Samstag, 20.09.2014

#37 Heute

Tiefpunkte

Blogs sind schön. Ich liebe das Schreiben und ich lese auch immer wieder ganz gerne welche. Aber manchmal machen sie mich fertig. Zum Beispiel letzten Montag. Da las ich in einer Pause vom Lernen einen Blog von einem Jungen, der vor einem Jahr in Japan war. Gut, er hatte Japanischunterricht seit er elf war, aber trotzdem fand ich es beeindruckend, dass er nach vier Wochen oder so schrieb, dass er sich inzwischen unterhalten könne. Nach drei Monaten war sein Lehrer der Ansicht, er sei jetzt bereit für "eine ganz neue Erfahrung" und er nahm von da an am gesamten Unterricht teil und schrieb auch alle Tests in allen Fächern mit, mit Ausnahme von Mathe, da kam er nicht mit. Nach sechs Monaten las er "Genji Monogatari", einen alten und berühmten Roman. Solange man selbst in Deutschland ist und das liest, kann man es toll finden oder auch denken, dass es normal ist, man kann von vornherein glauben, dass man das nicht schafft, oder man kann anfangen zu glauben, dass es bei einem selbst genauso wird. Aber wenn man selbst gerade in Japan ist, dann fängt man an zu denken, dass man zu wenig lernt (er schrieb, er habe jeden Abend um die zwei Stunden Grammatik oder Kanji gelernt), dass man sich nicht genug anstrengt, man kann nicht anders, als sich mit diesen Leuten zu vergleichen. Und ich habe mich total schlecht gefühlt. Auch ein anderer Junge schrieb, er habe es nach vier Monaten geschafft, bei den Examen in keinem einzigen Fach durchzufallen. Dass heißt ja, er hat auch Japanisch und Altes Japanisch und Bio und Geschichte und all diese Fächer gemacht, von denen ich noch nicht mal glaube, dass ich sie jemals verstehen werde. Man darf sich echt nicht mit anderen vergleichen, es macht einen fertig. Aber ich schaffe das nicht immer.

Andere Schulen

Heute war ich mit Yijun beim Bunkasai von Hamilt. Bunkasai ist "Kulturfest". Das ist vor allem wichtig für die Kulturclubs, also Orchester, Theater, Musikclub, die haben alle große Auftritte dort. Auch für den Teezeremonie wird es natürlich sehr wichtig. Ansonsten gibt es Spiele, die Klassen machen Cafes und man kann Essen oder auch andere Dinge kaufen. Das Bunkasai von Hamilts Schule ist nicht so spannent, meint Yutaro, es war auch wirklich nicht so besonders spannent, aber es war interessant, die Schule zu sehen. Natürlich habe ich sie auch gleich mal wieder mit meiner verglichen, aber diesmal war es einfach nur interessant. Die Schule ist nur Oberstufe aber wahrscheinlich größer als meine mit Mittelschule, es gibt, wie in den meisten Schulen, größere Sportanlagen als in meiner, und das Gebäude ist komplett anders. Nichts mit Holzboden und sauberen Fußböden, auf die man sich gerne setzt, sondern so ein grauer Kastenbau, mit grauen Linoleumplatten auf dem Boden und der Putz blättert von den Wänden. Meine Schule ist schon extrem schön, ist mir aufgefallen. Außerdem gibt es Jungen, wodurch es einfach komplett anders ist, alle kommen mir älter vor als auf meiner Schule. Und die Mädchen haben kurze Röcke, haben die obersten zwei oder drei Knöpfe ihrer Blusen geöffnet, tragen ihre Haare offen und haben sie teilweise sogar gefärbt. Auch die Locker für die Schuhe sind anders, sie sehen im Gegensatz zu denen in meiner Schule genau so aus, wie in Manga. Es gibt wirklich Schulen, die ganz genauso aussehen, wie die in Manga. Die Gebäude sehen genauso aus, die Flure, Klassenzimmer, Locker, Fenster. Sie haben riesige Sportanlagen, mit Tennis-, Fußball-, Baseball- und Volleyballfeldern, außerdem Schwimmbäder. Dann natürlich auch noch die Clubräume, manchmal eigene Gebäude nur mit Clubräumen. Es ist toll. Hamilt war außer sich vor Freude, dass wir kamen, es war wirklich lustig. Yijun und ich kauften Takoyaki (heiße Teigbällchen mit Tintenfisch drin), dachten darüber nach, wie schön es doch auf einer gemischten Schule sein muss (er ist auf einer Jungenschule) und warteten dann auf Hamilt, bis der mit Putzen fertig war. 

Und chinesische Schulen

In dieser Zeit unterhielten wir uns über alles mögliche, unter anderem über Schule in China. Yijun sagte nämlich, dass er hier keine Freunde hat. Auf seiner Schule haben die Clubs nämlich einen sehr hohen Wert, das heißt, es wird auch samstags und sonntags trainiert. Deshalb hat niemand Zeit und alle sind immer müde, und wenn es mal keinen Club gibt, lernen sie. Es gibt nicht mal richtiges Mittagessen, wie bei mir, wo man zusammensitzen und reden kann, denn alle essen schon in einer kurzen Pause, weil es in der Mittagspause Training gibt. Ich fragte ihn also, wie das denn in China ist, ob er da Freunde habe. Er sagte, dass er montags und dienstags bis zehn uhr abends Schule habe und an den anderen Tagen bis sieben. Dass aber an diesen anderen Tagen oft, wenn der Lehrer gerade nicht da ist, gefragt wird, wer mit zum Essen geht, und sie dann noch zusammen essen gehen. Und auch am Wochenende würde er oft mit Freunden was machen. Was er auch noch erzählte war, dass sie alle in der Mittelschule so neunzig von hundert Punken haben, so dass sie dann auf die Oberschule können. Im ersten Test in der Oberschule hatte er dann aber drei Punkte (natürlich von hundert). Der allerallerbeste hatte acht. Nun liegt der Durchschnitt immer bei so zwanzig bis dreisig Punkten. Man muss dazu sagen, dass man durchfällt, wenn man weniger als sechzig hat. Das ist doch vollkommender Schwachsinn!

Und zum Schluss endlich mal ein paar Bilder aus meiner Schule.

Das Schultor Ganz typisches Foto - katholische Schule Der Weg an den Tennisfeldern vorbei zum Schulhaus Der Schulhof (während Volleyballtournieren) Der Schulhof und das Oberschulgebäude Mein Klassenzimmer Die Turnhalle Die Sporthalle mit Sportplatz davor Das Schulhaus vom Sportplatz aus gesehen 

Pauline