Montag, 19.05.2014

#20 Seit zwei Monaten in Japan!!!

Hallo an alle!

Ich habe eigentlich nicht besonders viel Zeit, muss dringend lernen, aber heute ist es tatsächlich genau 2 Monate her, seit ich in Japan ankam, und deshalb wollte ich schnell mal was schreiben.

Zwei Monate... Das ist irgendwie unglaublich. So lange. Aber andererseits ist auch schon so viel passiert!

  • Gestern las ich in einem anderen Blog von einem Mädchen, dessen Jahr schon fast herum ist, dass sie sich noch so gut an das Gefühl erinnere, als ein Monat vorbei war. Ich ehrlich gesagt überhaupt nicht. Damals hatte die Schule gerade angefangen und es passierte so viel und ich war immer so müde, dass ich den Tag fast vergaß. Aber ich erinnere mich an das Gefühl in der ersten Woche. Alles war unglaublich neu, aufregend, spannend, schön. Am dritten oder vierten Tag schrieb ich in mein Tagebuch "Es ist unglaublich, dass ich schon seit ein paar Tagen in Japan bin. Leider habe ich keine Ahnung, wie viele Tage es eigentlich sind."
  • Seit eineinhalb Wochen oder so schreibe ich Tagebuch auf Japanisch, nur wenn es halt viel zu schwer ist, wechsel ich auf Deutsch. Es wird aber immer einfacher und es sieht so hübsch aus (ich kann es selbst allerdings kaum lesen).
  • Am Sonntag war Local Orientation 2. Sie war im Allgemeinen ziemlich langweilig, aber die anderen Austauschschüler wieder zu treffen war schön. Auf dem Weg unterhielt ich mich mit dem Jungen aus China (wir sind 5; Thailand, China, Paraguay, Mexiko und Deutschland). Obwohl wir beide gut Englisch können, sprachen wir auf Japanisch.
  • Es gefällt mir in meinem Aikido-Dojo. Aber als ich am Sonntag erfuhr, dass das Mädchen aus Thailand in ihrer Schule in den Aikido-club eingetreten ist, war ich trotzdem neidisch. Außerdem macht sie mit ihrer Klasse eine Klassenfahrt nach Kyoto, Nara und Hiroshima. Ich durfte zwischen Kyoto und Nara oder Hiroshima und Nagasaki wählen. Ich will auch nach Hiroshima. Neid!
  • Neid gehört auf jedenfall dazu. Das las ich auch in einem anderen Blog und es stimmt, jedenfalls für mich, auf jedenfall. Es ist so schwer, sich und seine Schule und seine Schuluniform und seine Stadt und überhaupt alles nicht mit den anderen zu vergleichen. Und die Sachen, die bei sich schlecht sind, fallen einem natürlich immer mehr auf, als die guten. 
  • Aber das gleiche Mädchen hat garade auch seine Gastfamilie gewechselt, also sollte ich wohl nicht neidisch sein. Meine Gastfamilie ist so toll. Vielleicht kommt das nicht so rüber, weil ich fast nie was über Shiori und nur komische Sachen über Yutaro schreibe, aber ich habe sie wirklich alle extrem gerne und bin ihnen total dankbar und glücklich darüber, bei ihnen zu wohnen. Und langsam spreche ich auch mit ihnen mehr Japanisch, was vielleicht der Grund dafür ist, dass ich auch mehr mit Yutaro spreche, genauso wie mit Shiori.
  • Auch in meiner Schule fühle ich mich wohl, mit manchen verstehe ich mich echt gut. Es ist natürlich immer noch nicht ganz klar, welche Freundschaften wieder aufhören werden, wenn ich nicht mehr neu und etwas besonderes bin, aber bei manchen habe ich auf jedenfall das Gefühl, dass es richtige Freundschaften sind, die auch andauern werden.
  • Letzte Woche gab es wieder ein Erdbeben. Ich werde aufhören, die alle aufzuzählen. Aber es war ganz interessant, weil es in der Schule war und die Schüler den Lehrern teilweise sagen mussten, was diese machen müssen (die Tür aufmachen, damit sie nicht verklemmen kann).
  • Mathe ist und bleibt schwer. Ich wollte eigentlich nicht mehr darüber schreiben, und nachdem ich gestern ungefähr drei Stunden mit Otoosan über meinen Hausaufgaben gebrütet habe, mit nur unzufriedenstellendem Ergebnis, und ich dann heute morgen aus Langsamkeit mal wieder einen 0-Punkte-Test geschrieben habe, war ich ziemlich schlecht drauf, was Mathe betrifft. Aber ich glaube, heute abend habe ich es tatsächlich geschafft, ohne Hilfe meine Hausaufgaben zu lösen! Ich glaube nicht so ganz, dass es richtig ist, es war zu einfach.
  • Mich starren immer noch die Leute auf der Straße an, das wird wahrscheinlich auch nicht aufhören. Neulich sprachen mich wildfremde Jungen an und als ich einmal in den Zug stieg, stießen sich ein paar Mittelschüler an und flüsterten "Ausländerin".
  • Ich habe kein Heimweh, nach nichts. Das einzige, was ich vermisse ist der Ort, wo ich immer Urlaub mache, aber den würde ich genauso vermissen, wenn ich zuhause wäre.
  • Es ist verrückt, wie schnell man sich manche Sachen angerwöhnt. In Japan sagt man nicht "Ähm", sondern "Eetoo", wenn man überlegt. Am Anfang fand ich das komisch, aber jetzt mache ich es ganz intuitiv, was meine Englischklasse heute sehr lustig fand.

Also, dass war alles, was mir im Moment so einfällt. Ich kann es nicht glauben, dass es tatsächlich zwei Monate sind!

Bis bald,

Pauline