber das ist mal wieder ein Beispiel dafür, das meine Schule in vielen Dingen strenger oder traditioneller ist als andere Schulen. Da die Sommeruniform ein Rock und kein Kleig ist, haben natürlich auch gleich angefangen, ihre Röcke hochzurollen, aber es wird von den Lehrern sehr sehr streng verfolgt. Die Sommeruniform ist jedenfalls sehr viel hübscher als die Winteruniform, finde ich. Okaasan hat auch ein Foto gemacht, aber mit ihrem Handy. Ich habe sie zwar gebeten, es mir zu mailen, aber ich schaffe es gerade nicht, es einzufügen.

Die Schülerinnen der Futaba Grundschule tragen ihre Sommeruniformen übrigens schon seit letzter Woche. Hellblaue Kleidchen und Strohhüte mit Schleifen. Das sieht süß aus und ziemlich altmodisch, vor allem, da es ja noch mit dunklen Lederranzen, Spangenschuhen und weißen Söckchen kombiniert ist. Aber eigentlich ist das auch nichts ungewöhnliches. Es ist schon immer wieder komisch, all die Grundschüler in ihren Uniformen zu sehen. Während die Uniformen bei den älteren Schülern zwischen süß, gutaussehend oder auch ein bisschen albern schwanken, ist es bei den Grundschülern manchmal einfach nur seltsam. Ich meine, wann sieht man denn in Deutschland schon sechsjährige Jungen, die nicht nur gebügelte weiße Hemden und Blazer tragen, sondern auch noch schwarze kurze Hosen, weiße Kniestrümpfe und glänzende schwarze Schuhe? Und natürlich Lederranzen und Hut?

Prüfungen

Zu den Tests will ich jetzt auch noch mal etwas hinzufügen. Ehrlich gesagt weiß ich nicht genau, weshalb sie so wichtig sind. Es heißt, sie würden entscheiden, wer ins nächste Jahr darf, aber man kann ja nicht sitzen bleiben, und ich glaube eigentlich nicht, dass alle von der Schule fliegen, die nicht gut genug sind. Das die Abschlüsse nicht wichtig sind, Hakaron, damit hast du soweit recht, dass es eigentlich keine Abschlüsse gibt. Nach der Schule macht man direkt einen Aufnahmetest, an der gewünschten Universität. Wenn man den nicht schafft, kann man es im nächsten Jahr wieder versuchen. Dabei ist der Name der Schule selbst nicht von Bedeutung, denke ich, aber wenn man auf einer Schule mit hohem Niveau war und mehr gelernt hat, hat man an den guten Universitäten (mit schwererem Aufnahmetest) natürlich bessere Chancen.

Die letzten Tage war es echt heiß, weshalb es gestern beim Aikido geradezu unerträglich war. Letzte Woche war ich übrigens bei der All Japan Aikido Exibition im Nihon Budokan in Tokyo. Das war interessant. Sie dauerte so vier Stunden (ich war aber nicht so lange da), obwohl immer fünf Gruppen gleichzeitig waren und sie immer nur 90 Sekunden Zeit hatten. Mit Reinkommen und zweimaligem Verbeugen.

Heute machte ich, als ich irgendwas auf Deutsch sagte, Fehler mit "der", "die" und "das".

So, jetzt werde ich mich mal wieder ans Lernen machen!

Pauline