Dienstag, 09.12.2014

#43 Japanisch

Hallo! やっほ~!

Heute geht es noch mal um meinen Japanischtest und Japanisch im Allgemeinen.

JLPT

Der Test heißt JLPT (Japanese Language Proficiency Test) oder Nihongo-Nou-Ryoku-Shiken. Er findet zwei Mal im Jahr, im Juli und Dezember, am gleichen Tag auf der ganzen Welt statt und ist seeehr offiziell. Wir bekamen Test Voucher und vor jedem der drei Tests, die alle mit kurzer Pause im selben Raum stattfanden, musste überprüft werden, ob die Nummer auf dem Voucher mit der auf Tisch, Aufgabenheft und Antwortzettel und die im Raum Sitzenden mit denen auf den Fotos übereinstimmten, dann wurde stundenlang erklärt, was erlaubt ist und was nicht und so, und die tausend Menschen im Raum saßen schweigend 15 Minuten da, wärend ihnen das zum dritten Mal erklärt wurde. Die Testzeit wurde dadurch aber erfreulich kurz. Es war außerdem irre, weil einfach der ganze Bahnhof und die ganzen Restaurants und alles in der Umgebung mit Ausländern voll war. Die Tests waren also Schriftzeichen und Vokabular, das heißt entweder die Lesung zu einem Kanji (chinesischem Schriftzeichen) aussuchen oder die das Kanji zu einer Lesung oder das am besten in einen Satz passende Wort. Danach Grammatik und Lesen und danach Hörverständnis. Das Hören war am einfachsten, wie von vornherein klar, aber auch Grammatik und Lesen fand ich erstaunlich einfach. Aber diese blöden Schriftzeichen waren mir leider größtenteils unbekannt, und wenn der Test zu schlecht ist, kann ich ihn auch nicht mit den anderen ausgleichen. Aber ich denke, dass es schon noch okay ist.

Schriftzeichen

Die Schriftzeichen sind schon eines der größten Probleme beim Japanischen. Es gibt die Silbenschriften und die Kanji, von denen Schüler mehrere tausend lernen und man ein paar hundert bis tausend braucht, um eine Zeitung lesen zu können. Leider haben sie aber im Gegensatz zum Chinesischen nicht nur eine Lesung, sondern häufig bis zu vier oder fünf, die sich dann aber in speziellen Fällen wieder ändern. Dadurch gibt es einen riesigen Unterschied zwischen gesprochenem Japanisch und geschriebenem: Es gibt viele Wörter, deren Bedeutung man zwar aufgrund der Kanji versteht, von dem aber keine normaler Mensch weiß, wie man sie ausspricht. Auch ich überspringe beim Lesen alle Kanjiwörter, deren Bedeutung ich ungefähr verstehe, so dass ich auch nach 25 Mangabänden über Musikstudenten immer noch nicht sicher weiß, wie man "Dirigent" jetzt eigentlich ausspricht (ich glaube "shiki-sha" 指揮者).

Männersprache und Frauensprache und sechs Arten ich zu sagen

Es wurde vor einiger Zeit mal gefragt, ob das Japanisch in Manga schwer sei. Ich denke, das hängt sehr vom Manga ab. Erstmal gibt es Manga, bei denen die Aussprache der Kanji daneben steht, und welche, bei denen sie nicht dabei steht, und das sprachliche Nivau hängt sehr davon ab, ob der Manga für Kinder oder Erwachsene ist. Dann kommt es natürlich auch darauf an, wie sehr man Manga lesen will. Ich habe am Anfang versucht, Naruto zu lesen, aber es trotz der Aussprache, die dabei steht, schnell wieder aufgegeben. In letzter Zeit konnte ich es dann lesen, aber jetzt ist es zuende. Aber nicht nur die Kanji sind möglicherweise ein Problem, am Anfang fand ich Manga auch deshalb schwer, weil sie ganz andere Wörter und Ausdrucksweisen benutzen, als ich in meinem Alltag. Denn es gibt im Japanischen nicht nur einen großen Unterschied zwischen gesprochener und geschriebener Sprache, sondern dann auch noch mal viele verschiedene sprachliche Ebenen. Es gibt Unterschiede zwischen der Art, wie Männer sprechen und der Art wie Frauen sprechen und es gibt eine ganze Menge höflicher bzw. umgangssprachlicher Ausdrücke je nachdem, mit wem man spricht. Also fand ich es sehr interessant, den oben erwähnten Manga über Studenten zu lesen, weil diese einfach eine komplett andere Ausdrucksweise benutzen, als in meinem Alltag vorkommt. Und es ist ja dann auch nicht so, dass der ganze Manga in der gleichen Art geschrieben ist, sondern natürlich ändert die Hauptrolle ihre Sprechweise je nachdem, ob er mit Freunden, seiner Freundin oder Lehrern spricht. Es gibt, nur als Beispiel, eine Menge Wörter, die "ich" bedeuten: Watashi (normal), Watakushi (sehr sehr höflich), Boku (Männersprache), Atashi (niedlich), Uchi (vor allem von Frauen benutzt), Ore (noch stärkere Männersprache). Genauso natürlich auch eine Menge Arten für "du". In Manga wird dann die Sprechweise (also ob es höflich oder umgangssprachlich, cool oder kindlich etc. ist) noch dadurch verdeutlicht, ob wie die Wörter geschrieben werden. Das heißt ob in Kanji oder Hiragana (Silbenschrift) oder Katakana (Silbenschrift für ausländische Wörter) oder manchmal sogar in Alphabet. Und am Anfang habe ich einfach überhaupt nicht verstanden, was das jetzt heißen soll, wenn ein Wort, oder auch nur ein halbes Wort, auf einmal in Katakana geschrieben wird, weil man es normalerweise einfach nicht macht. Aber wenn man es dann mal kapiert hat, macht das irgendwie total viel aus und ich habe angefangen mich zu fragen, wie man das eigentlich ins Deutsch oder in irgendeine andere Sprache übersetzen soll. Man kann diese Dinge nicht übersetzen, glaube ich.

Von der Unmöglichkeit, Japanisch zu übersetzten

Es gibt noch andere Dinge, die man schlecht übersetzen kann, finde ich. Zum Beispiel gibt es im Japanischen extrem wenige Adjektive. Man benutzt eigentlich immer die gleichen. Aber es ist viel Leichter, eine Stimmung auszudrücken. Wenn man sagen will, dass es heiß ist, sagt man einfach "atsui", wenn man müde ist "nemui", wenn man sich ärgert "yabai" oder "iya da". Es ist irgendwie sehr einfach. Viel wird auch durch die Stimme oder Endpartikel erklärt. Die Endpartikel sind Silben, die man hinten an den Satz dran hängt, und mit denen man die ganze Stimmung oder sogar Bedeutung verändern kann:

  • "ii" = "gut".
  • "ii ne" = zustimmend: "reffen wir uns in den Ferien mal?" "ii ne" (Au ja!)
  • "ii na" = etwas neidisch: "ich fahre bald nach Oosaka!" "ii na" (ich würde auch gerne fahren)
  • "ii yo" = schon in Ordnung

Außerdem kann man die Adjektive auch gleich ändern; aus "sugoi" (cool, toll) wird "suge" oder "sugoooi", je nachdem wer es sagt. So was kann man nicht übersetzen. Aber wenn man es verstanden hat, macht es Spaß.

Ein großes Problem, neben den Schriftzeichen, sind die verschiedenen Spracheben, die man benutzen muss, wenn man mit Höhergestellten spricht. Man benutzt andere Verben oder andere Formen der Verben und laut Japanern können selbst Japaner die nicht perfekt. Was außerdem in der Realität (zumindest in der Realität von Schülern) anders ist als in Lehrbüchern, ist, dass in einem Gespräch nicht beide die gleiche Ebene benutzten. In Lehrbüchern sprechen immer alle gleich höflich miteinander. Aber in echt sprechen die Lehrer oft ziemlich umgangssprachlich mit uns, während von den Schülern aber natürlich erwartet wird, dass sie höflich sprechen. Genauso, wenn man Leute trifft, die älter als man ist, oder mit den Senpai redet. Und es ist irgendwie viel schwerer als mit dem Siezen im Deutschen. Ganz zu schweigen davon, dass wir Austauschschüler öfters mal Probleme damit haben, Angestellte in Restaurants oder so zu verstehen, weil die einfach viel zu höflich sind.

Fernsehen

Ach so, ich fand es eigentlich recht nervig, für den Test zu lernen und dachte mir auch immer wieder, dass ich für den Alltag lernen will und nicht irgendwelchen Mist der im Test drankommt. Aber manchmal hat es mir tatsächlich geholfen, irgendwas im Alltag, zum Beispiel Fernsehen, besser zu verstehen. 

Gestern habe ich beschlossen, dass ich jetzt wirklich Japanisch kann. Ich habe nämlich den ganzen Abend Fernsehen geschaut, eine Sendung über Politik und über Dinge in Japan, die von der Welt kritisch gesehen werden, wie Japans Staatsschulden oder die Stellung der Frauen hier oder die Todesstrafe. Ich fand die Dinge weniger überraschend, die Leute im Studio dafür umso mehr. Es war aber eine richtig interessante und gute Sendung, fand ich. Und ich dachte mir, wenn es mir jetzt schon Spaß macht, Sendungen über Politik anzuschauen, dann ist mein Japanisch schon ziemlich gut. Ich habe in letzter Zeit deutlich weniger Fernsehen geschaut als im Sommer, aber als ich noch schaute, also so im Oktober, nervte mich die Häufigkeit von Sendungen, die einen schönen Schein auf Japan werfen, ganz besonders die, in denen man Touristen in Kyoto sieht. Um so schöner fand ich es, als auch meine Gastfamilie sagte, dass diese Art von Sendungen, in denen am Ende vor allem hängenbleibt, dass irgendein Japaner irgendwas tolles gemacht hat, oder so in der Art, wirklich viel zu oft kommen. Ach so, noch was von wegen Japanisch, ich finde es schon vollkommen unvorstellbar, mit meiner Gastfamilie Englisch zu sprechen.

じゃね!