Freitag, 15.08.2014

#30 Sommerferien; erster Teil

Hallo!

Japanische Sommerferien = Stress

Ich habe gerade, wie alle wissen, Sommerferien. Dabei sind japanische Ferien sehr anders als deutsche. Erstens werden sie von den Schulen selbst geregelt. Im Allgemeinen kommt es dabei aber auch so bei sechs Wochen raus, zumindest soweit ich es mitbekommen habe. Wobei das keinesfalls bedeutet, dass die Schule in diesen sechs Wochen geschlossen ist, nein. Meine Schule ist eine Woche geschlossen, wenn überhaupt. Die restliche Zeit ist freiwilliger Nachhilfeunterricht, der sehr gut besucht ist, und je nach Club mehr oder weniger Training. Außerdem bekommt man einen riesigen Berg Hausaufgaben. In Englisch sind das: ein Hochglanzheft mit elf Texten, dazu ein Aufgabenheft, eine CD, ein Hörtest und das Lösungsbuch. So weit ich weiß, sind aber gleich am ersten Tag Tests, also bringt Abschreiben nichts. Gut, wenn nicht die Hälfte der Aufgaben wäre, dass man auf Japanisch den Satzbau erklären soll, hätte ich das ganze schon fertig. Mathe habe ich gar nicht erst bekommen, weil ich ja kein Schulgeld bezahle. Das war auch ein Heft, mit achzig Aufgaben! Außerdem lernen alle, denn zwei Wochen nachdem die Schule wieder anfängt, ist mal wieder eine Examenswoche. Dazu gehen sie (zumindest auf Privatschulen wie meiner) häufig in die Nachhilfeschule. Eine meiner besten Freundinnen geht so gut wie täglich für drei Stunden. Meine andere Freundin ist gerade für drei Wochen bei einer Gastfamilie in Kanada, um ihr Englisch zu verbessern. Sie machte sich vor den Ferien schrecklich Sorgen, wie sie ihre Hausaufgaben schaffen soll. Sie redete eine Woche davon, was sie machen könnte, wenn sie die Matheaufgaben nicht verstehen würde, wo sie doch unsere Mathelehrerin die ganzen Ferien über nicht sieht. Es ist für sie etwas sehr besonderes, die ganzen Ferien über nicht in die Schule zu gehen. In Deutschland fängt man vor den Ferien an zu schwänzen, weil man ja eh nichts mehr macht, hier muss man bis zu Ferienbegin alles verstanden haben, weil man sonst ein echtes Problem hat.

Hanabi

Tja, glücklicherweise sind meine Ferien aber ein bisschen erholsamer. Am Anfang hatte ich eine Woche nichts zu tun, was dann schon wieder so langweilig war, dass ich täglich Japanisch lernte. Außerdem war ich mit meinen Freundinnen vom Aikido beim Hanabi in Kamakura. Hanabi ist Feuerwerk und gehört auf jedenfall zur japanischen Kultur. Das Hanabi in Kamakura ist nochmal sehr besonders. Erstens ist es sehr groß und außerdem werden die Raketen von Booten, die weit draußen auf dem Meer sind, aus abgefeuert. Dadurch entsteht eine ganz Spezielle Form:

Feuerwerk in Kamakura

Das Feuerwerk in Kamakura schaut man vom Strand aus an.  Strand in Kamakura

Dort ist es ziemlich überfüllt. Wir kamen recht früh und fanden deshalb sogar noch einen Sitzplatz, aber der war gerade so groß, dass wir zu viert auf einer minikleinen Plane sitzen konnten. Wir kauften uns Kakigouri, das ist geraspeltes Eis, über das man sich Sirup schüttet. Man kann es im Sommer beim Hanabi oder beim Straßenfest kaufen. Dort schmeckt es dann vorallem Süß und wenn man Pech hat, sind es richtige Eisklumpen. Inzwischen gibt es in Restaurants aber auch eine teuerere Variante, die natürlich etwas leckerer ist. Aber auf jedenfall eine super Erfrischung.

Kakigouri

Ich war letzte Woche noch mal in Yokohama mit Okaasan beim Hanabi, wo es womöglich noch überfüllter war und wir auch nicht richtig gut sahen. Trotzdem, beides mal war dasFeuerwerk überwältigend. Das Feuerwerk an Silvester, wo jeder irgendwelche Raketen abfeuert, ist einfach kein Vergleich. Hier ist jede Rakete genau geplant und es scheint immer noch besser zu werden. Manchmal ist der ganze Himmel hell von dem Feuerwerk, dann wieder gibt es einzelne Raketen, aber von denen hat es jede in sich. Man sitzt nur staunend da und ruft oder klatscht, wenn es besonders schön ist.

Hanabi überm Meer Hanabi Hanabi

 

O-Matsuri

Dann war ich natürlich auch beim O-Matsuri (Sommer-Straßenfest). Die sind gerade auch ständig. Dort gibt es Eis und Spiele und Essen und so. Ein beliebtes Spiel ist Goldfische fischen. Man hat eine kleine Kelle, die mit Papier bespannt ist und mit der man kleine Fische aus dem Wasser fischt, ohne dass das Papier zerreißt. Ich dachte immer, das sei total schwer, ist es aber eigentlich nicht. Wenn man will, darf man zwei Fische dann mit nachhause nehmen. Ich nahm sie mit und der eine starb schon am ersten Tag, der zweite, den mein Gastvater Tommy nannte, nach zwei Wochen. Besonders Tierfreundlich ist das Spiel nicht, gebe ich zu. Meine Gastfamilie hat übrigens selbst Goldfische, die Shiori vor sechs Jahren oder so beim O-Matsuri geangelt hat und die bis heute überlebt haben. Das ist aber eine große Besonderheit. Früher gab es übrigens auch ein Spiel mit Küken, hat Okaasan erzählt. Sie nahm als Kind eines mit heim und auch dieses Küken überlebte, gegen alle Erwartungen, bis es zu einem Hahn wurde, der morgens krähte. Da schenkten sie ihn einer anderen Familie, die ihn vermutlich aß.

Und ja, ich trug einen Yukata, das ist ein Sommerkimono. Die sind bequemer als richtig Kimonos, aber eigentlich immer noch ziemlich unbequem. Trotzdem macht es Spaß, sie zu tragen. In letzter Zeit sind sie auch wieder sehr beliebt geworden und man sieht öffters mal, vor allem, wenn Hanabi ist, Menschen, die Yukata tragen. Vor allem Mädchen, manchmal aber auch Männer (kakkou ii!)

Goldfische fischen Ich im Yukata

 

Ach so, ich war auch einmal zum Schwimmen am Strand in Chiba. Schon sehr anders als die Nordsee, wenn auch nicht viel wärmer, seltsamerweise. Aber die Wellen sind sehr groß, der Sand dunkel und am Strand ist alles voll mit angeschwemmtem Bambus. Außerdem fanden wir auch zwei tote Kugelfische oder so. Das ist aber was besonderes.

Kugelfisch (oder so)

Obwohl das erst die erste Ferienwoche war, höre ich jetzt hier mal auf und schreibe wann anders weiter. 

Pauline